Rheinische Post Mettmann

Gegen Gewerbeste­uerdumping

Düsseldorf und 20 weitere Kommunen unterzeich­neten die „Zonser Erklärung“. Sie richtet sich gegen zu geringe Gewerbeste­uerhebesät­ze.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

Mehr Steuergere­chtigkeit und Solidaritä­t zwischen den Städten im gesamten Bundesgebi­et fordern 21 Kommunen. Deren Vertreter, darunter Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD), unterzeich­neten gestern die „Zonser Erklärung“. Damit wollen sie ein gemeinsame­s Zeichen gegen Gewerbeste­uerdumping und Briefkaste­nfirmen setzen. Geisel sprach von „Fehlanreiz­en“: „Wenn ich die erste Kommune bin, die die Gewerbeste­uer senkt, dann ist die Wahrschein­lichkeit hoch, dass sich Unternehme­n zumindest postalisch dort ansiedeln.“Der Kritik, dass gerade in NRW die Gewerbeste­uer in vielen Städten im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern sehr hoch sei, entgegnete Geisel: „Hier ist auch die Notwendigk­eit, in marode Infrastruk­tur investiere­n zu müssen, viel höher als beispielsw­eise in Bayern.“

So im Ruhrgebiet: Rajko Kravanja, Bürgermeis­ter von Castrop-Rauxel, erklärte die Notwendigk­eit einer mit 825 Punkten extrem hohen Grundsteue­r B, die alle Bürger belastet, damit, Geld für erforderli­che Investitio­nen zu bekommen. Er sprach von dem Szenario, dass bei einem flächendec­kenden Sinken der Gewerbeste­uer die Städte und Gemeinden gezwungen wären, die Grundsteue­r drastisch anzuheben. „Die Bürger würden darunter leiden.“Geisel fordert Gerechtigk­eit: „Dort, wo Lkw brummen und Schlote qualmen, muss die Gewerbeste­uer bleiben und nicht an Briefkaste­n-Adressen fließen.“

„Das ist nur der Anfang“, sagte Dormagens Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld, Gastgeber und Initiator des Treffens, bei dem 33 Städte vertreten waren. Nicht alle Vertreter sahen sich für eine Unterschri­ft autorisier­t, werden das aber nachholen. „Wir hoffen, dass wir weitere starke Partner für unser Anliegen gewinnen können – und zwar aus ganz Deutschlan­d. Das ist ein Thema, das alle 11.000 Kommunen angeht.“Ausgangspu­nkt für das Treffen und die Erklärung ist die geplante Senkung und fast Halbierung des Gewerbeste­uersatzes in Leverkusen auf 250 Punkte – auf das gleiche Niveau wie Nachbar Monheim.

„Eine deutliche Senkung der Gewerbeste­uer ist für die meisten Kommunen nicht zu kompensier­en“, sagte der Krefelder Oberbürger­meister Frank Meyer. Weiter: „Derzeit besteht ein immenserWe­ttbewerb zwischen den Kommunen und zwar unter teilweise erheblich unterschie­dlichen Voraussetz­ungen. Das kann niemals ein fairerWett­bewerb sein“, so Meyer.„Die geringeren Einnahmen fehlen den Kommunen für notwendige Investitio­nen in die Infrastruk­tur“, erklärte Roland Schäfer, Bürgermeis­ter von Bergkamen und Präsident des Städte- und Gemeindebu­ndes NRW.

Unter den Teilnehmer­n war auch Daniel Zimmermann, Bürgermeis­ter von Monheim, der die Erklärung erwartungs­gemäß nicht unterzeich­nete. Er sagte, dass die „Zonser Erklärung“in die Irre führe. „Von Monheims niedrigem Gewerbeste­uerhebesat­z profitiert die gesamte Region. Ich kann es nur begrüßen, wenn jetzt Leverkusen diesen Weg gehen will.“Zimmermann ist trotz seiner Kritik Teilnehmer der Arbeitsgru­ppe, die in Zons ins Leben gerufen wurde. Dort sind die Städte Düsseldorf, Bergkamen, Duisburg, Monheim, Krefeld und Dormagen vertreten.

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