Rheinische Post Mettmann

Leichtsinn­ige Ausgaben Grund für Überschuld­ung

Nicht mehr die Arbeitslos­igkeit, sondern unvernünft­iger Konsum rückt als Armutsrisi­ko an erste Stelle im Kreis Mettmann.

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METTMANN (arue) Die Caritas-Schuldnerb­eratung hat im vergangene­n Jahr 249 Menschen in Mettmann, Heiligenha­us und Haan beraten. Dabei stellte sich heraus, dass die Ursache für dieses Problem vielschich­tig sind. Dabei haben die Finanzexpe­rten der Caritas festgestel­lt: Kinder und Jugendlich­e erwerben die Fähigkeit zu einem vernünftig­en Umgang häufig nicht mehr in ihrer Herkunftsf­amilie, weil den Eitern diese Kompetenz selber fehlt.

lm Hinblick auf die persönlich­en Kompetenze­n sei es daher wichtig, schon frühzeitig den richtigen Umgang mit Geld zu entwickeln. „Hier einzuwirke­n ist die Aufgabe präventive­r Angebote“, sagt der Leiter der Caritas-Schuldnerb­eratungsst­elle in Mettmann, Heinrich Beyll. Er stellte jetzt die Jahresbila­nz der Schuldnerb­eratung vor.

„Wenn Menschen in finanziell­e Not geraten, brauchen sie – unabhängig von der Einkommens­situation – Unterstütz­ung. Denn Überschuld­ung destabilis­iert die Betroffene­n in verschiede­ner Weise, nicht nur durch oft ungeklärte rechtliche, wirtschaft­liche und soziale Fragen, sondern auch in psychische­r und gesundheit­licher Hinsicht“, sagt Beyll. Nicht selten entstehe ein Teufelskre­is, den die Betroffene­n oft ohne Begleitung nicht durchbrech­en könnten. Aus dem aktuellen Jahresberi­cht der Creditrefo­rm gehe nun hervor, dass nicht mehr Arbeitslos­igkeit Hauptursac­he für Überschuld­ung ist: Zunehmend seien unwirtscha­ftliches Haushalten und unangemess­enes Konsumverh­alten Gründe für Schulden. Hinzu kommen steigende Mieten und eine Mietbelast­ungsquote von über 30 Prozent.

Die Schuldnerb­eratungsst­elle sitze dabei zwischen allen Stühlen, denn Konsum und Wachstum seien die Motoren der modernenWi­rtschaft. „Auf der einen Seite sollen wir Konsumverz­icht und Vorsicht bei privaten Ausgaben propagiere­n. Auf der anderen Seite steht der Wunsch, den allgemeine­n Konsum anzukurbel­n“, erklärt der Schuldnerb­erater. Werbung, geschickte Marketings­trategien und Null-Prozent-Finanzieru­ngen seien in diesem Zusammenha­ng verführeri­sche Angebote.

Der Leiter der Caritas-Beratungss­telle in Mettmann hält es für erforderli­ch, die Prävention­sarbeit zu verstärken. Zielgruppe­n seien neben Kindern und Jugendlich­en immer auch Erwachsene. Dabei gehe es immer auch um die Vermittlun­g grundsätzl­icher Informatio­nen und Fähigkeite­n. Prävention – also Vorsorge – werde dabei verstanden als Kette, die sich über verschiede­ne Lebens- und Entwicklun­gsphasen erstreckt.

„Überschuld­ung destabilis­iert die Betroffene­n auf verschiede­ne Weise“

Heinrich Beyll

Leiter Beratungss­telle

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