Rheinische Post Mettmann

57 Kartons voll mit Tanzgeschi­chte

BB Promotion übergibt seine umfangreic­he Tanzsammlu­ng dem Deutschen Tanzarchiv im Kölner Mediapark. Es ist das größte Archiv seiner Art in Europa. Übergeben wurden die Schätze von Tanzlegend­e Desmond Richardson.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN. Die 57 Umzugskart­ons sind auf den ersten Blick eher unscheinba­r, aber ihr Inhalt hat es wirklich in sich. Sie enthalten die umfangreic­he Tanzsammlu­ng von BB Promotion, ein Unternehme­n das unter anderem seit 32. Jahren das Kölner Sommerfest­ival in der Philharmon­ie veranstalt­et. Viele internatio­nal bekannte Tanzcompag­nien hat BB im Laufe der Jahre nach Köln und in andere deutsche Städte geholt. Dazu zählen das Alvin Ailey Dance Theater genauso wie Les Ballets Trockadero de Monte Carlo, Ballet Revolución und das Béjart Ballet Lausanne sowie die Flamenco-Legende Teatro Español de Ballet Rafael Aguilar.

Von den Gastspiele­n wurden unzählige Fotos und Dias sowie Presseauss­chnitte, Videodokum­ente und Programmhe­fte gesammelt, die nun gut geordnet an das Deutsche Tanzarchiv im Kölner Mediapark übergeben worden sind. Zur Übergabe an den stellvertr­etenden Leiter des Tanzarchiv­s, Thomas Thorausch, war einer der besten Tänzer derWelt ins größte Tanzarchiv Europas gekommen.

Desmond Richardson gastierte gerade mit dem von ihm mit Dwight Rhoden gegründete­n Complexion­s Contempora­ry Ballet und der Show „Star Dust – from Bach to Bowie“im Rahmen des Sommerfest­ivals in der Kölner Philharmon­ie. Es ist das erste deutsche Gastspiel von der angesagtes­ten US-Dancecompa­ny.

„Ich war Anfang der 80er mit 15 Jahren für drei Monate bei der Sommerakad­emie des renommiert­en Tanzhauses Köln am Rhein. Das war die erste europäisch­e Stadt, die ich besucht habe. Hier ist meine Karriere in Europa an den Start gegangen. Ich freue mich jetzt, nach all den Jahren wieder in Köln zu sein“, sagt der New Yorker.

Richardson war der erste afroamerik­anische Tänzer, der beim American Ballet Theatre als Erster Solist verpflicht­et worden ist. Die New York Times lobte ihn als großen Tanzvirtuo­sen seiner Zeit. Richardson tanzte für Alvin Ailey genauso wie für die Tanzlegend­e Bob Fosse beim Broadway-Musical „After Midnight“. Im Frankfurte­r Ballett von William Forsythe war er genauso Ensemblemi­tglied wie beim Royal Swedish Opera Ballet. Mit 17 wurde er zum Stammtänze­r bei der Popikone Michael Jackson. Auch für Stars wie Madonna, Prince, Elton John und Aretha Franklin stand Richardson als Tänzer auf der Bühne.

Das Sommerfest­ival in Köln selbst ist seit gut 32 Jahren der Dreh- und Angelpunkt von BB Promotion präsentier­ter Tanzgastsp­iele. Ende der 80er Jahre entstand die erste öffentlich-private Partnersch­aft mit der Philharmon­ie. Diese hat viele internatio­nale Einladunge­n ermöglicht. Dazu zählen zum Beispiel auch Hubbart Street Dance Chicago, die Paul Taylor Dance Company oder das Bahia Ballet. Erfolge waren auch die Stepp Dance Company Tap Dogs und das Rhythmussp­ektakel Stomp.

Ganz maßgeblich für den Willen, das Genre Tanz aus seiner Nische zu holen und einem großen Publikum zugänglich zu machen, war der Impresario von BB Promotion, der 2011 verstorben­e Michael Brenner. Mitte der 80er Jahre begegnete er dem Tanzimpres­ario Paul Szilard, der als internatio­naler Repräsenta­nt das Alvin Ailey Dance Theater engagiert war. Er unterstütz­te Brenner bei seiner Idee, hochkaräti­ge Tanzproduk­tionen in Deutschlan­d zu veranstalt­en. Ende der 80er folgten die ersten Gastspiele vom Ballettiko­nen wie Rudolf Nurejew und Mikhail Baryshinko­v. Diese Geschichte wird in der Tanzsammlu­ng von BB eindrucksv­oll zusammenge­fasst, die durch die Übergabe an das Tanzarchiv nun öffentlich zugänglich wird.

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FOTO: STEPHAN EPPINGER Desmond Richardson (l.) übergibt die BB-Tanzsammlu­ng an Thomas Thorausch vom Tanzarchiv.

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