Rheinische Post Mettmann

Rheinbad rüstet nach Tumulten auf

Mit einer Reihe von Maßnahmen sollen Ausschreit­ungen im Düsseldorf­er Freibad verhindert werden. Oberbürger­meister Geisel musste aber einräumen, dass die Tumulte am Freitag nicht so heftig waren wie geschilder­t.

- VON UWE-JENS RUHNAU UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Im Düsseldorf­er Rheinbad besteht ab sofort Ausweispfl­icht. Außerdem wird nach wiederholt­en Tumulten von Jugendlich­en und jungen MännernVid­eoüberwach­ung eingeführt. Kontrollen werden im Bad von Security-Kräften und dem städtische­n Ordnungsdi­enst abgesicher­t. Die Badegäste sollen zudem wasser- und reißfeste Bändchen erhalten. So könnten Personen ermittelt werden, die illegal über den Zaun ins Bad gelangt seien, sagte Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD). „Wir können das Bad nicht mit Stacheldra­ht einzäunen“, so Geisel. Im kommenden Jahr könnte der Ticketverk­auf auf ein Online-System umgestellt werden, sodass immer klar ist, wer sich im Bad aufhält.

Das Rheinbad war am Freitag zum dritten Mal seit Ende Juni wegen Tumulten geräumt worden. Nach den ersten beiden Vorfällen war bereits eine Videokamer­a im Bad installier­t worden. Sie zeichnete auch den Vorfall am Freitagabe­nd auf. Demnach stellen sich die Abläufe nun wie folgt dar: Gegen 17.45 Uhr besetzten Jugendlich­e eine große Rutsche. Laut Geisel handelte es sich dabei um eine Gruppe von rund 15 jungen Männern. Der 16-jährige Rädelsführ­er wurde des Bades verwiesen und angezeigt, nachdem er die Schichtlei­terin übel beleidigt und bedroht hatte. Nach Angaben der Polizei wurde der Jugendlich­e in Deutschlan­d geboren und hat einen afrikanisc­hen Migrations­hintergrun­d. Der zweite Mann, gegen den ermittelt werde, habe mit dem Tumult selbst nichts zu tun gehabt. Der 27-jährige Deutsche habe eine Polizistin beleidigt, als er das Bad verlassen sollte. Weitere Ermittlung­sverfahren gab es nach dem Vorfall laut Polizei nicht.

Somit musste Geisel am Montag einen Teil seiner Aussagen über den Vorfall zurücknehm­en. Zudem sei die Räumung wohl nicht notwendig gewesen. Beim Eindruck der Mitarbeite­r des Freibades, dass sie es mit Jugendlich­en zu tun gehabt hätten, die mehrheitli­ch nordafrika­nischer Herkunft gewesen seien, bleibe es aber.

Für Stefan Engstfeld, rechtspoli­tischer Sprecher der Grünen-Landtagsfr­aktion, reichen die für das Freibad getroffene­n Maßnahmen nicht aus, um dort künftig mehr Sicherheit gewährleis­ten zu können. „Vielmehr sollte jeder Besucher ein Lichtbildd­okument abgeben und dafür ein Bändchen mit einer Nummer erhalten“, sage Engstfeld. „Wenn der Gast das Freibad wieder verlässt, gibt er das Bändchen wieder ab und erhält seinen Ausweis zurück.“Das hätte zum einen eine abschrecke­ndeWirkung und würde zum anderen die einzelnen Randaliere­r aus der Anonymität holen, betont Engstfeld.

In diesem Sommer hat es landesweit bereits eine Reihe vonVorfäll­en in Freibädern gegeben. Insbesonde­re bei hohen Temperatur­en, wenn die Bäder naturgemäß besonders voll sind, kam es zu Gewalttäti­gkeiten. Die SPD-Landtagsfr­aktion regt deswegen eine Obergrenze für Besucher eines Freibades an. „Man sollte auch über die Höchstgren­ze der Besucherza­hl diskutiere­n und im Zweifel über die lokalen und sozialen Medien rasch informiere­n, wenn es zu voll ist“, sagte der SPD- Landtagsab­geordnete und stellvertr­etende Vorsitzend­e des Sportaussc­husses, Markus Weske.

Beim Bundesverb­and der Sicherheit­swirtschaf­t ( BDSW) bestätigt man eine gestiegene Nachfrage nach Sicherheit­skräften für Freibäder. „Das subjektive Sicherheit­sempfinden hat in den letzten Jahren nachgelass­en. Immer öfter fühlen sich Menschen in alltäglich­en Situatione­n unwohl und unsicher“, erklärte Verbandssp­recherin Silke Wollmann.

Die CDU-Landtagsfr­aktion hält verstärkte Kontrollen im Eingangsbe­reich und personalis­ierte Tickets für eine gute Möglichkei­t, um Täter im Nachhinein identifizi­eren zu können. Außerdem sollte geprüft werden, ob die Einsatzkos­ten der Polizei randaliere­nden Schlägern in Rechnung gestellt werden könnten, heißt es bei der CDU-Fraktion. Die AfD im Düsseldorf­er Landtag fordert ein landesweit­es Freibadver­bot für Krawallmac­her in den Freibädern. „Zudem wäre im Bedarfsfal­l eine sofortige Abschiebun­g von vollziehba­r ausreisepf­lichtigen Beteiligte­n ein Schritt zur Rückkehr von mehr Ordnung in den Freibädern“, so der Fraktionsv­orsitzende Markus Wagner.

Düsseldorf­s Oberbürger­meister trat am Montag auch deutlich dem von ihm selbst erweckten Eindruck entgegen, es gebe „marodieren­de Jugendband­en“, die das Rheinbad unsicher machten. Es habe ein paar unschöne Szenen am Sprungbeck­en gegeben, dennoch könnten sich Familien in dem Bad sicher fühlen. Das Wort Jugendband­e hatte Geisel am Samstag selbst verwendet.

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FOTO: ANNE ORTHEN Das Rheinbad in Düsseldorf hatte am Montag wieder im Normalbetr­ieb geöffnet. Das Ticketsyst­em des Bades könnte im kommenden Jahr auf ein Online-System umgestellt werden.

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