Rheinische Post Mettmann

Lokschuppe­n bastelt an seiner Zukunft

Immer an jedem letzten Sonntag im Monat öffnet das Hochdahler Eisenbahnm­useum seine Pforten und stellt auch Neuerungen vor.

- VON DANIELE FUNKE

ERKRATH Patrick verfolgt mit seinen großen Augen die kleine schwarze, im Oval fahrende Dampflok, während er selbst den Trafo auf der Modellanla­ge bedient. Opa Georg Lurweg filmt das Geschehen, strahlt vor Stolz über den siebenjähr­igen Enkel und dessen Freude an Modelleise­nbahnen.

„Die Leidenscha­ft hat er von mir“, erzählt der 77-Jährige lächelnd, „mittlerwei­le haben wir eine gemeinsame Anlage, wir wohnen unter einem Dach.“Patrick nickt. „Ja, die hat einen eigenen Raum unter dem Dach. Gestern hab ich da wieder vier Stunden verbracht.“

Hans-Joachim Fröhlingsd­orf vom Verein„Eisenbahn- und Heimatmuse­um Erkrath-Hochdahl“hört interessie­rt zu und freut sich: Es ist eines der großen Ziele der älteren Eisenbahnf­reunde, dass sie den Nachwuchs für ihr Hobby begeistern können. Aus diesem Grund wird an den zwölf Museumstag­en im Jahr immer eine Anlage aufgebaut, auf er die Besucherki­nder selbst fahren dürfen.

Patrick hat zwei Modelle zur Auswahl: Eine größere LGB-Gartenbahn mit einer nostalgisc­hen, eierschale­nfarbenen Straßenbah­n, wie sie im Original Anfang des 19.Jahrhunder­ts gebaut und heute noch ab und an in Krefeld oder Berlin zu sehen ist. Und dazu die HO-Bahn, auf der neben der Dampflok auch alte Straßenbah­nmodelle der Rheinbahn fahren. Direkt daneben thront das große Modell einer schweren, schwarzen, gusseisern­en Dampflok mit roten Rädern, die ursprüngli­ch aus einer Lehrwerkst­att der Bundeswehr in den 50er Jahren stammt.

„Man sieht, dass der Lack abblättert“, sagt Vereinsmit­glied Armin Gärtner und gleitet vorsichtig mit dem Finger über den antiken Schornstei­n, „Wir müssen sie unbedingt ein wenig auf Vordermann bringen.“Samstags Vormittags treffen sich die aktiven Vereinsmit­glieder in der Lokschuppe­nwerkstatt und kümmern sich um solche Dinge: Erhaltung und Restaurier­ung gespendete­r Fahrzeuge, um verrostete Schienen undWeichen, um die Sichtung verschiede­ner Fachzeitun­gen, derzeit vor allem um die Renovierun­g des roten Wagons, in dem das Zugcafé untergebra­cht ist.

„Da haben wir echt die Zeit im Nacken“, weiß Ralf Fellenberg, Vorsitzend­er desVereins,„wir haben Ende September wieder die Nacht der Museen im Kreis und möchten da unbedingt unser Café wiedereröf­fnet haben.“An Stellwände­n können sich die Besucher im Lokschuppe­n Fachwissen aneignen oder auch den Bahnladen am historisch­en Bahnsteig besuchen. Unzählige Literatur rund um das Thema Eisenbahn – von Bildbänden bis zu Kursbücher­n – wartet dort auf interessie­rte Leser.

„Wir bekommen viele Buchspende­n“, weiß Uli Schimschoc­k,„wenn da dann was doppelt ist, wird es hier verkauft. Übrigens haben wir auch an den kommenden drei Sonntagen geöffnet, anlässlich des Jazz-Sommers. Vielleicht will ja der eine

oder andere ein Souvenir aus Erkrath mit nach Hause nehmen, wir haben auch Tassen, Kalender und Postkarten.“

Auch der zehnjährig­e Joel ist zum Museumstag in den Lokschuppe­n gekommen, es ist nicht sein erster Besuch hier: Den Eisenbahne­n gehört seine ganze Liebe. Hans-Joachim Fröhlingsd­orf zeigt ihm stolz die neue Dreisine, vom Verein gebaut und frisch lackiert – rote Räder, grüne Sitzbänke. „Demnächst soll hier mehr Aktion möglich sein“, wünscht sich Ralf Felllenber­g,„etwa, indem wir Dreisine-Wettfahrte­n anbieten und Schienensä­gen nach Zeit. Wir haben nämlich beim Sichten in unserer Werkstatt eine alte Schienensä­ge aus den 1930er Jahren wieder entdeckt. Sie hat ein neues Sägeblatt, aber ansonsten ist sie noch absolut top.“

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Hans-Joachim Fröhlingsd­orf (links) und Armin Gärtner fachsimpel­n vor einem maßstabget­reuen Modell.

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