Rheinische Post Mettmann

Jazzer bringen ihr Publikum zum Lächeln

In der Kulturkath­edrale Schlupkoth­en war jetzt Lutzemanns Jazzkapell­e zu Gast. Die Resonanz war bestens.

- VON HEIKE BARTELS

WÜLFRATH Obwohl sich die Sonne an diesem trüben Sonntag ausnahmswe­ise mal rar macht, ist die Stimmung in der Kathedrale in Schlupkoth­en bestens: Jörg Kuhfuß singt zumindest über„Wochenend’ und Sonnensche­in“. Dabei hat er ein so strahlende­s Lächeln im Gesicht, dass man einfach zurück lächeln und mitswingen muss.„When you‘re smiling“stimmt Bandkolleg­e Michael Schneider an – und beide singen und lächeln um dieWette.

Das steckt an. Eine ältere Dame singt fröhlich mit: „Wir kommen immer hierher“, erzählt sie, „und Lutzemanns Jazzkapell­e mögen wir sehr.“Es ist wieder Kulturzeit in der Kathedrale Schlupkoth­en: Die an diesem Sonntag fünfköpfig­e Band war schon öfter inWülfrath zu Gast. „Sie haben eine riesen Fangemeind­e“, kommentier­t Veranstalt­er Bernd Kiscinski, der sich über die gute Resonanz an diesem Nachmittag freut.

„Hier ist einfach alles stimmig“, zeigt sich auch Bandleader Lutz Eikelmann zufrieden. „Vom Erleben her gefällt es uns in einer kleinen Location meist besser. Wir sind näher am Publikum, können besser interagier­en und kriegen die Reaktion auf die Musik besser mit.“Spontan und humorvoll spricht er zwischen den Stücken über die Entstehung des Jazz, die Bandmitgli­eder oder die „dicken Sauerlände­r“, die die Zuschauer erst in der Pause genießen dürfen.

„Wir spielen traditione­llen Jazz, der eher in Richtung Dixieland und Swing geht“, erklärt er. Und Michael Schneider ergänzt: „Es ist unsere Aufgabe, die Musik so zu präsentier­en, dass es allen gefällt.“Jazz sei eigentlich zeitlos, meint Eikelmann, aber man muss ihn mögen:„Entweder er geht in die Beine oder nicht.“

Beim Publikum geht er zumindest in den Körper – es wird nicht ruhig auf den Stühlen gesessen, sondern rhythmisch mit gewippt. Und es gibt viel Applaus für die Musiker, die allesamt echte Könner auf ihren Instrument­en sind: Siggi Kramer, der beim Sousaphon spielen ganz schön ins Schwitzen und aus der Puste kommt: Das Tuba ähnliche Blasinstru­ment mit einem riesigen nach vorne gerichtete­n Schalltric­hter verlangt echten Körpereins­atz. Jörg Kuhfuß singt nicht nur, sondern spielt das trompeten-ähnliche Kornett, Michael Schneider die Posaune und Lutz Eikelmann die kleine Trommel – mal kräftig mit Schlegeln, mal sanft mit sogenannte­n „Jazzbesen.“Am Banjo überzeugt Udo Jägers, der mit fast 80 Jahren das älteste Bandmitgli­ed ist.

Jazzklassi­ker wie „Georgia on my mind“, das eher ruhige „Way down upon the Swannee River“oder das temperamen­tvolle „Isle of Capri“scheinen viele zu kennen. Dennoch habe es der Jazz in der heutigen Zeit nicht ganz leicht, erzählt Lutz Eikelmann. Zwar würden sich auch Jüngere für die Musikricht­ung interessie­ren, aber eine Band allein reiche oft nicht, um von der Musik zu leben. „Wir hatten im letzten Jahr aber unser 25-jähriges Bandbesteh­en und treten deutschlan­dweit auf“. An das Publikum gerichtet sagt er lachend: „Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass Musiker irgendwann wieder mehr als Anwälte verdienen.“

Die Gäste genießen den„beswingten“Nachmittag und das leckere Essen des Kulturteam­s und kommen gerne wieder. „Hier spielen immer tolle Bands, ich komme oft“, sagt eine Wuppertale­rin, die gleich zwei Freundinne­n mitgebrach­t hat.

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ACHIM BLAZY ?? Lutzemanns Jazzkapell­e brachte Lieder mit einem guten Groove mit – von Anfang an ging das Publikum mit.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Lutzemanns Jazzkapell­e brachte Lieder mit einem guten Groove mit – von Anfang an ging das Publikum mit.

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