Vermitteln statt kämpfen
Die Folgen von Trumps desaströser Auf kündigungspolitik sind jetzt im Persischen Golf zu beobachten. Die Tankerkrise mit dem Iran eskaliert, Europa droht die Spaltung. Hoffentlich bewahrt die Koalition in Berlin die Nerven. INFO Die größten Einsätze der
Schon die Art der Anfrage offenbart das gestörte deutsch-amerikanische Verhältnis. Wenn es um Krieg und Frieden geht, um eine so brisante Lage wie in der Straße von Hormus, könnte sich der US-Präsident an die Kanzlerin wenden und mit ihr die deutsche Unterstützung ausloten. Oder der US-Außenminister würde seinen deutschen Amtskollegen anrufen. Es gäbe viel zu besprechen, zu mahnen und zu warnen, und man würde versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Berlin würde sich nicht wegducken, denn die Sicherheit von Handelsschiffen im Persischen Golf geht alle an. Jede Nation könnte durch Teheran unter Druck geraten. Heute Großbritannien, morgen Deutschland. EU-Staaten würden zusammenhalten und die USA an deren Seite stehen. Vertrauen unter Verbündeten.
Doch seit Donald Trump US-Präsident ist, geht das anders. Er hat zwar keinen Tweet an Angela, wie er Merkel gerne nennt, abgesetzt und Germany einen Deal vorgeschlagen und seine 60 Millionen Follower über seine Militärpläne auf dem Laufenden gehalten. Aber das am Dienstag bekannt gewordene Vorgehen amerikanischer Diplomaten war für die Bundesregierung trotzdem gewöhnungsbedürftig. So sehr, dass manch einer die Demarche zunächst für Fake News hielt.
Der Deutschen Presse-Agentur teilte eine Sprecherin der US-Botschaft in Deutschland am Dienstag auf Anfrage dies mit:„Wir haben Deutschland förmlich gefragt, zusammen mit Frankreich und Großbritannien bei der Sicherung der Straße von Hormus mitzuhelfen und iranische Aggression zu bekämpfen. Mitglieder der Bundesregierung haben klar gesagt, dass die Freiheit der Seefahrt geschützt werden sollte. Unsere Frage ist: Von wem?“
Da mussten Experten in Koalition und Regierung erst einmal die Luft an
halten. In der Diplomatie muss jedes Wort gewogen werden. Unabhängig von der recht schnoddrigen Formulierung der Frage im Tone Trumps, provoziert der Inhalt deutsche Distanz. Die Bündnis-Partner wissen um die Alarmglocken, die in Berlin schrillen, wenn Merkel und Heiko Maas einen solchen Satz hingeklatscht bekommen: „… iranische Aggression zu bekämpfen“. Ins Deutsche übersetzen Verteidigungsexperten das nämlich so: Kampfeinsatz gegen den Iran.
Gegen ein Land, mit dem nach jahrelangen Bemühungen 2015 ein Atomabkommen abgeschlossen, eine neue Basis ohne alte Sanktionen gefunden und Wirtschaftsbeziehungen wieder aufgenommen wurden. Dann aber fiel Trump nichts Besseres ein, als daraus auszusteigen, was zu einer gefährlichen Eskalation geführt hat. Und nun sucht er Verbündete, die das mit ihm ausbaden – in einer Mission, die die USA anführen. Das lehnt die Bundesregierung ab. Die Koalitionspartner Union und SPD nähern sich der Debatte allerdings von unterschiedlicher Seite, weswegen es nach einem neuen Zerwürfnis aussieht, obwohl sich beide auf ein Ziel einigen können.
Die SPD betont das scharfe Nein der US-Strategie des „maximalen Drucks“. Der kommissarische Fraktionschef und Außenexperte Rolf Mützenich sagte unserer Redaktion: „Jede von den USA geführte Militärmission könnte auch zu einer weiteren Konfrontation zwischen dem Iran und Saudi-Arabien führen. Die Sozialdemokraten jedenfalls werden einer solchen Mission im Bundestag nicht zustimmen.“Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen wirbt unterdessen für einen eigenständigen europäischen Einsatz mit deutscher und französischer Beteiligung parallel zur US-Operation „Sentinel“(Wache). Das widerspricht sich nicht. Es lenkt aber den Blick auf die Gefahr eines weiteren Dramas: die Spaltung Europas, weil Großbritannien nicht nur Syrien und Irak Seit 2015 arbeitet die Bundeswehr mit der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat (IS) zusammen. Die Mission läuft unter dem Namen „Counter Daesh“. Daran sind momentan 440 Soldaten beteiligt, die Obergrenze liegt bei 800 Soldaten. Diese erfüllen folgende Aufgaben: Luftaufklärung, Betankung von Flugzeugen, See- und Luftraumüberwachung sowie die Ausbildung von Kräften für die zentralirakischen Streitkräfte.
„Die SPD jedenfalls wird einer US-geführten Mission nicht zustimmen“
Rolf Mützenich Kommissarischer SPD-Fraktionschef
Mali Die Bundeswehr ist in Mali gleich zweifach aktiv. Am größeren Einsatz („Minusma“) sind 904 Soldaten beteiligt. Seit 2015 unterstützt die Bundeswehr die UN in den Bereichen Führung, Verbindung, Beobachtung, Beratung und Ausbildung. Ziel ist die Stabilisierung und Wiederherstellung der staatlichen Integrität gegen islamistische Terroristen.
Afghanistan Hier läuft seit Dezember 2001 der größte Einsatz der Bundeswehr. Im Rahmen des „Nato Resolute Support“sind 1271 deutsche Soldaten in Afghanistan stationiert. Aufgaben sind die Beratung, Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte. Anlass für den Einsatz waren die Terroranschläge von Al Kaida in den USA und der Krieg gegen die Taliban.