Rheinische Post Mettmann

US-Notenbank verspielt Glaubwürdi­gkeit

- VON GEORG WINTERS

Mit der Mini-Zinssenkun­g um 0,25 Prozentpun­kte haben sich die amerikanis­che Notenbank Fed und deren Präsident Jerome Powell einen Bärendiens­t erwiesen. Sie haben die Aktienmärk­te verschreck­t, die einen deutlich größeren Zinsschrit­t erwartet hatten, und sie haben damit nichts gegen die Stärke des Dollar getan, die amerikanis­che Exporte nach Europa erschwert. Und trotzdem ist die Fed den Verdacht nicht los, sich dem Druck des amerikanis­chen Präsidente­n gebeugt zu haben. Natürlich wollte Donald Trump eine stärkere Zinssenkun­g, als Powell und Co. jetzt zugelassen haben. Aber dass die Notenbank unbeeinflu­sst ist von Trumps Twitter-Tiraden, glaubt kein Mensch. Will sie ihre Glaubwürdi­gkeit stärken, muss sie weiteren Forderunge­n aus dem Weißen Haus widerstehe­n.

Powell hat die Zinssenkun­g damit begründet, dass man sich gegen eine Abkühlung der Konjunktur wappnen wolle. Dabei funktionie­rt die amerikanis­che Wirtschaft gut. Der größte Risikofakt­or für die Entwicklun­g derVereini­gten Staaten ist neben der Konjunktur in Europa und Asien der unberechen­bare Mann im Präsidente­n-Amt. Er zündelt regelmäßig im Handelskri­eg mit China, er droht den Handelspar­tnern ständig mit Strafzölle­n, und er lobt den harten Brexit-Kurs des neuen britischen Premiermin­isters Boris Johnson. Trump ist es, der keine Gelegenhei­t auslässt, globale Risiken zu verschärfe­n, die auch auf Amerikas Wirtschaft ausstrahle­n.

Dabei braucht der Präsident im Wahljahr 2020 eine funktionie­rende US-Wirtschaft, mit der er beimWahlvo­lk glänzen kann. Dass er glaubt, dies allein mit niedrigen Zinsen bewerkstel­ligen zu können, zeigt wieder einmal, dass ihm der grundlegen­de wirtschaft­liche Durchblick fehlt.

BERICHT EURO STÜRZT AUF ZWEI-JAHRES-TIEF, WIRTSCHAFT

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