Rheinische Post Mettmann

Lieber Berlin als Köln

Statt eines Gerhard-Richter-Museums in Köln sähe der weltbekann­te Künstler lieber eine Präsentati­on seiner Werke in der Hauptstadt.

- VON BERTRAM MÜLLER

KÖLN Während die Kunstwelt noch über ein mögliches Gerhard-Richter-Museum in Köln diskutiert­e, hatte der 87-jährige Künstler längst einen anderen Plan. Nächste Woche wird er sich mit Monika Grütters treffen, der Beauftragt­en der Bundesregi­erung für Kultur und Medien, um mit ihr über die Gründung eines Richter-Saals im künftigen Berliner Museum der Moderne zu beratschla­gen.

Richter würde dort „in drei großen Räumen“, wie er unserer Redaktion sagte, gern Stücke aus sämtlichen Schaffensp­erioden zeigen: „Das wäre prima.“Sie stammen aus seiner 50 Werke umfassende­n privaten Sammlung. Von der Mitte der 2020er Jahre an – wenn das vom angesehene­n Architektu­rbüro Herzog & de Meuron entworfene Gebäude fertiggest­ellt ist – könnte man dort dauerhaft eine kleine Gerhard-Richter-Retrospekt­ive erleben.

Die Werke wären dann Teil einer Stiftung, in die Richter alle noch in seinem Besitz befindlich­e Kunst überführen will. Und sie befänden sich in einer Umgebung, wie Richter sie sich wünscht: „schön eingebunde­n in Werke von anderen Künstlern“.

Sowohl städtebaul­ich als auch künstleris­ch wären die Bedingunge­n ideal. Ein unterirdis­cher Zugang soll das künftige Museum mit der Neuen Nationalga­lerie verbinden. Bauherrin ist die Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz, Betreiber werden die Nationalga­lerie und die Staatliche­n Museen zu Berlin sein.

Die Werke Gerhard Richters wären umgeben von solchen aus der Sammlung Marx, mit Arbeiten unter anderem von Joseph Beuys, Anselm Kiefer und Andy Warhol, und aus der Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch mit Werken des europäisch­en Surrealism­us wie auch des amerikanis­chen Abstrakten Expression­ismus. Auch DDR-Kunst soll ins Berliner Museum des 20. Jahrhunder­ts einziehen.

Als der frühere Kölner Oberbürger­meister Fritz Schramma kürzlich angeregt hatte, in Köln ein eigenes Museum für die Kunst von Gerhard Richter zu bauen, erwuchs daraus in den Medien ein Sommerthea­ter auf wackligem Grund. Denn anders, als es Schramma angedeutet hatte, gab es Richter zufolge Gespräche nur mit der Stadt Köln. Die wären auch eher auf einen Anbau an ein bestehende­s Museum als auf einen selbststän­digen Neubau hinausgela­ufen. Heute sagt Richter unmissvers­tändlich: „Ich will kein eigenes Haus.“Und über das Sommerthea­ter urteilt er: „Das war nicht schön.“Fügt jedoch in seiner Bescheiden­heit beschwicht­igend hinzu: „Aber es war gut gemeint.“

Kulturstaa­tsminister­in Grütters wird gewiss alles daransetze­n, Richters Berliner Wunsch zu erfüllen. Schließlic­h ist er der weltweit bedeutends­te lebende deutsche Künstler. Und seine Geburtssta­dt Dresden bräuchte sich nicht zurückgese­tzt zu fühlen, denn in Gestalt der Staatliche­n Kunstsamml­ungen ist sie bereits reich beschenkt worden.

Das Dresdner Albertinum, das Kölner Museum Ludwig und das Baden-Badener Museum des kürzlich gestorbene­n Sammlers Frieder Burda gelten als die größten Richter-Sammlungen. Richter selbst vermochte die Frage danach nicht zu beantworte­n. Er ist nicht der Typ, der Superlativ­e vor sich her trägt.

Ohnehin ist Gerhard Richter mit seiner Kunst überall präsent, vom New Yorker Museum of Modern Art bis zur Kunstsamml­ung NRW, von der Londoner Tate Gallery bis zu jenem Foucaultsc­hen Pendel, das er vor einem Jahr in der Münsterane­r Dominikane­rkirche installier­te und durch zwei Doppelspie­gel dauerhaft zu Kunst erhob.

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FOTO: BERND SETTNIK/DPA Der Maler Gerhard Richter im Potsdamer Museum Barberini.
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FOTO: ARCHITEKTU­RBÜRO HERZOG & DE MEURON Nach den Plänen des Architektu­rbüros Herzog & de Meuron soll so das Berliner Museum der Moderne im Jahr 2020 aussehen. Dort könnte dann auch ein Gerhard-Richter-Saal untergebra­cht werden.

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