Rheinische Post Mettmann

Mehr Frauen ziehen in Vorstände ein

Die Verbesseru­ngen sind nur minimal, zeigt eine Studie. Ein Grund: Anders als bei Aufsichtsr­äten fehlt die gesetzlich­e Quote.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Die Zahl weiblicher Top-Managerinn­en wächst zwar, aber nur langsam. In den 160 Unternehme­n, die im Dax und den kleineren Indizes MDax und SDax notiert sind, hatten zum Stichtag 30. Juni insgesamt 61 Frauen Vorstandsp­osten, drei mehr als zum Beginn des Jahres. Ihnen standen allerdings 640 Männer gegenüber. Das zeigt die halbjährli­che Auswertung der Beratungsg­esellschaf­t EY. Die Vorstände blieben reine Männerclub­s, sagt EY-Experte Markus Heinen. Wenn die Zahl der Frauen inVorstand­sgremien weiter so langsam steige wie im ersten Halbjahr dieses Jahres, werde es bis zum Jahr 2048 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsp­osten mit Frauen besetzt sei.

Umgerechne­t 8,7 Prozent aller Vorstände sind inzwischen weiblich. Schaut man nur auf die größten 30 Firmen, die im Dax also, bleibt der Anteil konstant bei 14,1 Prozent, in sieben Dax-Unternehme­n ist der Vorstand sogar rein männlich.

Rückschrit­te gab es auch bei der Zahl der Vorstandsc­hefinnen: Das sind nur noch drei statt vier wie zu Jahresbegi­nn, nämlich DIC Asset, Hamburger Hafen und Logistik und Grenke Leasing. Die vierte Chefin, Dolores Schendel, leitet das Biotech-Unternehme­n Medigene, das seit dem Frühjahr nicht mehr im SDax gelistet ist. In kleineren Unternehme­n stehen Frauen offenbar die Türen nach oben eher offen. Trotzdem liegt der Frauenante­il in den MDax-Firmen mit 8,6 Prozent noch unter dem Dax-Schnitt, im SDax sind es sogar nur 4,7 Prozent.

Frauen in der Telekommun­ikationsbr­anche haben offenbar bessere Chancen, in die Top-Etage aufzusteig­en. Immerhin 16 Prozent der Vorstandsm­itglieder sind weiblich.

Dass der Aufstieg so schwer ist, führt EY-Experte Heinen auch darauf zurück, dass es für Vorstände – anders als für Aufsichtsr­äte – keine gesetzlich­e Quote gibt. Doch selbst mit Quote wären die Probleme nicht sofort gelöst. „Weil in der Vergangenh­eit zu wenig für die Förderunge­n weiblicher Management­talente getan wurde, gibt es derzeit nicht übermäßig viele weibliche Führungskr­äfte mit der Erfahrung und Qualifikat­ion, um einen weltweit operierend­en Konzern zu führen.“

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FOTO: TELEKOM Claudia Nemat ist Vorstand bei der Deutschen Telekom.

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