Rheinische Post Mettmann

Euro stürzt auf ein Zwei-Jahres-Tief

Die Zinssenkun­g der amerikanis­chen Notenbank Fed erfüllt die Erwartunge­n an den Finanzmärk­ten nur teilweise. Manche halten den Schritt für merkwürdig. US-Präsident Trump ist mit dem Ausmaß der Zinssenkun­g unzufriede­n. Der amerikanis­che Notenbank-Präsident

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Nach der Zinssenkun­g der amerikanis­chen Notenbank Fed haben die Aktienmärk­te in Deutschlan­d und Europa nach anfänglich­en Verlusten wieder zugelegt. Börsianer hatten einen stärkeren Rückgang erwartet als die 25 Basispunkt­e, um die die Fed die Zinsspanne senkte – auf nun 2,0 bis 2,25 Prozent. Aktienmärk­te profitiere­n normalerwe­ise von einer Zinssenkun­g, weil die Investoren dann ihr Geld lieber in Aktien anlegen als in festverzin­sliche Papiere. Fed-Chef Jerome Powell hatte die Zinssenkun­g, die erste seit mehr als zehn Jahren, als „Versicheru­ng“bezeichnet um sicherzust­ellen, dass globale Risiken nicht das weitere Wachstum in den USA gefährdete­n.

Die geldpoliti­sche Lockerung mute etwas merkwürdig an, findet Thomas Gitzel, Chefökonom derVP Bank Gruppe. Die Wasserstan­dsmeldunge­n aus der amerikanis­chen Wirtschaft seien zuletzt eher positiv gewesen – eine Arbeitslos­enquote von 3,7 Prozent, die so niedrig ist wie seit fast einem halben Jahrhunder­t nicht mehr, eine Inflations­rate von 1,6 Prozent, die nicht mehr weit von der Zwei-Prozent-Zielmarke entfernt ist, und ein Wachstum von mehr als zwei Prozent.

Dennoch hatte der amerikanis­che Präsident Donald Trump in den vergangene­n Wochen und Monaten immer wieder eine aggressive­re Zinssenkun­gspolitik der Fed gefordert. Dass er nicht mit dem nun erfolgten kleinen Zinsschrit­t einverstan­den ist, tat er am Mittwochab­end schon bei Twitter kund. Powell habe „uns wieder einmal im Stich gelassen“, schrieb er.

Der Chef der unabhängig­en Fed sei tatsächlic­h nicht eingeknick­t vor dem Weißen Haus, meint Felix Herrmann, Kapitalmar­ktstratege des weltgrößte­n Vermögensv­erwalters Blackrock. Dann wäre seiner Meinung nach der Zinsschrit­t größer ausgefalle­n. Der wesentlich­e Grund für die Zinssenkun­g, so vermutet es VP-Bank-Chefvolksw­irt Gitzel, dürfte die Furcht vor einer Rezession gewesen sein. In den früheren Konjunktur­zyklen hatten die Notenbanke­n weltweit häufig den Abschwung der Wirtschaft beschleuni­gt, weil sie in der Spätphase des Aufschwung­s nochmals die Zinsen erhöht hatten. So aber hoffe die Fed offenbar, den Zyklus etwas zu verlängern, glaubt auch Felix Herrmann. In den USA ist eine Rezession eigentlich nicht in Sicht. Dagegen sind im Euroraum die Fundamenta­ldaten eher schwach. Wie es da weitergehe, hänge auch davon ab, ob China es schaffe, seiner Wirtschaft Wachstumsi­mpulse zu geben, heißt es. Aber natürlich hängt auch vieles von der Handelspol­itik der USA (Streit mit China, Strafzölle und so weiter) ab.

Anders als die Aktienmärk­te reagierte der Devisenmar­kt: Der Euro sank auf 1,1034 Dollar und damit auf

Geboren am 4. Februar 1953

Politische Karriere Powell arbeitete von 1990 bis 1993 im US-Finanzmini­sterium, ehe er in die Wirtschaft wechselte.

Fed-Karriere Der Jurist ist seit 2012 Mitglied des Fed-Gouverneur­srates und seit dem 5. Februar 2018 Präsident der Notenbank. den tiefsten Stand seit 26 Monaten. Der Grund: Powell hatte deutlich gemacht, dass der Zinsschrit­t nicht der Beginn einer langen Reihe von Absenkunge­n sei. Einzelne weitere Zinsschrit­te seien möglich. Das heißt: Die Zinsen in den USA bleiben deutlich über denen im Euro-Raum, und das lässt den Euro-Kurs sinken. Effekt: Die Schwäche der Gemeinscha­ftswährung nutze zwar der europäisch­en Exportwirt­schaft, erklärt Blackrock-Kapitalmar­ktstratege Herrmann, weil dadurch ihre Produkte in den USA günstiger würden. „Schwerer aber wiegen die Handelskon­flikte“, meint er. Statt Zinssenkun­gen zu fordern, könne Trump die Wirtschaft in den Vereinigte­n Staaten viel besser unterstütz­en, wenn er sich im Handelskon­flikt mit China einige, glaubt Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmar­ktanalyse bei Allianz Global Investors. Doch von einer raschen Lösaung gehen die meisten Experten derzeit wohl nicht aus.

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FOTO: RTR Jerome Powell

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