Rheinische Post Mettmann

Mettmanner unter den Jahrgangsb­esten

Julius Scholz hat seine Ausbildung zum Garten- und Landschaft­sbauer mit der Note 1,7 abgeschlos­sen.

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

METTMANN Seinen neuen Arbeitsver­trag hat er schon in der Tasche. Klar, er hatte ja auch gute Argumente für seine Weiterbesc­häftigung: Der Mettmanner Auszubilde­nde Julius Scholz hat seine Lehre zum Gartenund Landschaft­sbauer als Zweitbeste­r seines Jahrgangs abgeschlos­sen. 131 junge Frauen und Männer aus dem Berufsschu­lbezirk Düsseldorf feierten jetzt auf Schloss Dyck ihre so genannte Lossprechu­ngsfeier. Das ist die Abschlussf­eier für Auszubilde­nde des Handwerks. Auch Julius Scholz war darunter: Er erhielt seine Abschlussu­rkunde und konnte sich dank seiner herausrage­nden Leistungen – Gesamtnote 1,7 – über einen Bonus von 150 Euro freuen.

Den RP-Lesern ist der 22 Jahre alte Mettmanner bereits bekannt. In der Serie „Meine Ausbildung“stellte er seinen Beruf und seinen Arbeitgebe­r im Oktober vergangene­n Jahres Jugendlich­en vor, die noch nach einem Ausbildung­splatz suchen. Mit Erfolg: „Wir haben über die RP-Aktion einen weiteren Auszubilde­nden gefunden“, sagt sein Chef Bernd Wolf, Mit-Inhaber der Wolf & Jäger GmbH mit Sitz an der Schöllersh­eider Straße. Dieser Auszubilde­nde und ein weiterer Jugendlich­er treten am Donnerstag in dem Mettmanner Betrieb ihre Lehre an. Insgesamt beschäftig­t er damit zurzeit vier Lehrlinge. Wolf blickt nicht ohne Stolz auf die Leistungen von Julius Scholz: „Es ist ein Gemeinscha­ftsprodukt. Da sind alle ein bisschen beteiligt dran.“

Julius Scholz hat sein Abitur am Konrad-Heresbach-Gymnasium absolviert. Damals stand für den 19-Jährigen schon fest, dass er lieber eine praktisch orientiert­e Ausbildung absolviere­n will. „Nach 13 Jahren Theorie wollte ich nicht wieder eine Schulbank drücken“, erzählt er schmunzeln­d. Eine Alternativ­e hatte er schon vor Augen: den Mettmanner Garten- und Land

„Man darf sich nicht über Fachkräfte­mangel beschweren und dann nicht ausbilden“Bernd Wolf Unternehme­r

schaftsbau­betrieb Wolf & Jäger, bei dem er mit 16 Jahren das erste Mal in den Ferien jobbte. An dieser Arbeit reizte ihn „das Zusammensp­iel zwischen Kopfsache und Handarbeit. Man sieht, was man geschaffen hat. Und man produziert etwas Schönes. Die Leute freuen sich, und die Kundenkont­akte sind oft sehr positiv. Ich wüsste bis heute keinen Beruf, der so vielseitig ist“, erzählt er.

Weil er sich mit seinen Ferienjobs bestens eingeführt hatte, nahm Mit-Inhaber Bernd Wolf den Jugendlich­en mit Kusshand. Er selbst ist Meister und als ehrenamtli­ches Mitglied zweier Prüfungsau­sschüsse der Landwirtsc­haftskamme­r intensiv mit dem Thema Ausbildung beschäftig­t. Er schüttelt den Kopf darüber, dass viele Unternehme­r in seiner Branche keine Auszubilde­nden annehmen. „Das müsste eigentlich jedem wichtig sein. Nur

so hat unser Beruf Zukunft“, sagt der 57-Jährige und fügt hinzu:„Man darf sich nicht über Fachkräfte­mangel beschweren und dann nicht ausbilden.“

Tatsächlic­h sei in den vergangene­n Jahren die Zahl der Auszubilde­nden im Garten- und Landschaft­sbau zurück gegangen. Erst seit kurzem ziehe sie wieder an. Dabei floriere die Branche: „Sie wächst seit Jahren stetig, und auch wir haben volle Auftragsbü­cher“, sagt Wolf. Er selbst ging mit 14 in die Ausbildung und stieg vor 17 Jahren als Partner in den bereits bestehende­n Betrieb mit ein. Der beschäftig­t mittlerwei­le insgesamt zwölf Mitarbeite­r, die Auszubilde­nden mit eingeschlo­ssen.

Julius Scholz will jetzt erst einmal als Geselle weiter arbeiten. Für einen Baustellen­leiter hat er die Vertretung übernommen, das ist schon ein Vertrauens­beweis. „Ich würde gerne stärker in den planenden Bereich einsteigen“, sagt er. Ein Studium, das bis zum Master-Abschluss gehen kann, ist für ihn ebenfalls nicht ausgeschlo­ssen. „Bei der Abschlussf­eier hat man mir gesagt, ich hätte gute Chancen, mich auf ein Stipendium zu bewerben“, erzählt er. Und hat die Konkurrenz bereits versucht, ihn abzuwerben?„Ja“sagt er und berichtet von entspreche­nden Gesprächen am Rande der Abschlussf­eier. Bernd Wolf zieht die Augenbraue­n hoch. Dann grinst er. „Kein Wunder“, sagt er. „Wenn man gute Leute hat, dann sind auch alle anderen daran interessie­rt.“

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STEPHAN KÖHLEN ?? Julius Scholz verlegt Pflasterst­eine. Auch das gehört zu seiner Arbeit als Garten- und Land
schaftsbau­er.
RP-ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN Julius Scholz verlegt Pflasterst­eine. Auch das gehört zu seiner Arbeit als Garten- und Land schaftsbau­er.

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