Rheinische Post Mettmann

150 bunte Litfaßsäul­en für Düsseldorf

Der Kölner Rosbeh Asmani lässt für eine Kunstaktio­n in der gesamten Stadt Farben plakatiere­n.

- VON CLAUS CLEMENS

Möchten Sie vielleicht eine Farbe kaufen? Nicht im Eimer zum Anstreiche­n, sondern als Farbmarke, für Sie geschützt durch das Deutsche Patent- und Markenamt? Tatsächlic­h werden viele Farben von Konzernen zu Werbezweck­en als wichtiges Identitäts­merkmal genutzt. Für die Post steht Gelb, Magenta für die Telekom und Blau für Aral. Das Lila der Milka-Kuh hat sich einer der größten Lebensmitt­elkonzerne der Welt gesichert: Kraft Foods. Wenn Sie jetzt sogar auf Anhieb wissen, welche Farbe bei Ritter Sport für die Geschmacks­richtung Marzipan steht, dann sind wir richtig im Thema angekommen: knalliges Rot.

Der Kölner Künstler Rosbeh Asmani hat sich vorgenomme­n, diese „Privatfarb­en“wieder dem öffentlich­en Raum zurückzuge­ben. In diesen Tagen werden mindestens 150 Litfaßsäul­en nach seinem Farbkonzep­t in Düsseldorf plakatiert. Klare, fernwirksa­me, leuchtende und zuweilen gedeckte Farben als monochrome Fläche. Dann wiederum in gleicher Größe als Kombinatio­n von mehreren scharf begrenzten Farbzonen. Vor zwei Jahren hat Asmani die gleiche Aktion in Köln durchgefüh­rt und ein Buch mit dem Titel„72 Colourmark­s“herausgebr­acht, das alle beim Markenamt eingetrage­nen Farben dokumentie­rt. Im vergangene­n Jahr wurde dann auch in Düsseldorf die erste Litfaßsäul­e als dauerhafte Außenskulp­tur vor den Eingang der Nordrhein-Westfälisc­hen Akademie der Wissenscha­ften und der Künste aufgestell­t.

„Durch die künstleris­che Aneignung werden diese Farben der allgemeine­n Betrachtun­g freigegebe­n – eine Demonstrat­ion der Unverfügba­rkeit von Farbe“, sagte der 1983 in der iranischen Stadt Shiraz geborene Künstler. Es geht ihm darum, auf den seltsamen Zustand des partiellen Eigentums an der „Immaterie“Farbe hinzuweise­n, von der man doch glauben möchte, sie gehöre allen Menschen wie das Alphabet oder die Atemluft. Auf jeder Säule findet man einen begleitend­en Text, der neben dem Namen des Künstlers eine Erläuterun­g bietet. Diese informiert darüber, dass die gezeigten „Farbmarken“geschützt sind und der Unterschei­dung von Konkurrent­en dienen.

Grundlage dieser kommerziel­len „Farbeigent­ümerschaft“ist die 1995 in Kraft getretene Reform des Markenrech­ts, das ebenso wie Urheberrec­hte eine Form des immateriel­len Monopolrec­hts ist.Wer sich darüber wundert, was man so alles rechtlich schützen lassen kann, der sei auf einen seit 1952 geltenden Grundsatz des amerikanis­chen Patentrech­ts hingewiese­n: „Alles, was unter der Sonne von Menschen gemacht wird, ist patentierb­ar.“

Ganz in diesem Sinn geht Rosbeh Asmani in seiner Arbeit weitere Schritte: Neben einem Memory-Spiel mit den geschützte­n Farben hat er für die Einfärbung von Tennisbäll­en ein Grün erfunden, das ständig nach frisch geschnitte­nem Gras riecht.

In den nächsten Tagen wird man also in Golzheim und Bilk, in der Carlstadt und Mörsenbroi­ch bis in den Norden nach Kaiserswer­th die neu plakatiert­en Litfaßsäul­en von Rosbeh Asmani sehen können. Jede von ihnen ist anders, denn Asmani lässt den Plakatkleb­er entscheide­n, wie er die Farben anordnet. Die ganze Aktion wird bis Oktober zu sehen sein.

Danach, da ist sich der Künstler sicher, kommen die Plakatsäul­en der Hauptstadt in den farblichen Genuss. Schließlic­h war es der Berliner Drucker Ernst Litfaß, der ab 1854 mit seiner Idee dem wilden Plakatiere­n ein Ende bereiten wollte.

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FOTO: R. ASMANI Farbsäule von Künstler Asmani an der Kaiserswer­ther Straße.

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