150 bunte Litfaßsäulen für Düsseldorf
Der Kölner Rosbeh Asmani lässt für eine Kunstaktion in der gesamten Stadt Farben plakatieren.
Möchten Sie vielleicht eine Farbe kaufen? Nicht im Eimer zum Anstreichen, sondern als Farbmarke, für Sie geschützt durch das Deutsche Patent- und Markenamt? Tatsächlich werden viele Farben von Konzernen zu Werbezwecken als wichtiges Identitätsmerkmal genutzt. Für die Post steht Gelb, Magenta für die Telekom und Blau für Aral. Das Lila der Milka-Kuh hat sich einer der größten Lebensmittelkonzerne der Welt gesichert: Kraft Foods. Wenn Sie jetzt sogar auf Anhieb wissen, welche Farbe bei Ritter Sport für die Geschmacksrichtung Marzipan steht, dann sind wir richtig im Thema angekommen: knalliges Rot.
Der Kölner Künstler Rosbeh Asmani hat sich vorgenommen, diese „Privatfarben“wieder dem öffentlichen Raum zurückzugeben. In diesen Tagen werden mindestens 150 Litfaßsäulen nach seinem Farbkonzept in Düsseldorf plakatiert. Klare, fernwirksame, leuchtende und zuweilen gedeckte Farben als monochrome Fläche. Dann wiederum in gleicher Größe als Kombination von mehreren scharf begrenzten Farbzonen. Vor zwei Jahren hat Asmani die gleiche Aktion in Köln durchgeführt und ein Buch mit dem Titel„72 Colourmarks“herausgebracht, das alle beim Markenamt eingetragenen Farben dokumentiert. Im vergangenen Jahr wurde dann auch in Düsseldorf die erste Litfaßsäule als dauerhafte Außenskulptur vor den Eingang der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgestellt.
„Durch die künstlerische Aneignung werden diese Farben der allgemeinen Betrachtung freigegeben – eine Demonstration der Unverfügbarkeit von Farbe“, sagte der 1983 in der iranischen Stadt Shiraz geborene Künstler. Es geht ihm darum, auf den seltsamen Zustand des partiellen Eigentums an der „Immaterie“Farbe hinzuweisen, von der man doch glauben möchte, sie gehöre allen Menschen wie das Alphabet oder die Atemluft. Auf jeder Säule findet man einen begleitenden Text, der neben dem Namen des Künstlers eine Erläuterung bietet. Diese informiert darüber, dass die gezeigten „Farbmarken“geschützt sind und der Unterscheidung von Konkurrenten dienen.
Grundlage dieser kommerziellen „Farbeigentümerschaft“ist die 1995 in Kraft getretene Reform des Markenrechts, das ebenso wie Urheberrechte eine Form des immateriellen Monopolrechts ist.Wer sich darüber wundert, was man so alles rechtlich schützen lassen kann, der sei auf einen seit 1952 geltenden Grundsatz des amerikanischen Patentrechts hingewiesen: „Alles, was unter der Sonne von Menschen gemacht wird, ist patentierbar.“
Ganz in diesem Sinn geht Rosbeh Asmani in seiner Arbeit weitere Schritte: Neben einem Memory-Spiel mit den geschützten Farben hat er für die Einfärbung von Tennisbällen ein Grün erfunden, das ständig nach frisch geschnittenem Gras riecht.
In den nächsten Tagen wird man also in Golzheim und Bilk, in der Carlstadt und Mörsenbroich bis in den Norden nach Kaiserswerth die neu plakatierten Litfaßsäulen von Rosbeh Asmani sehen können. Jede von ihnen ist anders, denn Asmani lässt den Plakatkleber entscheiden, wie er die Farben anordnet. Die ganze Aktion wird bis Oktober zu sehen sein.
Danach, da ist sich der Künstler sicher, kommen die Plakatsäulen der Hauptstadt in den farblichen Genuss. Schließlich war es der Berliner Drucker Ernst Litfaß, der ab 1854 mit seiner Idee dem wilden Plakatieren ein Ende bereiten wollte.