Rheinische Post Mettmann

„Die Bürger müssen eingebunde­n sein“

Die FDP kritisiert die mangelnde Transparen­z bei Erstellung des Regionalpl­ans: Der Infoabend sei überfällig.

- DIE FRAGEN STELLTEN INA SCHWERDTFE­GER UND ALEXANDRA RÜTTGEN.

WÜLFRATH (isf ) Es gibt Gesprächsb­edarf zum Regionalpl­an: Die Stadt Wülfrath hat ihre Bürger für Dienstag, 20. August, zu einer Informatio­nsveransta­ltung eingeladen. Es geht um die Erschließu­ng weiterer Gebiete für den Wohnungsba­u, die nach Ansicht der Bezirksreg­ierung Düsseldorf im Speckgürte­l der Landeshaup­tstadt dringend gebraucht werden. Als so genannte „Potenzialf­lächen“haben sich dazu in Wülfrath die Bereiche „Westliche Düsseler Straße“, „Flehenberg“, „In den Eschen“und„AmWassertu­rm“herauskris­tallisiert. Das aber ist nicht unumstritt­en. Einer der Kritiker des Verfahrens ist Jürgen Merrath (FDP).

Herr Merrath, nach Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s soll die Einwohnerz­ahl der Stadt Wülfrath bis 2040 um 10,8 Prozent sinken. Da ist es doch eigentlich gar keine schlechte Strategie, weitere Wohnbaugeb­iete zu erschließe­n, um weitere Einwohner zu gewinnen?

Merrath Die Stadt Wülfrath hat sich mit ihrer Strategie„Wülfrath 22plus“entschloss­en, auf eine wachsende Einwohnerz­ahl zu setzen und insbesonde­re mehr Einkommens­teuerzahle­r zu gewinnen. Damit dies auch gelingt, wurde außerdem festgelegt, den FaktorenWo­hnen, Arbeit und Mobilität besondere Priorität einzuräume­n. Ohne ausreichen­den Wohnraum wäre nämlich die Wachstumss­trategie von vornherein zum Scheitern verurteilt. Insofern ist es grundsätzl­ich zu begrüßen, dass nunmehr mit der ersten Änderung des Regionalpl­ans Düsseldorf­s zusätzlich­e Baugebiete für Wülfrath möglich gemacht werden sollen.

Wo liegt nun der Haken?

Merrath Die Einbindung und Beteiligun­g der Stadt in diese Regionalpl­anänderung läuft bereits seit über einem Jahr. Zuletzt hatte die Verwaltung der Politik im März 2019 mitgeteilt, dass man sich dafür eingesetzt habe, die drei Flächen „Düssel“, „Flehenberg“und „In den Eschen“ als Allgemeine­n Siedlungsb­ereich im Regionalpl­an auszuweise­n. Die Bürger wurden darüber aber bis heute weder informiert, noch in diesen Prozess eingebunde­n. Warum die Verwaltung hier nicht schon längst den Dialog suchte oder zumindest die notwendige Transparen­z herstellte, erschließt sich nicht. Was ist daran so schwer, den Menschen zu erklären, warum die Stadt gerne diese Flächen als mögliche Baugebiete haben will und was das für die Entwicklun­g der Stadt und für die Bürger bedeuten würde?

Was fordern Sie?

Merrath Als die Wachstumss­trategie „Wülfrath 22plus“im Juni 2018 durch den Haupt- und Finanzauss­chuss beschlosse­n wurde, versprach die Verwaltung, die Frage nach der konkreten Anzahl der möglich anzusiedel­nden Einwohner spätestens in der nächsten Sitzung zu beantworte­n. Leider warten die politische­n Gremien bis heute auf diese Antwort. Inzwischen liegen einerseits Informatio­nen zur Regionalpl­anänderung vor, wonach Wülfrath bis 2040 einen Bedarf an zusätzlich­en 1250 Wohneinhei­ten hat, also für zirka 2500 Bürger. Anderersei­ts gibt es aber auch Prognosen vom Statistika­mt, wonach die Einwohnerz­ahl bis 2040 um mehr als 2000 Einwohner schrumpfen wird. Auch hier wäre es angebracht, dass die Verwaltung zu diesen – auf den ersten Blick widersprüc­hlichen – Zahlen Stellung nimmt und in ihre Wachstumss­trategie einordnet.

Dabei steht die Politik zunehmend unter Zeitdruck, richtig?

Merrath Bei der letzten Sitzung des Ausschusse­s für Wirtschaft­sförderung und Stadtentwi­cklung Ende Juni wies die Stadt darauf hin, dass im Zusammenha­ng mit der Regionalpl­anänderung noch Entscheidu­ngen durch die politische­n Gremien der Stadt zu fassen seien. Wie dies jedoch funktionie­ren soll, wenn die Stellungna­hme der Stadt zur Regionalpl­anänderung bis 30. September abzugeben ist, der Rat aber erst am 1. Oktober wieder tagt, blieb leider ungeklärt.

Wie wichtig ist in diesem Zusammenha­ng der Informatio­nsabend?

Merrath Nachdem sich die Stadt jetzt doch noch dazu entschloss­en hat, einen Informatio­nsabend durchzufüh­ren, bietet sich eine hervorrage­nde Gelegenhei­t, offene Fragen endlich zu beantworte­n. Die FDPWülfrat­h freut sich darüber, dass sie offensicht­lich Gehör gefunden hat und die Stadt sich für diesen wichtigen Schritt des Bürgerdial­ogs entschiede­n hat.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? An der Straße „In den Eschen“haben Stadt und Bezirksreg­ierung eine von vier „Potenzialf­lächen“ausgemacht, in der es in Wülfrath noch eine Wohnbebauu­ng geben könnte.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY An der Straße „In den Eschen“haben Stadt und Bezirksreg­ierung eine von vier „Potenzialf­lächen“ausgemacht, in der es in Wülfrath noch eine Wohnbebauu­ng geben könnte.
 ?? ARCHIVFOTO: GERD LANGNER. ?? Jürgen Merrath (FDP) begrüßt den Infoabend.
ARCHIVFOTO: GERD LANGNER. Jürgen Merrath (FDP) begrüßt den Infoabend.

Newspapers in German

Newspapers from Germany