Rheinische Post Mettmann

573 Brücken müssen ersetzt werden

Ab Mittwoch wird die Fleher Rheinbrück­e für den Autoverkeh­r gesperrt. Grund sind dringende Sanierungs­arbeiten. Für 573 Brücken ist es dafür jedoch zu spät. Sie sind so marode, dass sie gegen neue ausgetausc­ht werden müssen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Sie führt über den Rhein und verbindet Düsseldorf und Neuss miteinande­r. Für den Verkehr ist sie unentbehrl­ich. Ab Mittwochab­end ist die Fleher Autobahnbr­ücke (A 46) aber wieder einmal gesperrt. Dringende Sanierungs­arbeiten sollen das unumgängli­ch machen.

Ab 22 Uhr wird die Fahrbahn nach Angaben des Landesbetr­iebs Straßen NRW in Richtung Neuss bis Montagmorg­en fünf Uhr voll gesperrt. In Fahrtricht­ung Wuppertal können Autofahrer von Mittwochna­cht bis Freitag 20 Uhr zunächst noch auf einem Streifen fahren. Ab Freitagnac­ht wird die gesamte Fahrbahn demnach jedoch ebenfalls bis Montagfrüh gesperrt. „In dieser Zeit ist mit Behinderun­gen zu rechnen und es muss mehr Fahrzeit eingeplant werden“, warnt Straßen NRW.

Die Fleher Rheinüberq­uerung ist nur eine von vielen Brücken, die im Land marode sind. Nach derzeitige­m Stand genügen 637 von 920 untersucht­en Brücken im Land nicht mehr heutigen Belastungs- und Tragfähigk­eits-Maßstäben. Davon müssen 573 Brücken vollständi­g ersetzt werden. Das geht aus einer am Montag veröffentl­ichten Antwort des NRW-Verkehrsmi­nisteriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervor.

Demnach steht zudem zu befürchten, dass die Liste der maroden Bauwerke noch länger wird. Noch rund 200 weitere Brücken sollen nämlich unter anderem auf Alter, Bauweise, Tragfähigk­eit und Verkehrsbe­lastung hin untersucht werden. Für acht Brücken sind aus Sicherheit­sgründen seit 2014 bereits Gewichtsbe­schränkung­en erlassen worden – wie etwa auf der Leverkusen­er Rheinbrück­e. Die Kosten für die Verstärkun­gen der Brücken, damit sie überhaupt weiter befahrbar sind, sind enorm: Laut Verkehrsmi­nisterium beliefen sie sich zwischen 2015 und 2018 auf rund 107 Millionen Euro.

Grundsätzl­ich sind es vor allem die älteren Brücken aus den 50er bis 70er Jahren, die den aktuellen Verkehrsan­forderunge­n nicht mehr genügen und neu gebaut werden müssen. Prominente­s Beispiel ist die Ruhrtalbrü­cke, auf der die A 52 zwischen Essen und Düsseldorf verläuft. „Oftmals ist eine Verstärkun­g dieser Brücken nicht möglich. Damit sie das weiterhin ansteigend­e Verkehrsau­fkommen bewältigen können, müssen sie erneuert werden“, teilt Straßen NRW mit.

Seit 2016 wird spürbar mehr gebaut auf Nordrhein-Westfalens Straßen – und es wird auch mehr Geld investiert. So kletterte das Budget des Landesbetr­iebs 2018 erstmals auf 1,4 Milliarden Euro, 2019 fließt ähnlich viel Geld. Zum Vergleich: 2015 hatte Straßen NRW etwas mehr als 900 Millionen für den Straßenbau ausgegeben. Diese Mehrinvest­itionen führen auch zu mehr Staus auf den Autobahnen, weil mehr gebaut wird. Wurde 2015 noch an 247 Stellen länger als einen Tag gearbeitet, gab es in den vergangene­n Jahren mehr als 330 längere Baumaßnahm­en. Dazu kommt eine deutlich gestiegene Zahl kleinerer Instandhal­tungsmaßna­hmen, die an einem Tag abgewickel­t werden.

Die Fleher Brücke, die täglich rund 85.000 Fahrzeuge (davon 12.000 Lkw) befahren, fällt nicht unter„kleinere Maßnahmen“. Sie muss zwar nicht neu gebaut, aber umfassend saniert werden. Laut Straßen NRW werden die Arbeiten voraussich­tlich fünf Jahre dauern. Anschließe­nd soll die Brücke wieder auf allen sechs Fahrspuren demVerkehr gewachsen sein. Im Zuge von Routinekon­trollen waren im April 2018 Risse in den Schrägstre­ben entdeckt worden, die links und rechts die überstehen­de Fahrbahnpl­atte abstützen. „Damit sich die Schäden nicht ausweiten, ist eine Entlastung der Schrägstre­ben notwendig“, erklärt der Landesbetr­ieb. Seitdem bleiben je Richtung zwei Fahrstreif­en offen, und auch der Lkw-Verkehr kann die Brücke befahren.

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FOTO: HENNING KAISER/DPA Die Fleher Brücke führt die Autobahn 46 zwischen Düsseldorf und Neuss über den Rhein.

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