573 Brücken müssen ersetzt werden
Ab Mittwoch wird die Fleher Rheinbrücke für den Autoverkehr gesperrt. Grund sind dringende Sanierungsarbeiten. Für 573 Brücken ist es dafür jedoch zu spät. Sie sind so marode, dass sie gegen neue ausgetauscht werden müssen.
DÜSSELDORF Sie führt über den Rhein und verbindet Düsseldorf und Neuss miteinander. Für den Verkehr ist sie unentbehrlich. Ab Mittwochabend ist die Fleher Autobahnbrücke (A 46) aber wieder einmal gesperrt. Dringende Sanierungsarbeiten sollen das unumgänglich machen.
Ab 22 Uhr wird die Fahrbahn nach Angaben des Landesbetriebs Straßen NRW in Richtung Neuss bis Montagmorgen fünf Uhr voll gesperrt. In Fahrtrichtung Wuppertal können Autofahrer von Mittwochnacht bis Freitag 20 Uhr zunächst noch auf einem Streifen fahren. Ab Freitagnacht wird die gesamte Fahrbahn demnach jedoch ebenfalls bis Montagfrüh gesperrt. „In dieser Zeit ist mit Behinderungen zu rechnen und es muss mehr Fahrzeit eingeplant werden“, warnt Straßen NRW.
Die Fleher Rheinüberquerung ist nur eine von vielen Brücken, die im Land marode sind. Nach derzeitigem Stand genügen 637 von 920 untersuchten Brücken im Land nicht mehr heutigen Belastungs- und Tragfähigkeits-Maßstäben. Davon müssen 573 Brücken vollständig ersetzt werden. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Antwort des NRW-Verkehrsministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervor.
Demnach steht zudem zu befürchten, dass die Liste der maroden Bauwerke noch länger wird. Noch rund 200 weitere Brücken sollen nämlich unter anderem auf Alter, Bauweise, Tragfähigkeit und Verkehrsbelastung hin untersucht werden. Für acht Brücken sind aus Sicherheitsgründen seit 2014 bereits Gewichtsbeschränkungen erlassen worden – wie etwa auf der Leverkusener Rheinbrücke. Die Kosten für die Verstärkungen der Brücken, damit sie überhaupt weiter befahrbar sind, sind enorm: Laut Verkehrsministerium beliefen sie sich zwischen 2015 und 2018 auf rund 107 Millionen Euro.
Grundsätzlich sind es vor allem die älteren Brücken aus den 50er bis 70er Jahren, die den aktuellen Verkehrsanforderungen nicht mehr genügen und neu gebaut werden müssen. Prominentes Beispiel ist die Ruhrtalbrücke, auf der die A 52 zwischen Essen und Düsseldorf verläuft. „Oftmals ist eine Verstärkung dieser Brücken nicht möglich. Damit sie das weiterhin ansteigende Verkehrsaufkommen bewältigen können, müssen sie erneuert werden“, teilt Straßen NRW mit.
Seit 2016 wird spürbar mehr gebaut auf Nordrhein-Westfalens Straßen – und es wird auch mehr Geld investiert. So kletterte das Budget des Landesbetriebs 2018 erstmals auf 1,4 Milliarden Euro, 2019 fließt ähnlich viel Geld. Zum Vergleich: 2015 hatte Straßen NRW etwas mehr als 900 Millionen für den Straßenbau ausgegeben. Diese Mehrinvestitionen führen auch zu mehr Staus auf den Autobahnen, weil mehr gebaut wird. Wurde 2015 noch an 247 Stellen länger als einen Tag gearbeitet, gab es in den vergangenen Jahren mehr als 330 längere Baumaßnahmen. Dazu kommt eine deutlich gestiegene Zahl kleinerer Instandhaltungsmaßnahmen, die an einem Tag abgewickelt werden.
Die Fleher Brücke, die täglich rund 85.000 Fahrzeuge (davon 12.000 Lkw) befahren, fällt nicht unter„kleinere Maßnahmen“. Sie muss zwar nicht neu gebaut, aber umfassend saniert werden. Laut Straßen NRW werden die Arbeiten voraussichtlich fünf Jahre dauern. Anschließend soll die Brücke wieder auf allen sechs Fahrspuren demVerkehr gewachsen sein. Im Zuge von Routinekontrollen waren im April 2018 Risse in den Schrägstreben entdeckt worden, die links und rechts die überstehende Fahrbahnplatte abstützen. „Damit sich die Schäden nicht ausweiten, ist eine Entlastung der Schrägstreben notwendig“, erklärt der Landesbetrieb. Seitdem bleiben je Richtung zwei Fahrstreifen offen, und auch der Lkw-Verkehr kann die Brücke befahren.