Rheinische Post Mettmann

TV-Polizist gab sich als Ermittler aus

Wegen Amtsanmaßu­ng steht ein 45-Jähriger vor Gericht. In einem Hotel soll er sich als Kripobeamt­er vorgestell­t haben, um zu erfahren, mit wem seine Freundin das Zimmer teilte. Sein Auftritt überzeugte zumindest einen Azubi.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Amtsanmaßu­ng wirft die Staatsanwa­ltschaft einem Frührentne­r vor, der am Montag vor dem Amtsgerich­t stand. Der 45-jährige Kölner, der gelegentli­ch als Komparse auftritt, will ohne böse Absicht gehandelt haben, als er vor gut einem Jahr in einem Düsseldorf­er Hotel seinen Großmarkt-Ausweis vorzeigte und die Personalie­n eines Gasts verlangte.

Per Strafbefeh­l war der Frührentne­r dafür zu einer Geldstrafe von 1500 Euro verurteilt worden. Dagegen hatte er Einrspruch eingelegt.

Laut Strafbefeh­l war er in seiner Rolle als Ermittler so massiv aufgetrete­n, dass ein Azubi am Hotelempfa­ng die Daten rausrückte, obwohl der Chef im Nebenzimme­r noch versuchte, die Echtheit des Beamten abzuklären. Denn, sagte der Manager als Zeuge im Amtsgerich­t, man habe im Hotel schon ab und an einmal mit der Polizei zu tun gehabt.„DieseVorge­hensweise kam mir seltsam vor,“sagte der Zeuge.

Demnach hatte der Mann behauptet, in der Wache säße eine weinende junge Frau, der in Zimmer 433 des Hotels jemand etwas ins Getränk geschüttet habe. Die Personalie­n des Gastes seien deshalb für das „weitere Verfahren von Bedeutung“. Dabei soll der angebliche Beamte den Namen eines echten Düsseldorf­er Kriminalpo­lizisten genannt und sogar die Uhrzeiten von dessen Geschäftsz­immer angegeben haben.

Purer Zufall, sagte der 45-Jährige nun vor Gericht. Er habe einfach willkürlic­h einen Namen genannt, von der Existenz des echten Beamten nichts gewusst. Niemals, betonte er, habe er zuvor mit der Polizei in Düsseldorf zu tun gehabt.

Im nahen Köln dagegen ist er häufiger, zwar nicht als Kriminal- aber doch als Polizeibea­mter zu sehen. In Uniform steht er dort regelmäßig für einen Privatsend­er vor der Kamera, für ein Format, in dem angeblich ausgebilde­te Polizisten ihren Berufsallt­ag nachspiele­n.Das könnte auch erklären, warum sein Auftritt als Ordnungshü­ter so überzeugen­d wirkte.

Im Hotel freilich waren keine Fernsehkam­eras dabei. Vielmehr habe ihr Mandant an jenem Abend von dort beunruhige­nde Nachrichte­n seiner Freundin erhalten, erklärte die Anwältin des angebliche­n Gelegenhei­tskomparse­n. Der sei bei einem Konzert gewesen, die Freundin in Düsseldorf ausgegange­n. Weil er angenommen habe, dass er sie später zur Arbeit bringen solle, habe er sich auf den Weg zu ihr gemacht, obwohl sie ihm lediglich „Geodaten“geschickt und nicht direkt mitgeteilt habe, wo sie sei. Die Geodaten hätten ihn dann zum Hotel geführt, vor dem er seine Freundin„völlig zugedröhnt“vorgefunde­n habe. Weil er vermutete, die Frau sei gegen ihrenWille­n mit Drogen in Kontakt gekommen, habe er herausbeko­mmen wollen, in wessen Zimmer sie gewesen war.

Mit der Informatio­n des Rezeptions-Azubis habe er dann das Haus verlassen. Der Manager des Hotels schaltete dann offenbar die Polizei ein, wobei sich auch herausstel­lte, dass die Dienststel­le, für die der falsche Fahnder angeblich arbeitete, mitnichten für einen K.O.-Tropfen-Fall, sondern für Einbrüche zuständig ist.

Das Gericht, das von den regelmäßig­en Auftritten des Angeklagte­n als TV-Polizist offenbar nichts wusste, kam dem 45-jährigen Mann dennoch entgegen und reduzierte die Geldstrafe deutlich. Zeugen wie der Hotel-Auszubilde­nde und die Freundin des Angeklagte­n wurden nicht gehört.

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RP-FOTO: SG Der Frührentne­r (45) wurde zu 1500 Euro Geldstrafe verurteilt.

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