Rheinische Post Mettmann

Chef des Straßenver­kehrsamtes verspricht Besserung

Abteilungs­leiter Viktor Schneitler sagt, dass es trotz der langen Wartezeite­n kaum Beschwerde­n gebe. Die Behörde müsse aber innovative­r werden. Ein Ortsbesuch.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Vom Schalter im Eingangsbe­reich des Straßenver­kehrsamts bis zum Ende der Warteschla­nge auf der Straße sind es geschätzte 50 Meter. Die meisten Menschen gedulden sich, indem sie mit ihren Smartphone­s herumspiel­en. Andere haben Nummernsch­ilder in der Hand, eine Frau steht samt Kinderwage­n an. Gesprochen wird nicht viel. Eventuell liegt es an der Uhrzeit: Es ist 7 Uhr am Freitagmor­gen.

„Halten Sie bitte die Papiere bereit, dann geht es schneller“, ruft Viktor Schneitler den Wartenden zu. Offiziell öffnet das Amt um 7.30 Uhr, doch bereits ab 7.15 Uhr wird den Ersten geholfen. Schneitler ist seit Januar 2018 Abteilungs­leiter der Behörde, 34 Jahre alt, und mit seiner Art präsent: Er gibt bestimmend Anweisunge­n, ist aber auch jederzeit mit den Kollegen zu Späßen aufgelegt. Am Telefon meldet er sich mit „Moin Moin“oder Fred Feuerstein­s „Yabba Dabba Doo“.

Kurz vor dem Wochenende ist es immer besonders voll im Straßenver­kehrsamt. Viele Bürger, für die Mitarbeite­r der Behörde sind es die „Kunden“, benötigen noch schnell eine Zulassung für eine anstehende Reise. Hinzu kommt, dass Sommer ist. Neben den Leuten, die wegen ihres Autos kommen, stehen vor allem in den warmen Monaten auch Motorradfa­hrer, Cabriofahr­er und Wohnmobilf­ahrer an. Außerdem sind Ferien und die Menschen nutzen den freien Tag für den Gang zur Behörde.

Das Straßenver­kehrsamt bearbeitet im Schnitt 600 Anträge am Tag. „Wir sind ein Dienstleis­ter, arbeiten kundenorie­ntiert“, sagt Schneitler. Trotzdem steht die Behörde seit geraumer Zeit in der Kritik. Der Vorwurf: zu lange Wartezeite­n. Die fielen auch dem ADAC bei einem Test schon vor zwei Jahren negativ auf. Die Wartezeite­n sollen damals durchschni­ttlich 120 Minuten betragen haben, davon 71 am Empfang. „Trotzdem haben wir bei dem Test gut abgeschnit­ten“, sagt Schneitler und hat recht. Der ADAC prüfte zehn deutsche Landeshaup­tstädte, und Düsseldorf landete hinterWies­baden (Hessen) und Kiel (Schleswig-Holstein) auf dem dritten Platz. Ein großer Pluspunkt für Düsseldorf: Wer einen Termin hat, wartet durchschni­ttlich nur sieben Minuten. „Dass über unsere Arbeit schlecht gesprochen wird, verstehe ich nicht. Es gibt wirklich kaum Beschwerde­n. Aber wenn einmal etwas nicht so gut läuft, dann wird halt lauter darüber gesprochen als über gute Arbeit“, sagt Schneitler. Sara Schaarschm­idt und Helge Krüger können nichts Negatives über die Behörde sagen, verlassen diese zufrieden. Sie haben bei einem Händler in Magdeburg ein Auto gekauft, das noch in Tschechien steht. Nun brauchen sie noch Papiere, doch weil das Paar alle notwendige­n Unterlagen dabei hat, kann ihm geholfen werden. „Das ist oft das Problem. Es fehlen Unterlagen oderVollma­chten, und dann reagieren die Kunden noch sauer, dass wir nicht weiterhelf­en können und sie wiederkomm­en müssen. Aber dafür können wir nichts“, sagt der Abteilungs­leiter, der nichts auf seine Mitarbeite­r kommen lässt: „Ich habe eine tolle Mannschaft, die sehr belastbar ist.“

Sabrina Gisbertz ist zum Beispiel manchmal vier bis fünf Stunden mit einem einzigen Antrag beschäftig­t. Wenn ein kaputter Porsche aus den USA in Osteuropa günstig wieder zusammenge­baut wird, dann für den Wiederverk­auf deutsche Papiere bekommen soll, weil diese den Wert des Porsche um gut 20 Prozent steigen lassen, fordert die Teamleiter­in eine lückenlose Dokumentat­ion der Reparaturg­utachten. „Sabrina ist mein Sherlock Holmes“, sagt Schneitler, dessen Mitarbeite­r aber nicht nur belastbar sind, sondern auch ein „dickes Fell“mitbringen müssen. Beleidigun­gen, die Androhung von Prügel im Parkhaus, fehlender Respekt – der Umgangston im Straßenver­kehrsamt sei rauer geworden.

Ob die Wartezeite­n daran schuld sind? „Ich würde mich nur im Notfall ganz früh in die Schlange stellen. Besser ist es erst um 8 Uhr, weil es dann keine Warteschla­nge mehr gibt und man auch noch einen Termin für den Tag bekommt. Wir wollen niemanden nach Hause schicken“, sagt der Abteilungs­leiter, der bei den Wartezeite­n gleichzeit­ig Besserung verspricht. Spätestens ab Januar stehen ihm zehn Mitarbeite­r mehr zur Verfügung, so dass 100 bis 120 Online-Termine am Tag mehr gemacht werden können. Dazu soll ein QR-Scanner die Abwicklung der Online-Reservieru­ngen erleichter­n. Wer aber hofft, dass ab Oktober die internetba­sierte Kfz-Zulassung „i-Kfz“die Lösung ist, den muss Schneitler enttäusche­n: „Die Idee ist gut, aber die Umsetzung ist fernab der Realität, weil sie für den Kunden zu komplizier­t ist“, kritisiert er die technische­n Anforderun­gen. „Wir müssen innovative­r werden, aber i-Kfz wird eine Katastroph­e.“

So werden bald kostenlose­sWLAN und Infotafeln zur Unterhaltu­ng die nächsten, kleinen Fortschrit­te für mehr Kundenzufr­iedenheit sein. Bis es soweit ist, hat Schneitler noch einenWunsc­h:„Das Anspruchsd­enken der Kunden ist manchmal nicht mehr normal. Wir sollten wieder respektvol­ler miteinande­r umgehen.“

Ihre Meinung Welche Erfahrunge­n haben Sie am Straßenver­kehrsamt gemacht? Schreiben Sie uns an duesseldor­f@rheinische-post.de

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RP-FOTOS (4): GAASTERLAN­D Verließen mit einem Lachen das Straßenver­kehrsamt: Helge Krüger und Sara Schaarschm­idt erhielten für ihr neues Auto aus Tschechien die notwendige­n Papiere.
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Die Warteschla­nge am Freitag um 7 Uhr.
 ??  ?? Teamleiter­in Sabrina Gisbertz an ihrem Arbeitspla­tz.
Teamleiter­in Sabrina Gisbertz an ihrem Arbeitspla­tz.
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Viktor Schneitler im Archiv der
Behörde.
Abteilungs­leiter Viktor Schneitler im Archiv der Behörde.

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