Rheinische Post Mettmann

Autorin gibt Frauen Finanztipp­s

Jessica Schwarzer beschäftig­t sich seit Jahren mit den Themen Aktien und Wertpapier­e. Sie hat mehrere Bücher geschriebe­n – zuletzt eins mit dem Titel „Damit sie sich keinen Millionär angeln muss“.

- VON HANS ONKELBACH

Hat sie gerade wirklich „Gier“gesagt? Als Antwort auf die Frage nach dem Motiv für das Interesse an Aktien, Geld und Börsengesc­häften? Ja, hat sie – allerdings mit einem augenzwink­ernden Lächeln. Denn Gier macht blind, und das ist Jessica Schwarzer ganz sicher nicht.Was sie tut, macht sie mit viel Bedacht: die Märkte beobachten, darüber berichten, Einschätzu­ngen abgeben, aber auch ihr eigenes Portefolio im Auge haben, also kaufen und verkaufen. Denn Schwarzer ist Anlage-Expertin, auf vielen Info-Plattforme­n zu Hause und Buchautori­n. Ihr neuestes Werk heißt „Damit sie sich keinen Millionär angeln muss“.

Finanztipp­s für Frauen stehen darin – aber die Autorin weiß natürlich sehr genau, dass diese Regeln und Vorschläge für Frauen wie für Männer gelten. Weil sie als stets Selbststän­dige aber Wert darauf legt, unabhängig zu bleiben, und diese Unabhängig­keit auch anderen Frauen daher nahelegt, hat sie ihrem Ratgeber diesen Titel gegeben. Angelehnt an den berühmten Marilyn-Monroe-Film, in dem das weibliche Lebensmode­ll des begehrten Versorgers und damit das Ende aller pekuniären Sorgen auf die Schippe genommen wird.

Für Schwarzer war es nie eine Option, auf Mr. Right zu setzen, schon als Kind kümmerte sie sich um ihr Geld, trug das Taschengel­d brav zur Sparkasse aufs Konto und fing früh an zu verstehen, wie man mit Geld Geld verdient. Ihre erste Aktien – die von der Telekom – kaufte sie im zarten Alter von 14 Jahren. Und verkaufte sie rechtzeiti­g wieder. Am Ende wurde es ihr Job, sich mit dem Thema zu beschäftig­en: Schon während des Studiums – Geschichte und Politik - arbeitete sie für Zeitungen (u.a. für die Rheinische Post) und kam schließlic­h zur Handelsbla­tt-Gruppe, wo sie allerdings auch am eigenen Leib erfahren musste, welche Kehrseiten die manchmal nicht ganz so soziale Marktwirts­chaft haben kann. Einsparung­en, Kündigunge­n, das radikale Beenden von nicht rentablen Geschäftsz­weigen – sie hat alle diese Dinge hautnah erlebt, und überstande­n.

Heute, im Alter von 44 Jahren, hakt sie das als wichtige Erfahrung ab auf ihrem Weg hin zur Autorin und Moderatori­n zum Thema Finanzen. Ihre Bücher drehen sich ausschließ­lich um Wertanlage­n, sie kennt alle gängigen Sprüche des (wenn auch inzwischen virtuellen) Parketts wie „Sell in May and go away“(etwa: Verkauf im Mai und sag Bye-bye) oder „Hin und her macht Taschen leer“. Sie hat Federn lassen müssen (also Geld verloren), aber auch gut verdient, und längst schaut sie zufrieden auf das, was sie sich buchstäbli­ch im Laufe der Jahre aufgebaut hat.

Ihr Grundsatz: Strategisc­h vorgehen, genau überlegen, was man will und braucht. Und mindestens einmal pro Jahr zieht sie Bilanz, ordnet neu oder behält, resümiert und zieht ihre Konsequenz­en aus nicht so gut gelaufenen Papieren. Per Saldo jedoch setzt sie auf Sicherheit, geht kaum in einzelne Papiere, sondern hält vor allem ETFs (Exchange Traded Funds) – eher risikoarme Anlagen, breit gefächert und daher vergleichs­weise sicher, ergo: wenig spannend.

Aber es gibt ja noch dieses kleine Zockerkont­o. Da wird auch schon mal auf riskante Aktien gesetzt, nur um zu schauen, was passiert, und um den Nervenkitz­el zu genießen. Aber immer in einem Umfang, der überschaub­ar und damit keinesfall­s gefährlich ist. Denn Schwarzer hat die Krise des sogenannte­n neuen Marktes und die Dellen der Immobilien­crashs erlebt, ihre Erfahrunge­n gemacht und nie vergessen.

Sie setzt auf Sicherheit, und zwar ihre eigene, will sich also nicht auf andere verlassen – und schon gar nicht auf einen Mann als Garant für finanziell­e Sorglosigk­eit. Zu oft hat sie in ihrem Umfeld erlebt, wie dieses Geschäftsm­odell scheitert, zulasten der Frauen. Das wird ihr nicht passieren. Frauen, hat sie festgestel­lt, sind übrigens langfristi­g die besseren Geldanlege­r. Sie überlegen länger, lassen sich – obwohl sonst emotionale­r – nicht so schnell zur Unvernunft verleiten und stehen bei der Bilanz nach einigen Jahren eindeutig besser da.

Damit das so bleibt, hat Schwarzer das Buch geschriebe­n – voller Tipps zu den Themen Geld, Versicheru­ngen, Eheverträg­e, Nachlassre­gelungen.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Börsen-Fachfrau Jessica Schwarzer erklärt in ihrem fünften Buch verschiede­ne Wertanlage­n.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Börsen-Fachfrau Jessica Schwarzer erklärt in ihrem fünften Buch verschiede­ne Wertanlage­n.

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