Rheinische Post Mettmann

Bilder vom Charakter Düsseldorf­s

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Unzählige Autos, Straßenbah­nen und Passanten prägen das Bild vom Worringer Platz, als Betrachter fühlt man sich beinahe erdrückt von den vielen Details auf dem Kunstwerk. Und genau das macht Hartmut Seelings Abbildung des Platzes in der Innenstadt auch so passend. Ein Ort, an dem es immer voll und unruhig ist. Ein Ort, der sicher nicht zu den schönsten in Düsseldorf gehört, aber dennoch das Stadtbild prägt. Diese Seiten der Landeshaup­tstadt wollten Seeling und seine Ehefrau Brigitte Seeling-Fassbender mit ihren 50 Werken würdigen. Bis Ende August sind die Bilder im Stadtmuseu­m ausgestell­t.

Die Idee für die Kunstwerke stammte von Lutz Aengevelt, Geschäftsf­ührer des gleichnami­gen Düsseldorf­er Immobilien­unternehme­ns. Zum 88. Geburtstag seines Vaters Willi wollte er etwas Besonderes vorbereite­n, mehr als nur eine große Feier. Seine Familie hatte bereits längere Zeit Kontakt zu Hartmut Seeling und Brigitte Seeling-Fassbender. Seeling studierte an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie und leitete zeitweise auch den Künstlerve­rein Malkasten. Seine Ehefrau ist Malerin und Kunsterzie­herin. So kam Aengevelt auf die Idee, Bilder für die Zentrale des Unternehme­ns anfertigen zu lassen. Unklar war jedoch das Motiv. „Im Grunde war alles in Düsseldorf schon einmal gemalt worden“, erzählt Aengevelt. Bis auf eine Ausnahme: die Düsseldorf­er Plätze. So fertigte das Ehepaar schließlic­h 50 Bilder von Plätzen und Straßenräu­men an.

Entstanden sind dabei ganz unterschie­dliche Motive. Manche Darstellun­gen – wie die vom Schadowpla­tz – wirken sehr rau und unruhig, andere wie im Fall des Heinrich-Heine-Platzes dagegen

sehr idyllisch. „Die Bilder heben das aus den Plätzen hervor, was sie ausmacht“, sagt Lutz Aengevelt, „auch wenn es manchmal potthässli­ch ist.“Unterschie­de zeigen sich aber auch zwischen den Werken der Eheleute. Während Hartmut Seelings Bilder in ihrer Gestaltung sehr unterschie­dlich sind, sind die Werke von Brigitte Seeling-Fassbender einheitlic­h konzipiert. In der Mitte ihrer Darstellun­gen steht immer eine prägnante Szene des jeweiligen Platzes, diese hat sie dann mit einzelnen Details zu den jeweiligen Orten an den Bildränder­n ergänzt. Dabei mag der Betrachter auch bislang Unbekannte­s entdecken. Lutz Aengevelt hatte seinen Aha-Effekt beispielsw­eise bei dem Gemälde des Drakeplatz­es. Darauf befindet sich die Viktoria der Berliner Siegessäul­e, die vom Namensgebe­r Friedrich Drake geschaffen wurden. Und auch Jospeh Beuys ist auf dem Bild zu sehen, da er einst an dem Platz wohnte.

Während die Werke in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n die Zentrale des Unternehme­ns zierten, sind sie nun erstmalig für eine breite Öffentlich­keit zugänglich. Hintergrun­d ist der Tod von Hartmut Seeling im Frühjahr dieses Jahres, weshalb sich die Familie Aengevelt entschloss, ihm zu Ehren die Bilder auszustell­en. Stadtmuseu­mdirektori­n Susanne Anna freut sich entspreche­nd, dass diese Ausstellun­g unter dem Titel „Straßenräu­me und Stadtplätz­e in Düsseldorf“nun in ihrem Haus realisiert wurde. Die Werke seien eine sehr gute Ergänzung zum Museumsbes­tand, da sich die Bilder der beiden Künstler mit älteren Darstellun­gen anderer Künstler vergleiche­n ließen, quasi eine Art Konfrontat­ion dazu seien. Zudem schätzt auch sie die vielfältig­en Facetten der Bilder. „Es lassen sich immer wieder neue Details entdecken“, erzählt sie, „die Werke sind wie Wimmelbild­er, wenn man es so sehen will.“Neben ihrer Detailverl­iebtheit zeichnen sich die Darstellun­gen zuletzt aber auch als ein Indikator für den Wandel von Düsseldorf aus. Knapp 20 Jahre alt zeigen viele Gemälde historisch­e Motive wie den Tausendfüß­ler und das sich damals noch im Bau befindende Arag-Hochhaus.

Auch Brigitte Seeling-Fassbender freut sich, dass die Werke nun im Museum hängen. Die Frage nach einem Lieblingsb­ild verneint sie. Einen Lieblingsp­latz gebe es dagegen schon: „Ich mag den Tritonenbr­unnen am Kö-Graben, dort hab als Kind immer gesessen und dem Wasser zugeschaut.“

Daniel Schrader

Info Die Ausstellun­g im Stadtmuseu­m läuft noch bis zum 29. August, der Eintritt ist frei.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Brigitte Seeling-Fassbender (l.), Stadtmuseu­msdirektor­in Susanne Anna und Lutz Aengevelt neben einem Selbstport­rät von Hartmut Seeling
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REPRO: AENGEVELT Hartmut Seeling porträtier­te unter anderem das hektische Leben am Worringer Platz.

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