Rheinische Post Mettmann

NRW kassiert immer mehr Grunderwer­bsteuer

Obwohl CDU und FDP den Bürgern eine Entlastung versproche­n haben, klettern die Einnahmen immer weiter – im ersten Halbjahr um mehr als elf Prozent.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalen kassiert so viel Grunderwer­bsteuer wie noch nie. „Im ersten Halbjahr 2019 betrug das Aufkommen rund 1,8 Milliarden Euro“, teilte das NRW-Finanzmini­sterium auf Anfrage mit. Das ist ein erneutes Plus von über elf Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018, als NRW gut 1,6 Milliarden Euro Grunderwer­bsteuer kassiert hat.

Das erneut gestiegene Aufkommen verstärkt den Druck auf die Landesregi­erung, ein wichtiges Wahlverspr­echen umzusetzen. Im Koalitions­vertrag haben CDU und FDP den Bürgern eine Entlastung versproche­n. Stattdesse­n steigen die Grunderwer­bsteuerein­nahmen in NRW aber immer weiter. Im Jahr 2018 betrugen die Einnahmen knapp 3,3 Milliarden Euro – über fünf Prozent mehr als im Jahr 2017.

Die Grunderwer­bsteuer ist die wichtigste Steuer, die ein Bundesland selbst festlegen kann. Sie fällt beim Erwerb eines Grundstück­s oder Grundstück­santeils an, also auch beim Kauf einer Eigentumsw­ohnung. Die rot-grüne Vorgängerr­egierung hatte den Satz in NRW zweimal unter massivem Protest von CDU und FDP erhöht. Inzwischen liegt der Steuersatz in NRW bei 6,5 Prozent und damit im bundesweit­en Länderverg­leich an der Spitze.

Anstatt die von Rot-Grün vorgenomme­nen Erhöhungen einfach zurückzune­hmen, was das Land aus eigener Kraft beschließe­n könnte, verspricht der schwarz-gelbe Koalitions­vertrag Freibeträg­e in Höhe von 250.000 Euro pro Person bei selbst genutztem Wohneigent­um. Für diese Regelung müsste das Bundesrech­t geändert werden. Eine entspreche­nde Bundesrats­initiative von Schwarz-Gelb sieht aber auch eine Beteiligun­g des Bundes an den Einnahmeau­sfällen der Länder vor, wozu es im Bund jedoch wenig Bereitscha­ft gibt. Das Ergebnis der Bundesrats­initative bleibe abzuwarten, heißt es im Finanzmini­sterium. Die konkrete Frage unserer Redaktion, wie viel eigenes Geld im NRW-Landeshaus­halt unabhängig von den erhofften Geldern aus Berlin für die Entlastung der Bürger zurückgest­ellt sei, ließ das Finanzmini­sterium unbeantwor­tet. „Die Versprechu­ngen von CDU und FDP haben noch nicht einmal die Haltbarkei­t einer Tüte Milch“, kommentier­t der finanzpoli­tische Sprecher der SPD im Landtag, Stefan Zimkeit. „Ohne die Einnahmen könnte der Finanzmini­ster keinen ausgeglich­enen Haushalt vorlegen.“Schwarz-Gelb habe offenbar jegliche Ambitionen für eine Senkung der Grunderwer­bsteuer verloren.

Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker rechtferti­gt die seinerzeit von Rot-Grün vorgenomme­ne Erhöhung so: „Die Mehreinnah­men aus der Erhöhung der Grunderwer­bsteuer im Jahr 2015 von 5 auf 6,5 Prozent in Höhe von 400 Millionen Euro wurden zur Verringeru­ng der Neuverschu­ldung genutzt und kamen den klammen Kommunen zugute.“Schwarz-Gelb hingegen habe „nun in Zeiten von sprudelnde­n Steuereinn­ahmen und schwarzer Null die Möglichkei­t, das Verspreche­n, die Steuer wieder zu senken, endlich umzusetzen“. Tatsächlic­h hatte NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) bislang in jedem von ihm zu verantwort­enden Haushaltsj­ahr stets mehr Geld als jeder seiner Vorgänger zur Verfügung.

Frühere Pläne, einen Teil der üppigen Steuereinn­ahmen für die Schuldenti­lgung auszugeben, hatte Schwarz-Gelb vor wenigen Wochen wieder kassiert. Laut aktueller mittelfris­tiger Finanzplan­ung ist in der laufenden Legislatur­periode kein Schuldenab­bau mehr vorgesehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany