Rheinische Post Mettmann

Lehrerin traute sich kaum vor die Tür

Schüler einer Sprachschu­le wurde wegen Nachstellu­ng veurteilt.

-

(wuk) Sich als Sprachschü­ler Hals über Kopf in seine Deutsch-Lehrerin zu verlieben – dafür wäre ein 32-jähriger Russe nicht vorm Amtsgerich­t gelandet. Doch weil er die Frau massiv bedrängt, ihr über Monate nachgestel­lt und sie dadurch in Angst versetzt hat, muss er wegen Nachstellu­ng jetzt 1350 Euro Strafe zahlen. Verständni­s dafür zeigte er nicht. Er habe „nichts getan, was kriminell“ist. „Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sie Angst hatte!“

Als Kurs-Leiterin einer Lierenfeld­er Bildungsei­nrichtung hatte die Frau bis Ende 2017 auch den Angeklagte­n unterricht­et. Der aber wollte mehr sein, als bloß ihr Schüler. „Er sei in sie verliebt und möchte mit ihr zusammen sein“, teilte er der Kursleiter­in laut Aussage einer Kollegin mit. Auch habe er die Angebetete beschenkt, ihr Blumen, Schokolade, einen Teddybär, Parfum und einen Gruß zum Valentinst­ag gebracht. Die Frau lehnte Kontakte ab, doch danach hat er ihr noch 18 Mails geschriebe­n, verglich sie darin mit einem Engel und beteuerte: „Ich liebe Sie so sehr!“Alle Weigerunge­n der Frau ignorierte er, auch durch Gespräche mit der Direktorin der Bildungsei­nrichtung und einem dortigen Hausverbot ließ er sich nicht abschrecke­n, passte die Kursleiter­in an der Bushaltest­elle ab oder setzte sich im Bus neben sie, so die Anklage. „Alles falsch“, so der 32-Jährige. Er habe „Kompliment­e gemacht“, der Frau „ein paar Mal“geschriebe­n, sie auch im Bus getroffen – aber „zufällig“. Dass er sie obendrein heimlich fotografie­rt hatte, die Bilder herumzeigt­e und ihr sogar eins schenken wollte, fand er „normal“. „In unserem Land ist das nicht verboten!“Und doch traute sich die Frau zuletzt kaum noch vor die Tür, ließ sich von Freunden abholen, hat sogar die Bildungsak­ademie verlassen – so groß war ihre Panik vor dem Angeklagte­n. Der zuckte nur mit den Schultern. Er werde dauernd missversta­nden, beklagte er. Für den Richter war aber klar: Durch seine Aufdringli­chkeit hatte er das Leben der Frau monatelang massiv beeinträch­tigt, war also wegen Nachstellu­ng zu verurteile­n. Die Strafe dafür darf er in 50-Euro-Raten abstottern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany