Wie Firmen mit Kinderbetreuung punkten
Schichtdienste machen flexible Arbeitszeiten schwierig. Doch es gibt andere Möglichkeiten, Mitarbeiter zu unterstützen.
KREIS METTMANN Wo überwiegend im Schichtbetrieb gearbeitet wird, stehen gerade klein- und mittelständische Unternehmen vor großen Herausforderungen, wenn es um mitarbeiterfreundliche Regelungen geht. Flexible Arbeitszeiten sind kaum möglich und beim Betreuungsangeboten für den Nachwuchs sind auch schnell Grenzen erreicht. Doch genau hier können die Betriebe ansetzen, möglicherweise auch in Kooperation mit anderenFirmen.
„Gerade bei IT-Unternehmen im Kreis Mettmann ist die Ferienbetreuung für Mitarbeiterkinder sehr beliebt“, sagt Leonora Fricker vom
„Die Angebote sind wichtig für die Mitarbeiterbindung“
Leonora Fricke
Zentrum Frau & Beruf
„Kompetenzzentrum Frau und Beruf Düsseldorf/Kreis Mettmann“(Competentia NRW). „Die Betreuung von Kindern ist ein wichtiges Instrument der Mitarbeiterbindung. Nicht nur bei denen, die selbst Kinder haben, denn alle Maßnahmen eines Unternehmens haben eine Strahlkraft für alle Mitarbeiter.
Die Möglichkeiten, Betreuungsangebote für Mitarbeiterkinder anzubieten, sind durchaus vielfältig. „Der Weg zu einer eigenen Betriebskita ist ein langwieriger Prozess“, sagt Dorothea Körfers, Leiterin von Competentia NRW. „Der Bedarf muss langfristig geprüft werden. Dabei spielen auch die Altersstruktur in der Belegschaft und das Geschlechterverhältnis eine Rolle.“Das Erkrather IT-Unternehmen Timocom, auch 2019 wieder von Mitarbeitern unter die Top-Arbeitgeber gewählt, sorgt beispielsweise in der Stadt für den Bau einer neuen Kindertagesstätte, in der Plätze für Kinder der Mitarbeiter bereitgehalten werden.
In die Kita „Timos Fuchsloch“werden drei Millionen Euro investiert. Sie bietet ab Sommer 2020 Platz für 75 Kinder von null bis sechs Jahren. Die Außenanlage soll über Kletterspiele, Sandkästen und eine Bobbycar-Bahn verfügen. Der Timocom-Geschäftsführer ist selbst Vater und kennt daher die Ansprüche an ein erfülltes Familienleben sehr gut. Entsprechend setze sich die Unternehmensführung für ihre mehr als 500 Mitarbeiter ein, betont er – unter anderem in Form von Eltern-Kind-Büros oder Home-Office-Optionen.
Competentia NRW legt derzeit speziell für den Kreis Mettmann ein Projekt zur betrieblich unterstützten Großtagespflege auf. Vor allem kleinere Firmen können sich über die Vorteile informieren und herausfinden, ob auf diesem Weg Beschäftigten ermöglicht wird, früher aus der Elternzeit an den Arbeitsplatz zurückzukehren. In einer Großtagespflege können bis zu neun U3-Kinder betreut werden, durch die betriebliche Organisation und Mitgestaltung ist eine Anpassung der Öffnungszeiten an Schichtdienste möglich. Die Broschüre wird gerade erstellt.
Schon vor 23 Jahren ist in Velbert die „Junior-Welt“auf Initiative der Wirtschaftsjunioren Niederberg entstanden. Hier werden für die Kinder der Mitglieder des Vereins junger Führungskräfte und Unternehmer Plätze vorgehalten. Idee war 1996, ein soziales und gleichermaßen wirtschaftsförderndes Projekt zu schaffen und gleichzeitig eine gemeinschaftliche Alternative
zu einem Betriebskindergarten zu haben, den sich KMUs in der Regel nicht leisten können. Der Trägerverein finanziert sich aus Fördermitteln, den Betriebskostenanteil der beteiligten Firmen und Mitgliedsbeiträgen. 1998 wurden die Wirtschaftsjunioren Niederberg für das Projekt mit dem Bundespreis für Gesellschafts-, Wirtschafts- und Sozialpolitik ausgezeichnet.
Egal ob eigene Betriebskita, Verbund-Kita, Buchung von Belegplätzen oder die Teilübernahme von Betreuungskosten: Auch für KMU im produzierenden Gewerbe ist es angeraten, den Mitarbeitern entsprechende Angebote zu machen. „Studien haben gezeigt, dass ausreichende Betreuungsangebote und die Erwerbstätigkeit von Frauen direkt zusammenhängen“, sagt Leonora Fricker. „Und der Kreis Mettmann scheint hier noch ein wenig Nachholbedarf zu haben.“