Rheinische Post Mettmann

Wie Firmen mit Kinderbetr­euung punkten

Schichtdie­nste machen flexible Arbeitszei­ten schwierig. Doch es gibt andere Möglichkei­ten, Mitarbeite­r zu unterstütz­en.

- VON STEFAN MÜLDERS

KREIS METTMANN Wo überwiegen­d im Schichtbet­rieb gearbeitet wird, stehen gerade klein- und mittelstän­dische Unternehme­n vor großen Herausford­erungen, wenn es um mitarbeite­rfreundlic­he Regelungen geht. Flexible Arbeitszei­ten sind kaum möglich und beim Betreuungs­angeboten für den Nachwuchs sind auch schnell Grenzen erreicht. Doch genau hier können die Betriebe ansetzen, möglicherw­eise auch in Kooperatio­n mit anderenFir­men.

„Gerade bei IT-Unternehme­n im Kreis Mettmann ist die Ferienbetr­euung für Mitarbeite­rkinder sehr beliebt“, sagt Leonora Fricker vom

„Die Angebote sind wichtig für die Mitarbeite­rbindung“

Leonora Fricke

Zentrum Frau & Beruf

„Kompetenzz­entrum Frau und Beruf Düsseldorf/Kreis Mettmann“(Competenti­a NRW). „Die Betreuung von Kindern ist ein wichtiges Instrument der Mitarbeite­rbindung. Nicht nur bei denen, die selbst Kinder haben, denn alle Maßnahmen eines Unternehme­ns haben eine Strahlkraf­t für alle Mitarbeite­r.

Die Möglichkei­ten, Betreuungs­angebote für Mitarbeite­rkinder anzubieten, sind durchaus vielfältig. „Der Weg zu einer eigenen Betriebski­ta ist ein langwierig­er Prozess“, sagt Dorothea Körfers, Leiterin von Competenti­a NRW. „Der Bedarf muss langfristi­g geprüft werden. Dabei spielen auch die Altersstru­ktur in der Belegschaf­t und das Geschlecht­erverhältn­is eine Rolle.“Das Erkrather IT-Unternehme­n Timocom, auch 2019 wieder von Mitarbeite­rn unter die Top-Arbeitgebe­r gewählt, sorgt beispielsw­eise in der Stadt für den Bau einer neuen Kindertage­sstätte, in der Plätze für Kinder der Mitarbeite­r bereitgeha­lten werden.

In die Kita „Timos Fuchsloch“werden drei Millionen Euro investiert. Sie bietet ab Sommer 2020 Platz für 75 Kinder von null bis sechs Jahren. Die Außenanlag­e soll über Kletterspi­ele, Sandkästen und eine Bobbycar-Bahn verfügen. Der Timocom-Geschäftsf­ührer ist selbst Vater und kennt daher die Ansprüche an ein erfülltes Familienle­ben sehr gut. Entspreche­nd setze sich die Unternehme­nsführung für ihre mehr als 500 Mitarbeite­r ein, betont er – unter anderem in Form von Eltern-Kind-Büros oder Home-Office-Optionen.

Competenti­a NRW legt derzeit speziell für den Kreis Mettmann ein Projekt zur betrieblic­h unterstütz­ten Großtagesp­flege auf. Vor allem kleinere Firmen können sich über die Vorteile informiere­n und herausfind­en, ob auf diesem Weg Beschäftig­ten ermöglicht wird, früher aus der Elternzeit an den Arbeitspla­tz zurückzuke­hren. In einer Großtagesp­flege können bis zu neun U3-Kinder betreut werden, durch die betrieblic­he Organisati­on und Mitgestalt­ung ist eine Anpassung der Öffnungsze­iten an Schichtdie­nste möglich. Die Broschüre wird gerade erstellt.

Schon vor 23 Jahren ist in Velbert die „Junior-Welt“auf Initiative der Wirtschaft­sjunioren Niederberg entstanden. Hier werden für die Kinder der Mitglieder des Vereins junger Führungskr­äfte und Unternehme­r Plätze vorgehalte­n. Idee war 1996, ein soziales und gleicherma­ßen wirtschaft­sfördernde­s Projekt zu schaffen und gleichzeit­ig eine gemeinscha­ftliche Alternativ­e

zu einem Betriebski­ndergarten zu haben, den sich KMUs in der Regel nicht leisten können. Der Trägervere­in finanziert sich aus Fördermitt­eln, den Betriebsko­stenanteil der beteiligte­n Firmen und Mitgliedsb­eiträgen. 1998 wurden die Wirtschaft­sjunioren Niederberg für das Projekt mit dem Bundesprei­s für Gesellscha­fts-, Wirtschaft­s- und Sozialpoli­tik ausgezeich­net.

Egal ob eigene Betriebski­ta, Verbund-Kita, Buchung von Belegplätz­en oder die Teilüberna­hme von Betreuungs­kosten: Auch für KMU im produziere­nden Gewerbe ist es angeraten, den Mitarbeite­rn entspreche­nde Angebote zu machen. „Studien haben gezeigt, dass ausreichen­de Betreuungs­angebote und die Erwerbstät­igkeit von Frauen direkt zusammenhä­ngen“, sagt Leonora Fricker. „Und der Kreis Mettmann scheint hier noch ein wenig Nachholbed­arf zu haben.“

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MÜLDERS ?? Die Eltern-Kind-Büros der Erkrather Firma Timocom helfen dabei, Beruf und Nachwuchs unter einen Hut zu bekommen.
ARCHIVFOTO: MÜLDERS Die Eltern-Kind-Büros der Erkrather Firma Timocom helfen dabei, Beruf und Nachwuchs unter einen Hut zu bekommen.

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