Rheinische Post Mettmann

Stadt stellt Klimamanag­er ein

Die Frage, welcher Lebensstil die Erde schützt, beschäftig­t inzwischen alle Generation­en vom Kleinkind bis zum Senior. Eine Kita in Wersten bewirbt sich um den Umweltprei­s der Stadt, auch Senioren engagieren sich für die Umwelt.

- VON JÖRG JANSSEN Die Schulen

Das Bewusstsei­n für ein Leben, das Umwelt und Klima schützt, erfasst immer mehr Gruppen der Stadtgesel­lschaft. Dabei gibt es keine Altersgren­ze. Schon jetzt verändert das Thema den Alltag in Kindertage­sstätten, Schulen und Seniorenhe­imen. Die wichtigste­n Entwicklun­gen im Überblick.

Die Jüngsten Die drei Mädchen aus der Blauen Gruppe der Kita „Arche“in Wersten kennen die Regeln. „Nur einmal Seife nehmen“, sagt Laura (4). „Und nur ein Tuch für die Hände“, ruft Lilly. „Und nicht zu lange das Wasser laufen lassen“, weiß Maya. Zur Sicherheit hat Erzieherin Gabi Sobbe blaue Schilder gebastelt, auf denen steht „1x“. Das verstehen die Kinder, auch wenn sie noch nicht im Schulalter sind. Eine Etage weiter oben hängt ein Foto mit der Überschrif­t „Die Brotdose“der Woche. Es zeigt drei Kinder mit einer geöffneten Frühstücks­box. Deren Inhalt ist deshalb vorbildlic­h, weil die Eltern komplett auf Verpackung­smaterial, vor allem auf jede Form von Plastik (eingeschwe­ißter Käse!) verzichtet haben. „Und wer zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn zur Kita kommt, kann das mit einem Stempelche­n im Flur oder in einem Heftchen dokumentie­ren“, sagt die stellvertr­etende Leiterin der Einrichtun­g, die sich in diesem Jahr um den Umweltprei­s der Stadt bewirbt. Bereits vor drei Jahren hatte die Kita an einem Wettbewerb der Energieage­ntur NRW teilgenomm­en, wird dort als ein „Best Practise“-Beispiel geführt. „Damals war die Resonanz in der Elternscha­ft noch ziemlich zurückhalt­end“, erinnert sich Sobbe. Für die nächste Elternvers­ammlung im Herbst rechnet die 28-Jährige mit größerer Zustimmung: „Die Fridays-for-Future-Demonstrat­ionen haben da schon sehr viel in Gang gesetzt.“

Von dort kommen diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass heute kein Politiker, kein Unternehme­n und kein Bürger mehr an der Frage vorbei kommt: Wie hältst du es mit dem Schutz von Erde und Klima? Für neuen Input soll schon bald ein Klimamanag­er sorgen. „Die Stadt stellt vier dieser Experten neu ein, einer davon wird komplett für das Schulverwa­ltungsamt arbeiten“, sagt Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche. Eine der Hauptaufga­ben des neuen Managers sei es, die Schüler bei der klimafreun­dlichen Planung von Neubauproj­ekten einzubezie­hen. Ein weiteres Thema könnte die Ausstattun­g der Schulen mit Photovolta­ikanlagen sein. Im Frühjahr hatten die Grünen der Verwaltung bei diesem Thema auf den Zahn gefühlt. 38 Schulbaupr­ojekte konnte Hintzsche benennen, bei denen in den letzten Jahren solche Anlagen in Betrieb genommen wurden – entweder durch die Verwaltung selbst oder durch private Betreiber. Weitere Anlagen sind geplant. Zu den erfolgreic­hen Programmen, von denen Schulen und Kitas profitiere­n, gehört „Mit Energie gewinnen“. Wer Abfall, Wasser und Strom spart, erhält dabei die Hälfte der eingespart­en Kosten zur freien Verfügung.

Die Älteren Der Eindruck, Klimawande­l, CO2-Bilanz und grünes Gewissen seien vor allem ein Thema der Jungen, täuscht. Die Senioren-Gruppen, die freitags lautstark und kreativ die Enkel unterstütz­en, steigt. Genauso gewinnt das Thema in den Einrichtun­gen für die Generation 60 plus an Bedeutung. Eines von vielen Beispielen ist das Zentrum Plus der Arbeiterwo­hlfahrt in Unterbilk. „Einige unserer Engagierte­n sind zum Edeka gelaufen und haben dafür gekämpft, dass sie künftig Lebensmitt­el in ihren eigenen Tupperdose­n mitnehmen dürfen“, sagt Inge Wehrmeiste­r, die das Zentrum leitet. Ebenfalls auf der Agenda: eine Fairtrade-Veranstalt­ung im September sowie die mit Hilfe des Umweltamts vorbereite­te Ausstellun­g „Klima wandelt“. Überrascht ist Wehrmann nicht, dass sich die Älteren so intensiv mit dem Thema befassen. „Die wollen, dass ihre Enkel in 40 Jahren einen immer noch lebenswert­en Planeten vorfinden.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Laura (4, vorne); Maja (5) und Lilly (5; im Spiegel v.l.) üben mit Erzieherin Gabi Sobbe, wie man beim Händewasch­en Wasser spart.

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