Stadt stellt Klimamanager ein
Die Frage, welcher Lebensstil die Erde schützt, beschäftigt inzwischen alle Generationen vom Kleinkind bis zum Senior. Eine Kita in Wersten bewirbt sich um den Umweltpreis der Stadt, auch Senioren engagieren sich für die Umwelt.
Das Bewusstsein für ein Leben, das Umwelt und Klima schützt, erfasst immer mehr Gruppen der Stadtgesellschaft. Dabei gibt es keine Altersgrenze. Schon jetzt verändert das Thema den Alltag in Kindertagesstätten, Schulen und Seniorenheimen. Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick.
Die Jüngsten Die drei Mädchen aus der Blauen Gruppe der Kita „Arche“in Wersten kennen die Regeln. „Nur einmal Seife nehmen“, sagt Laura (4). „Und nur ein Tuch für die Hände“, ruft Lilly. „Und nicht zu lange das Wasser laufen lassen“, weiß Maya. Zur Sicherheit hat Erzieherin Gabi Sobbe blaue Schilder gebastelt, auf denen steht „1x“. Das verstehen die Kinder, auch wenn sie noch nicht im Schulalter sind. Eine Etage weiter oben hängt ein Foto mit der Überschrift „Die Brotdose“der Woche. Es zeigt drei Kinder mit einer geöffneten Frühstücksbox. Deren Inhalt ist deshalb vorbildlich, weil die Eltern komplett auf Verpackungsmaterial, vor allem auf jede Form von Plastik (eingeschweißter Käse!) verzichtet haben. „Und wer zu Fuß, mit dem Rad oder mit Bus und Bahn zur Kita kommt, kann das mit einem Stempelchen im Flur oder in einem Heftchen dokumentieren“, sagt die stellvertretende Leiterin der Einrichtung, die sich in diesem Jahr um den Umweltpreis der Stadt bewirbt. Bereits vor drei Jahren hatte die Kita an einem Wettbewerb der Energieagentur NRW teilgenommen, wird dort als ein „Best Practise“-Beispiel geführt. „Damals war die Resonanz in der Elternschaft noch ziemlich zurückhaltend“, erinnert sich Sobbe. Für die nächste Elternversammlung im Herbst rechnet die 28-Jährige mit größerer Zustimmung: „Die Fridays-for-Future-Demonstrationen haben da schon sehr viel in Gang gesetzt.“
Von dort kommen diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass heute kein Politiker, kein Unternehmen und kein Bürger mehr an der Frage vorbei kommt: Wie hältst du es mit dem Schutz von Erde und Klima? Für neuen Input soll schon bald ein Klimamanager sorgen. „Die Stadt stellt vier dieser Experten neu ein, einer davon wird komplett für das Schulverwaltungsamt arbeiten“, sagt Schuldezernent Burkhard Hintzsche. Eine der Hauptaufgaben des neuen Managers sei es, die Schüler bei der klimafreundlichen Planung von Neubauprojekten einzubeziehen. Ein weiteres Thema könnte die Ausstattung der Schulen mit Photovoltaikanlagen sein. Im Frühjahr hatten die Grünen der Verwaltung bei diesem Thema auf den Zahn gefühlt. 38 Schulbauprojekte konnte Hintzsche benennen, bei denen in den letzten Jahren solche Anlagen in Betrieb genommen wurden – entweder durch die Verwaltung selbst oder durch private Betreiber. Weitere Anlagen sind geplant. Zu den erfolgreichen Programmen, von denen Schulen und Kitas profitieren, gehört „Mit Energie gewinnen“. Wer Abfall, Wasser und Strom spart, erhält dabei die Hälfte der eingesparten Kosten zur freien Verfügung.
Die Älteren Der Eindruck, Klimawandel, CO2-Bilanz und grünes Gewissen seien vor allem ein Thema der Jungen, täuscht. Die Senioren-Gruppen, die freitags lautstark und kreativ die Enkel unterstützen, steigt. Genauso gewinnt das Thema in den Einrichtungen für die Generation 60 plus an Bedeutung. Eines von vielen Beispielen ist das Zentrum Plus der Arbeiterwohlfahrt in Unterbilk. „Einige unserer Engagierten sind zum Edeka gelaufen und haben dafür gekämpft, dass sie künftig Lebensmittel in ihren eigenen Tupperdosen mitnehmen dürfen“, sagt Inge Wehrmeister, die das Zentrum leitet. Ebenfalls auf der Agenda: eine Fairtrade-Veranstaltung im September sowie die mit Hilfe des Umweltamts vorbereitete Ausstellung „Klima wandelt“. Überrascht ist Wehrmann nicht, dass sich die Älteren so intensiv mit dem Thema befassen. „Die wollen, dass ihre Enkel in 40 Jahren einen immer noch lebenswerten Planeten vorfinden.“