34-Jähriger soll Raub erfunden haben
Das Amtsgericht verhandelt am Mittwoch gegen das vermeintliche Opfer einer Straftat.
(wuk) Ein prall gefüllter Geldbeutel und ein teures Handy wurden einem 34-Jährigen nach eigenen Angaben im März an der Grafenberger Allee von zwei Fremden geraubt. Er suchte an dem Tag mittellos und ohne Ausweise Hilfe bei der Polizei. Am Mittwoch (28. August) kommt dieser Fall jetzt vor das Amtsgericht. Doch sitzen dann nicht zwei Räuber auf der Anklagebank, sondern das vermeintliche Opfer. Weil alles nur erfunden war, geht es im Prozess jetzt um das Vortäuschen einer Straftat. Dafür können bis zu drei Jahre Haft fällig werden oder eine Geldstrafe.
Über das Motiv des Angeklagten, der den Ermittlungen zufolge völlig sinnlos die Polizeikräfte mit seiner Räubergeschichte beschäftigt haben soll, ist derzeit nichts bekannt. Er hatte sich viel Mühe gemacht, um den Überfall in allen Details zu schildern. An einem Bankautomaten habe er morgens rund 1400 Euro abgehoben. Keine zwei Stunden später, gegen 11 Uhr vormittags, sei er an der Ecke Grafenberger Allee und Geibelstraße auf zwei Fremde getroffen. Einer habe sofort drohend eine Spritze auf ihn gerichtet, der andere habe ihm in Hüfthöhe ein Butterfly-Messer vorgehalten. Schließlich habe das Räuber-Duo sein dickes Portemonnaie und das Handy verlangt – und aus purer Angst habe der 34-Jährige gehorcht und den Männern beides ausgehändigt. Verloren habe er auf diese Art nicht nur sein ganzes Bargeld, sondern auch alle Ausweise und weitere Bankkarten.
Unklar ist derzeit, ob der Angeklagte wirklich hoffte, er könnte sich mit dieser Geschichte irgendwelche Entschädigungen oder ein Ersatzhandy verschaffen. Tatsächlich aber gingen die Polizeikräfte der Anzeige nach, zumal bewaffneter Straßenraub als Verbrechen gilt mit einer Mindeststrafe von fünf Jahren Haft. Doch eine Polizeibeamtin, bei der der Angeklagte seine Überfall-Anzeige erstattet hatte, bewies großes Gespür. Sie überprüfte zunächst die Angaben zu den Tatumständen und fand schnell heraus: Der 34-Jährige kann an diesem Morgen unmöglich jene 1430 Euro in bar bei seiner Bank abgeholt haben. Sein Konto bei dem Institut war schon drei Wochen vorher aufgelöst worden. Mit einem Urteil gegen den 34-Jährigen wird noch am Mittwoch gerechnet.