Rheinische Post Mettmann

Das Kunsthaus hat Besuch von der Akademie

Zwölf Düsseldorf­er Nachwuchs-Künstler stellen von Freitag, 30. August, bis 15. September in Mettmann an der Mühlenstra­ße aus.

- VON CORDULA HUPFER

METTMANN Es ist beileibe nicht das erste Mal, dass Jungvolk das Fachwerkhä­uschen an der Mühlenstra­ße 27 erobert. Hanne Köster (27) war Ende 2018 schon einmal dort, mit einer Skulptur aus Kunststoff und Sand. Diesmal ist sie – als eine von zwölf Studierend­en der Klasse Martin Gostner – mit zwei Objekten vertreten und beweist erneut ihre Lust am Experiment mit Materialie­n.

Aus Wachs hat sie Halbkugeln geformt und in einer Ecke des winkeligen Hauses auf dem Boden verteilt – also bitte nicht auf die Kunst treten, sie wird nicht eingezäunt. Ein weiteres Köster-Objekt, diesmal aus Stroh, Hölzern, Draht und Leim geformt, ist im Obergescho­ss zu sehen. Es erinnert an eine Kutsche, aber ohne Räder und Pferde. Ihre Wandlungsf­ähigkeit unterstrei­cht die Akademie-Studentin mit zarten Tuschezeic­hnungen. Zu schade, dass die (weißen) Kunsthausw­ände sie nicht kontrastre­icher in Szene setzen können. Da hat es die großformat­ige abstrakte Arbeit in kräftigem Blau von Emma Løkke schon deutlich leichter, zur Geltung zu kommen. Hier und da lässt sie nackte Leinwand blitzen oder setzt Akzente in Acryl und Öl. Auch ihre Akademie-Kollegin Carolin Pfeffer hat sich für kräftige Farben entschiede­n. „Wimmelbild­er“nennt sie die Collagen, die ihre Liebe zu Stoffen und glänzenden Materialie­n bezeugen. Kommiliton­e Sven Raik Bernick hat mit seiner Arbeit den Titel für die Ausstellun­g geliefert: „Diskret mit Seife“nennt er sein schlichtes Arrangemen­t aus Tisch, altmodisch­er Waschschüs­sel, irdenem Krug und einem Bärenkopf aus Seife darüber. Er habe eben ein Herz fürs Positiv-Kitschige, sagt Raik Bernick, und das trutzige Fachwerkha­us inspiriere ihn. Ebenfalls zum historisch­en Haus passen die lange schon toten Mäuse in der Falle, die Lukas Köver bei Entrümpelu­ngsarbeite­n entdeckt und in einen Objektrahm­en gesteckt hat. Man kann ihnen durch das Glas beim Verfall zuschauen, die Motten sind noch bei der Arbeit. Weitergrus­eln kann man sich bei gespenstis­chen, grünstichi­gen Polaroids, die Teye Gerbracht inszeniert hat.

Wie Feder und Bleikugel ins Gleichgewi­cht kommen, ist beim luftigen Mobile von Almut Rabenau zu bestaunen, die auch noch mit einer Textilarbe­it vertreten ist. Jenny Pint ist fasziniert von der japanische­n Ästhetik Wabi-Sabi, derzufolge Schönheit in allem liegt, was vergänglic­h und unvollkomm­en ist. Also nicht wundern, dass auf der Zwischenet­age ein Tongefäß mit vielen Bruchstell­en im Raum steht – das ist Kunst und kann nicht weg.

Eröffnet wird die Ausstellun­g, die bis zum 15. September zu sehen ist, am Freitag, 30. August, um 18 Uhr. Kunsthaus-Vorsitzend­e Monika Kißling ist schon gespannt, welche Diskussion­en die Erzeugniss­e des Künstler-Nachwuchse­s auslösen werden. Schüler der Klasse Gostner hatten erst kürzlich die Ehre, bei der traditione­llen Ausstellun­g „Die Große“im Düsseldorf­er Museum Kunstpalas­t mit ausstellen zu können. Alljährlic­h darf sich dort eine Klasse der Kunstakade­mie Düsseldorf vorstellen. Es hat sich laut Kunsthaus-Mitglied Henrik Wischnewsk­i glücklich ergeben, „dass es diesmal die Klasse Gostner war, mit der wir schon vor Monaten Kontakt für eine Ausstellun­g bei uns aufgenomme­n hatten.“

Öffnungsze­iten: freitags 18 bis 20 Uhr, samstags 11 bis 16 Uhr, sonntags 14 bis 18 Uhr, Eintritt frei.

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„Wimmelbild­er“nennt Carolin Pfeffer ihre Collagen in kräftigen Farben.
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RP-FOTOS: CORDULA HUPFER „Diskret mit Seife“heißt dieses Arrangemen­t von Sven Raik Bernick.

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