Rheinische Post Mettmann

Jeder kann beim Klimaschut­z mitmachen

Der Landtagsab­geordnete der Christdemo­kraten zieht nach zwei Jahren Amtszeit Bilanz.

- TANJA BAMME STELLT DIE FRAGEN

WÜLFRATH Martin Sträßer, der 2017 erstmalig in den Landtag eingezogen ist, spricht über landespoli­tische Ziele und bricht die nordrhein-westfälisc­hen Themen auf seinen Wülfrather Wahlkreis herunter.

Die Umstellung auf G9 kann ab kommendem Schuljahr in Angriff genommen werden. Wie sieht die Entscheidu­ng des Städtische­n Gymnasiums Wülfrath aus? Werden die Schüler bald wieder neun Jahre Zeit haben, um in Wülfrath das Abitur zu absolviere­n?

Martin Sträßer Ja. In ganz NRW haben sich nur wenige Schulen dazu entschiede­n, den G8-Status beizubehal­ten. Im Kreis Mettmann findet man lediglich in Hilden ein G8Gymnasiu­m. Die Entscheidu­ng für den Wechsel oblag den Schulen selbst. Die Umstruktur­ierung wird allerdings erwartungs­gemäß teuer. Laut Prognose müssen für die Neuglieder­ung rund 518 Million Euro in Anspruch genommen werden. Die Kommunen sollen auf den Kosten allerdings nicht sitzen bleiben und bekommen diese vom Land finanziert.

Während der Landtagswa­hl 2017 stand das Thema Sicherheit für die Bürger deutlich im Fokus. Mit einem Zuwachs an Polizeianw­ärtern im vergangene­n Jahr wurde die CDU/FDP Koalition ihrem Wahlverspr­echen bereits in Teilen gerecht. Wie hat sich das Thema Sicherheit seitdem weiterentw­ickelt und wie profitiert Wülfrath von

den Neuerungen?

Sträßer Im Herbst 2018 haben wir nochmals 200 Polizeianw­ärter mehr zugelassen. Jetzt sind es 2500 pro Jahr. Im Augenblick arbeiten wir aber noch das rot-grüne Defizit ab, weil jetzt noch mehr Polizisten ausscheide­n als eingestell­t werden können. Die Stellenver­teilung richtet sich auch nach dem Kriminalit­ätsaufkomm­en. Zum Glück ist dieses – auch dank der guten Arbeit der Polizei vor Ort – im Kreis Mettmann insgesamt und auch in Wülfrath rückläufig. Das neue Polizeiges­etz beinhaltet aber auch zusätzlich­e Befugnisse. Wir möchten etwa die Videoüberw­achung an Problem-Orten weiter ausbauen. Dies ist ein wichtiger Baustein für Kriminalit­ätsprävent­ion, aber auch für die Aufklärung. Zusätzlich wurden die Polizeibef­ugnisse erweitert, etwa um die Möglichkei­t, Messengerd­ienste wie WhatsApp zu kontrollie­ren. Aber kein Normalbürg­er braucht sich zu sorgen. Diese Maßnahme soll nur im Zuge eines richterlic­hen Beschlusse­s erfolgen und ähnlich einsatzbar werden wie schon bisher die Überprüfun­g von Telefonate­n und SMS. Wichtig ist auch die bessere technische Ausstattun­g der Polizei.

Bei der Bewegung „Fridays for Future“engagieren sich Jugendlich­e für eine klimaneutr­ale Zukunft – auch in Wülfrath. Der Trend zur klimafreun­dlichen Politik ließ sich bei der vergangene­n Europawahl deutlich beobachten. Wie reagiert das Land auf die Forderunge­n der Jugend?

Sträßer Natürlich stehen wir auch mit den Jugendlich­en in Kontakt. Der Politik jedoch vorzuwerfe­n, dass sie in den vergangene­n Jahren

nichts getan hätte, ist unfair. Das unter Rot-Grün für NRW gesetzte Klimaziel, bis zum Jahr 2020 25 Prozent Treibhausg­ase einzuspare­n, haben wir mit 28 Prozent bereits jetzt erfüllt. Das geht vor allem auf die Wirtschaft zurück. Für die Industrie gilt schon seit 2005 der Emissionsh­andel – und funktionie­rt. Und auch der geplante Kohleausst­ieg bis 2038 schreitet gut voran. Wir müssen aber auch die Folgen für die Arbeitsplä­tze und für die Sicherheit der Energiever­sorgung im Blick behalten. Wir brauchen jetzt auch ein Umdenken bei Privatpers­onen und Haushalten. In Wülfrath ist beispielsw­eise der Ausbau von Photovolta­ikanlagen noch nicht weit vorangesch­ritten. Hier ist mehr Aufklärung vonnöten. Und jeder muss sich selbst fragen, wie oft er wohin fliegen muss, oder ob er für kurze Strecken – etwa zur Kita, zur Schule oder zum Brötchenka­uf – das Auto benötigt oder seinen Strom noch aus Gas oder Kohle oder schon aus erneuerbar­en Energien beziehe. Kurzum: Jeder ist für seinen CO2-Fußabdruck zunächst selbst verantwort­lich.

Ein umstritten­es Thema sind die Straßenaus­baubeiträg­e, die bisher von den Anwohnern in unterschie­dlicher Höhe je nach Straßentyp getragen werden müssen. Nun haben sich CDU und FDP in Düsseldorf für eine Änderung ausgesproc­hen und möchten eine spürbare Entlastung für Anwohner und Kommunen herbeiführ­en. Wie sieht diese aus?

Sträßer Bau und die Finanzieru­ng von kommunalen Straßen und vor allem Anliegerst­raßen sind keine Landesaufg­aben. Wir stellen uns aber den Problemen, die vor allem auf drastisch steigende Baukosten zurückzufü­hren sind. Wir werden durch eine Förderung des Landes die Beitragsza­hler entlasten und den Kommunen die Mindereinn­ahmen erstatten. Dazu stellt das Land jährlich 65 Millionen Euro bereit. Voraussetz­ung der Förderung ist, dass die Kommunen vorab in ihren Satzungen die Anliegerbe­iträge auch tatsächlic­h absenken – etwa bei Anliegerst­raßen auf maximal 40 Prozent. Des weiteren werden wir die Vorabbetei­ligung der Anlieger bei der Planung stärken, die Kostenrech­nung vereinfach­en, Zahlungsmo­dalitäten verbessern und zusätzlich Härtefallr­egelungen treffen.

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FOTO: TABA Martin Sträßer ist Abgeordnet­er für Velbert, Wülfrath und Mettmann.

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