Rheinische Post Mettmann

Team hat die Olympische­n Spiele im Fokus

- Selin Oruz NICOLE LANGE STELLTE DIE FRAGEN.

Die deutsche Hockey-Nationalma­nnschaft der Damen hat es bei der Europameis­terschaft in Antwerpen in einem tollen Turnier bis ins Finale geschafft. Dort unterlag das Team am Sonntag den Niederland­en und verpasste somit die frühzeitig­e Qualifikat­ion für Olympia 2020 – um die es nun im November in zwei Spielen in Mönchengla­dbach kämpfen wird. Die beiden Nationalsp­ielerinnen Selin Oruz und Elisa Gräve (beide 22) spielen Hockey beim Düsseldorf­er HC, sind Mitglieder des Teams Stockheim und hoffen auf eine Olympia-Teilnahme. Im Interview sprechen sie über Vorbereitu­ngen und Erwartunge­n.

Frau Oruz, Sie waren in Rio de Janeiro bei Olympia dabei und damit auch im Deutschen Haus. Wie sind Ihre Erfahrunge­n?

Bei den Spielen in Rio haben wir es leider nur zweimal dorthin geschafft. Einmal für eine Pressekonf­erenz, die dort stattfand, und einmal für unsere Feier nach dem Medailleng­ewinn. Man hat sich dort auf jeden Fall sehr wohlgefühl­t, dank der Mühe der Volunteers und auch dank der tollen Lage am Strand. Das wird in Tokio ja wohl wieder so sein, dass es einen Blick aufs Wasser gibt. Ich erinnere mich auch noch an den kleinen Pool, in den der eine oder andere glückliche Medailleng­ewinner gerne hineingewo­rfen wurde.

Sie haben die Rolle der Freiwillig­en angesproch­en…

Oruz Ohne die Volunteers wäre es dort mit Sicherheit nicht das Gleiche. Sie haben sich alle viel Mühe mit uns gegeben und haben für die angenehme Atmosphäre gesorgt. Wichtig war aber natürlich auch die gute Kaffeemasc­hine (lacht) und das eine oder andere deutsche Produkt, das man dort serviert bekommen hat. Wir wären vermutlich öfter hingefahre­n, wenn die Stadt nicht so voll gewesen wäre. Die Anfahrt hat für uns dadurch einfach zu lang gedauert.

Kennen Sie schon die Bilder vom Deutschen Haus in Tokio, das in einem Einkaufsze­ntrum liegen wird?

Oruz Ich habe die Bilder tatsächlic­h schon gesehen bei einem Partner-Meeting des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s, zu dem ich eingeladen war. Dort hatte man einige mögliche Locations einmal gezeigt und vorgestell­t, als noch nach dem konkreten Ort gesucht wurde. Dieser spezielle ist mir tatsächlic­h im Gedächtnis geblieben, und ich glaube, dass das wieder ein tolles Deutsches Haus werden kann.

In dem Sie sicher auch gerne feiern werden…

Elisa Gräve Natürlich arbeiten wir alle schon darauf hin – aber als erstes müssen wir uns für Olympia qualifizie­ren. Dafür wäre die Europa-Meistersch­aft eine riesige Chance gewesen, aber nun müssen wir eben im Olympische­n Qualifikat­ionsturnie­r im November alles geben. Das steht erst einmal im Vordergrun­d. Es ist aber richtig, dass man natürlich immer schon etwas weiter schielt und das als Motivation vor sich hat.

Über das mögliche Abschneide­n bei Olympia wollen Sie dann vermutlich nicht spekuliere­n?

Gräve Natürlich darf man sagen, dass es unser Ziel oder zumindest unser Wunsch ist, wieder mindestens so weit zu kommen. Wir haben uns inzwischen ja unsere Position erarbeitet, an der man sieht, dass wir natürlich auch mehr wollen. Klar ist aber auch, dass jede Nation letztlich mit dem Gedanken dorthin fahren wird, eine Medaille gewinnen zu wollen, und dass das ein langer Weg ist. Entscheide­nd ist also erstmal, dass man gesund bleibt und so mit allen Möglichkei­ten an den Start geht.

Frau Oruz, beschreibe­n Sie doch mal das Gefühl, bei Olympia dabei zu sein.

Oruz Man muss dazu sagen, dass ich gerade 19 Jahre alt war, also noch sehr jung. Es war eine ganz besondere Erfahrung: Wir hatten beispielsw­eise schon Gänsehaut, als wir vor dem Spiel die Nationalhy­mne gesungen haben. Und ich weiß noch, dass ich nach der Eröffnungs­zeremonie tatsächlic­h richtigen Muskelkate­r in den Wangen hatte, weil ich offenbar die ganze Zeit durchgeläc­helt und gelacht habe. Insgesamt kann man es gar nicht in Worte fassen, außer: Es sind die bisher schönsten Erinnerung­en in meiner Karriere.

Sehen Sie sich oft die Medaille an?

Oruz Die habe ich tatsächlic­h gar nicht bei mir, sondern im Haus meiner Eltern. Ich fand, am Sichersten aufgehoben liegt sie dort in meinem alten Kinderzimm­er. Ich bin ja regelmäßig dort und kann sie mir dann ansehen. Mein Bruder hat es lustigerwe­ise genauso gemacht (Anm: Timur Oruz spielt ebenfalls Hockey in der Nationalma­nnschaft und hat wie seine Schwester in Rio de Janeiro 2016 Bronze gewonnen.)

Wie wird Ihr Training in den kommenden Monaten aussehen?

Gräve Man trainiert auf jeden Fall mehr und härter, das ist schon dem Anlass angemessen. Das Jahr vor den Spielen ist das Training viel strukturie­rter. Im Winter bedeutet das Athletik-Vorbereitu­ng, ab dem Frühling dann das eigentlich­e Hockey-Training. Dank der Pro League haben wir auch viele Pflichtspi­ele mit der Nationalma­nnschaft und damit viele Gelegenhei­ten, uns aufeinande­r einzustell­en. Wir haben viel gemeinsame Zeit mit dem Team.

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