Shopping-Center mit Aussicht
In einem Jahr finden die Olympischen Spiele in Tokio statt. Das Deutsche Haus entsteht in einer Feier-Location in einem Einkaufszentrum. Den Besuchern bietet sich ein tolles Panorama.
Bislang war vermutlich Chihira Junco der größte Star, den das Shopping-Center Aqua City in der japanischen Hauptstadt Tokio zu bieten hatte. Chihira ist ein menschenähnlicher Roboter, ein Android in Gestalt einer jungen Frau, die Fragen der Besucher in drei Sprachen (englisch, japanisch, chinesisch) beantwortet. Demnächst aber bekommt sie im eigenen Haus Konkurrenz, was den Prominenten-Status angeht: Die Hochzeits- und Event-Location „The Cortona Sea Side Daiba“im fünften Stock des Einkaufszentrums wird während der Olympischen Spiele zum Deutschen Haus und damit zum Treffpunkt für die deutschen Athleten und ihre Gäste. Realisiert wird es von der Düsseldorfer Messe – dort ist man ebenso begeistert von dem Standort auf der künstlichen Insel Daiba wie bei der Deutschen Sport-Marketing (DSM), die für die Konzeption und Organisation verantwortlich zeichnet.
„Wir haben mit ‚Cortona‘ eine top Location gefunden, die uns schon nach der ersten Besichtigung begeistert und das sogenannte Kopfkino angeknipst hat“, sagt DSM-Geschäftsführerin Claudia Wagner. Die Räume böten die Möglichkeit, das Haus zu einem einzigartigen „Haus der Athleten“zu machen – „in dem wir hoffentlich wieder viele tolle Partys feiern werden“.
Lage, Lage, Lage – wie so oft bei Immobiliensuchen stand dieser Punkt weit oben. „Da das Deutsche Haus in erster Linie eine Einrichtung für die deutschen Athleten ist, war die Entfernung zum Olympischen Dorf ein entscheidendes Kriterium“, sagt Nao Tomita, Projekt-Managerin der Messe Düsseldorf in Japan. Zudem musste das Haus groß genug sein, um die täglich erwarteten bis zu 800 Gäste aufnehmen zu können – und entsprechend repräsentativ. „Für die Zeit der Paralympischen Spiele muss natürlich die Barrierefreiheit gewährleistet sein“, ergänzt Tomita.
Eigentlich, so sagen alle Beteiligten, ist wegen der komplexen Suche nach den Olympischen Spielen immer auch vor den Olympischen Spielen. Ist das eine Deutsche Haus abgebaut, beginnen die Vorbereitungen für das nächste. Mehr als 40 Objekte wurden diesmal geprüft, sagt Projektmanager Ansgar Jung.
„Eine anfängliche Schwierigkeit war es, den Objektbesitzern unsere ungewöhnliche Mietnutzung zu erklären“, sagt Nao Tomita: „Auch
entsprach der angefragte Mietzeitraum selten dem Geschäftsmodell der Anbieter. Da taten sich viele schwer, aus ihren ursprünglichen Geschäftskonzepten auszubrechen.“Gefunden habe man schließlich ein Objekt, so Ansgar Jung, „das alle Anforderungen erfüllt und dazu inmitten des olympischen Geschehens ist“.
Die „Aqua City“liegt in der Nähe des Olympischen Dorfs, knapp zehn Autominuten entfernt, und es gibt keine Wohnhäuser in der direkten Nachbarschaft, was ebenfalls wichtig ist: „Weil der Betrieb des Deutschen Hauses ja auch mal über die Stunde der Nachtruhe hinausgehen kann.“Zudem sei das jetzt gefundene Zuhause für das Team Deutschland für Olympia und Paralympics repräsentativ und fernsehtauglich.
In der Nachbarschaft des Deutschen Hauses liegen einige Wettkampfstätten der „Bay Zone“. „Beachvolleyball zum Beispiel ist nur ein paar Gehminuten entfernt, der Triathlon wird quasi direkt vor unserer Haustür starten“, sagt Ansgar Jung: „Auch die Spielstätten für Tennis, Schwimmwettkämpfe, Volleyball und BMX sind alle schnell erreichbar. Das Olympiastadion ist zirka 25 Minuten entfernt.“
Besonders hebt er den Blick von der großen Terrasse hervor, der sich den Sportlern und anderen Gästen bieten wird und einer Hochzeitsfeier – wie sie hier sonst stattfinden – ebenso würdig ist wie einer Siegesfeier. „Die Aussicht über die Bucht auf die Tokioter Skyline und die Rainbow-Bridge ist immer wieder beeindruckend – selbst für uns, die wir ja nun bereits oft da waren.“Platz genug für alle sei auch, und es gebe eine Balance zwischen Innenund Außenflächen. Wegen der anderen Mieter im Einkaufszentrum mit verschiedenen Interessen gibt es nach wie vor Herausforderungen, so Jung: „Das wird noch einige Gespräche notwendig machen, wir sind aber bei allen Themen auf einem guten Weg.“Der Umbau beginne, betont Nao Tomita, erst kurz vor Olympia. „Aber natürlich laufen jetzt schon die Planungen und Vorbereitungen der involvierten Gewerke auf Hochtouren.“