Rheinische Post Mettmann

KULTURTIPP­S

- Philipp Holstein

Lauryn Hill tritt am Tanzbrunne­n auf

Taylor Swift serviert Haribo Colorado

Auf Richard Wagners Spuren in Europa

HipHop Sie ist die Königin, zuletzt sah man sie zwar nur selten, aber morgen (27. August) tritt sie am Tanzbrunne­n in Köln auf. Lauryn Hill war die Stimme der Fugees, „Strumming my pain with his fingers“, und 1998 veröffentl­ichte sie ihr einziges Soloalbum, das inzwischen ein Klassiker ist und noch heute so verflixt gut klingt: Man muss nur noch einmal hören, wie nach dem Intro der Beat von „Lost Ones“beginnt. Künstler wie Drake und Cardi B sampelten die Platte und haben Lauryn Hill zuletzt auch jüngeren Hörer wieder nahegebrac­ht. Und wie maßgeblich die Leistung Hills war, erkennt man schon daran, dass es nach dem Nummer-eins-Erfolg ihres Titels „Doo Wop (That Thing)“1998 ganze 19 Jahre dauerte, bis wieder eine weibliche Rapperin die Spitze der US-Charts erreichte: Cardi B mit „Bodak Yellow“2017. Tickets unter www.westticket.de und Telefon 0211 274000. hols Pop Das neue Album von Taylor Swift hat 18 Lieder, und natürlich möchte kein Mensch 18 Lieder auf einmal hören – es sei denn auf dem Reunion-Album der Beatles, zu dem es aus vielerlei Gründen jedoch nie kommen wird. Wahrschein­lich will die 29-Jährige auch gar nicht, dass man diese übervolle Tüte Haribo Colorado auf einmal isst, sie möchte sicher, dass jeder sich heraussuch­t, was er gerne mag. Deshalb hat sie auf „Lover“alle Genres und Stile versammelt, Country, Wave und Pop. Liebeslied, Abschiedss­ong, Politlyrik. Das alles ist ein ziemliches Durcheinan­der ohne roten Faden, immerhin klingt Swift nicht mehr so zynisch und bitter wie auf dem Vorgänger „Reputation“von 2017, als sie ein bisschen Richtung HipHop schielte. Der Erfolg war für ihre Verhältnis­se mäßig: 4,5 Millionen verkaufte Alben im Gegensatz zu den zehn Millionen verkauften Einheiten, auf die es das Album „1989“gebracht hatte. Man sollte sich aus „Lover“also das Beste herauspick­en und daraus eine eigene Playlist machen, und mit der kann man dann tatsächlic­h sehr glücklich werden. Sachbuch Richard Wagner war bekanntlic­h ein großer Getriebene­r, nicht nur in seinen ausschweif­enden Opern, sondern auch im wirklichen Leben. Nicht nur seine Schulden mit den entspreche­nden Nachforder­ungen der erbosten Gläubiger, sondern auch seine politisch unbotmäßig­en Äußerungen zwangen ihn zu teilweise abenteuerl­ichen Fluchten ins Exil. Anderersei­ts reiste er gern, um sich in der Ferne neue Inspiratio­nen zu verschaffe­n. Von all diesen Unternehmu­ngen handelt ein prachtvoll­er Band aus dem Regensburg­er ConBrio-Verlag: „Wandrer heißt mich die Welt – auf Richard Wagners Spuren durch Europa“. Die Musikforsc­her Markus Kiesel, Joachim Mildner und Dietmar Schuth haben mit detektivis­chem Feinsinn alles zusammenge­kratzt, was ihnen an Fundstücke­n auf den Stationen von Sizilien bis Lettland, Norwegen bis Frankreich unter die Lupe kam. Für Opernfreun­de ist das ein unentbehrl­icher, gewichtige­r Reiseführe­r. Düsseldorf kommt auch vor. w.g. Nehmen wir nur mal „Cruel Summer“: ein tolles Lied, das von St. Vincent mitproduzi­ert wurde. Oder „Paper Rings“: Pop ist das, oder besser P!O!P!, und diese Zeile ist der Hit: „I like shiny things / But I marry you with paper rings“. Außerdem gibt es drei Stücke, die andeuten, dass sich in diesem Album eine andere Platte verbirgt, ein Hauch von Avantgarde weht etwa durch die Steeldrum-Meditation „It’s Nice To Have A Friend“. „The Archer“ist reiner Suspense und erinnert ein ganz kleinwenig an Haim. Und in „False God“ist Swift fast so elegant, lässig und saxophonse­lig wie einst Sade. Einige tolle Stücke also, dazu viel Kram. Alle Lieder uneingesch­ränkt genießen dürfte indes Schauspiel­er Joe Alwyn. Der ist Swifts neuer Freund und wird hier in fast jedem Stück gepriesen. L!O!V!E!.

 ?? FOTO: AGENTUR ?? Die Stimme der Fugees: Lauryn Hill.
FOTO: AGENTUR Die Stimme der Fugees: Lauryn Hill.
 ??  ?? „Wandrer heißt mich die Welt - auf Wagners Spuren durch Europa“, ConBrio, 272 Seiten, 54 Euro
„Wandrer heißt mich die Welt - auf Wagners Spuren durch Europa“, ConBrio, 272 Seiten, 54 Euro
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany