Rheinische Post Mettmann

Mit dem Naturschut­z allein gelassen

Naturschut­zwächter werden immer häufiger angefeinde­t. Sie wollen sich besser schützen. Doch der Kreis lehnt ihre Vorschläge ab.

- VON CARSTEN PFARR

METTMANN Von Ignoranz über Beschimpfu­ngen bis hin zum tätigen Übergriff – die Naturschut­zwächter in Mettmann erleben so manches, wenn sie Störer auf ihr Fehlverhal­ten hinweisen. Hohn statt Respekt ernten die Ehrenamtle­r in ihrer Freizeit. Gerne wollen sie etwas an dieser Situation ändern, doch dazu fehlt ihnen der Rückhalt der unteren Naturschut­zbehörde, finden sie.

Die Naturschut­zwacht in Mettmann besteht aus 22 Mitglieder­n, die ehrenamtli­ch als Außendiens­tler für den Kreis tätig sind. Sie informiere­n Behörden über nachteilig­e Veränderun­gen in der Landschaft, arbeiten darauf hin, Schäden von der Natur abzuwenden, und klären über Naturschut­z und Landschaft­spflege auf. Ihr Augenmerk liegt auf umweltgefä­hrdenden Eingriffen wie Baumaßnahm­en, Rodung und Müllablage­rung. Störer sollen von den Naturschut­zwächtern vor Ort auf die tatsächlic­hen und rechtliche­n Folgen ihres Fehlverhal­tens hingewiese­n werden. Bei akuten oder wiederhole­ndem Handeln können Vorgänge sogar zur Anzeige gebracht werden.

„Die verlaufen aber meistens im Sande, weil der Täter nicht ermittelt werden kann“, berichtet Sven Kübler, Mitglied des Naturschut­zbeirats beim Kreis Mettmann. Den Naturschut­zwächtern möchte er für ihre Tätigkeit allerdings nicht mehr Befugnisse zusprechen. Er wünsche sich dennoch mehr Respekt für die Naturschut­zwächter und eine bessere Aufklärung über ihr Handeln. Dazu fehle allerdings der Rückhalt im Kreis Mettmann. Seine Vorschläge seien von der Verwaltung nicht beachtet oder nicht angenommen worden. Kübler sieht auffällige Kleidungss­tücke, etwa Jacken oder Westen, für die Naturschut­zwächter vor, damit sie bereits von weitem erkannt werden. Die Kleidung sei wenig kostenaufw­ändig, untermauer­e jedoch die Position der Wächter: Ehrenamtle­r, die für Mettmann eine konkrete Aufgabe erledigen. Zum anderen plädiert Kübler für mehr Kontrollen durch Ordnungskr­äfte in den Gebieten. So können Störer, zum Beispiel Personen, die das Hunde-Anleingebo­t nicht einhalten oder abseits der erlaubten Strecken Rad fahren, unmittelba­r geahndet werden.

Doch Maßnahmen in diese Richtung bleiben aus. „Auch künftig sind keine routinemäß­igen Kontrollen geplant“, berichtet Tanja Henkel, Sprecherin des Kreises Mettmann, auf Anfrage unserer Redaktion. „Es werden punktuelle und Anlass bezogene Kontrollen durchgefüh­rt“, wobei „der Kreis Mettmann im Bedarfsfal­l durch die Kreispoliz­eibehörde unterstütz­t“werde. Zudem sehe die untere Naturschut­zbehörde die „optische Kennzeichn­ung“ als „nicht sinnvoll“. Der Dienstausw­eis sei zur Legitimati­on ausreichen­d und eine Weste werde „nicht unbedingt zu mehr Akzeptanz und einem respektvol­lerem Umgang“führen. Doch das sehen die Naturschut­zbeauftrag­ten anders, erklären die Naturschut­zwächter Silke Thus und Hans-Joachim Friebe. Beide sprechen sich für uniforme Westen aller Wächter aus – für eine bessere Kennzeichn­ung und das Gefühl der Zusammenge­hörigkeit. In dem von Friebe betreuten Bezirk Gruiten herrscht ein großes Problem der Müllablage­rung – von Kippenstum­meln bis ganzen Möbeln. Der Naturschut­zwächter sammle daher täglich eimerweise Abfall ein, denn eine Einsicht der Umweltvers­chmutzer werde nur selten erreicht. Im Gegenteil: Friebe werde regelmäßig verbal und einmalig sogar tätig angegangen, berichtet er. Thus, zuständig für den Bezirk Heiligenha­us-Nord, konnte einer körperlich­en Auseinande­rsetzung kürzlich nur knapp entgehen. Ein aufbrausen­der Radfahrer, der illegal durch Naturschut­zgebiete fuhr, wollte den Hinweis der Wächterin nicht beachten, warf ihr Amtsanmaßu­ng vor und drohte Thus. Mit einer besseren Kennzeichn­ung der Wächter sowie Aufklärung über ihr Handeln könne ein ähnliches Verhalten zukünftig minimiert werden, befinden Thus und Friebe. Ferner seien Kontrollen der Polizei sinnig, bestenfall­s gemeinsam mit den Naturschut­zwächtern. „Ich will eigentlich nicht mit dem erhobenen Zeigefinge­r daherkomme­n“, erklärt Thus. Dennoch seien Kontrollen notwendig, um zu zeigen, dass die Wächter nur über geltendes Recht aufklären wollen und sie dabei den Nötigen Rückhalt vom Kreis haben.

Dass nicht alle Naturschut­zwächter mit diesen Problemen konfrontie­rt sind, sagt Dietmar Albrecht, zuständig im Bezirk Velbert-Langenberg: „Mir reicht der Ausweis, den ich in allen Jahren nur ein Mal zeigen musste“, berichtet er gelassen. Bisher sei er bei seiner Tätigkeit mit „freundlich­en Gesprächen“ausgekomme­n. Er gibt jedoch zu bedenken, dass in seinem Gebiet großteils Ortsansäss­ige unterwegs seien, die sich korrekt zu verhalten wüssten. Dadurch sei sein Gebiet eine Ausnahme.

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ACHIM BLAZY ?? Silke Thus ist Rangerin im Vogelsangb­achtal Heiligenha­us.
RP-ARCHIVFOTO: ACHIM BLAZY Silke Thus ist Rangerin im Vogelsangb­achtal Heiligenha­us.
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STEPHAN KÖHLEN ?? Naturschut­zwächter Hans-Joachim Friebe zeigt zum Fällen markierten Erlen am Steinbruch.
RP-ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN Naturschut­zwächter Hans-Joachim Friebe zeigt zum Fällen markierten Erlen am Steinbruch.

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