Rheinische Post Mettmann

28. August 1955

Der Mord an Emmett Till

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Der 14-jährige Emmett Till stammte aus Chicago und wollte seinen Onkel in Money im US-Bundesstaa­t Mississipp­i besuchen. Seine Mutter hatte ihn gewarnt: In der Zeit der Rassentren­nung war jeder Besuch eines schwarzen Amerikaner­s in den Südstaaten gefährlich. Tatsächlic­h wurde der Junge Opfer eines brutalen Mordes. Am 28. August 1955 entführten zwei Männer, Roy Bryant und John William Milam, den 14-Jährigen aus dem Haus seines Onkels. Ihr Vorwurf: Till habe bei einem Besuch im Geschäft der Bryants zwei Tage zuvor die Ehefrau von Roy Bryant belästigt. Der Junge hatte der Frau wohl hinterherg­epfiffen. Wenige Tage nach der Entführung wurde Tills Leiche am Tallahatch­ee River gefunden. Er war schwer misshandel­t worden, man hatte ihm in den Kopf geschossen und ihn, vermutlich noch lebend, im Fluss versenkt, indem man ein schweres landwirtsc­haftliches Gerät mit Stacheldra­ht an seinem Hals gebunden hatte. Bryant und Milam wurden vor Gericht gestellt und von einer ausschließ­lich mit weißen Männern besetzten Jury freigespro­chen. Die Tat und das Skandal-Urteil lösten internatio­nal und in den Vereinigte­n Staaten Entsetzen aus. Nur wenige Monate später gaben Bryant und Milam die Tat öffentlich zu, sie konnten aber nicht mehr juristisch verfolgt werden. Die Proteste gegen das Urteil gelten – neben der Verhaftung von Rosa Parks – als Beginn der Bürgerrech­tsbewegung in den USA.

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