Rheinische Post Mettmann

Johnson will Unterhaus in Zwangspaus­e schicken

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LONDON (dpa) Knapp zwei Monate vor dem geplanten EU-Austritt hat der britische Premiermin­ister Boris Johnson eine vorübergeh­ende Schließung des Parlaments beantragt. Das Unterhaus soll ab Mitte September für gut vier Wochen die Tore schließen – nach Johnsons Darstellun­g, um das Regierungs­programm vorzuberei­ten, das die Königin am 14. Oktober präsentier­en soll. Gegner eines Brexits ohne Austrittsa­bkommen werfen ihm vor, er wolle der Opposition nur die Chance rauben, einen EU-Austritt ohne Abkommen am 31. Oktober per Gesetz zu verhindern.

Das bezeichnet­e Johnson als „vollkommen unwahr“. Abgeordnet­e meinten, damit wachse die Aussicht auf einen Misstrauen­santrag gegen den erst seit rund fünf Wochen amtierende­n Johnson, wenn das Parlament nächste Woche aus der Sommerpaus­e kommt.

Parlaments­präsident John Bercow war empört. Johnsons Pläne seien ein „Frevel gegen die Verfassung“. „Wie auch immer man es verpackt, es ist ganz offensicht­lich, dass die Absicht hinter einer Sitzungsun­terbrechun­g zu diesem Zeitpunkt wäre, das Parlament von einer Brexit-Debatte abzuhalten“, teilte er mit. Der frühere Schatzkanz­ler Philip Hammond twitterte: „Zutiefst undemokrat­isch.“Es sei eine Schande, wenn das Parlament davon abgehalten werde, der Regierung in Zeiten einer nationalen Krise auf die Finger zu schauen.

Leitartike­l, Politik

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