Rheinische Post Mettmann

Die große Umweltspur kommt doch

Mit Unterstütz­ung der Linksparte­i bringen SPD und Grüne das umstritten­e Vorhaben doch noch durch. CDU und FDP warnen vor noch mehr Staus. Die Politik stimmte zugleich einhellig für eine schnelle Stärkung des Nahverkehr­s.

- VON ARNE LIEB

Die umstritten­e große Umweltspur kommt doch – durch die Hilfe der Linksparte­i. SPD und Grüne entschiede­n sich vor der Sondersitz­ung am Mittwoch, das Vorhaben trotz der Absage des Bündnispar­tners FDP durchzudrü­cken. Eine besondere Konstellat­ion in dem Fachaussch­uss machte das möglich. CDU und FDP befürchten, dass die Luftqualit­ät eher abnimmt, wenn den Autos bald eine Fahrspur fehlt und der Verkehr schlechter fließt.

Die dritte Umweltspur soll auf Höhe des Südparks nach der A46-Ausfahrt „Universitä­t“entstehen und bis in die Innenstadt und weiter zum Nordstern laufen. Auf der Hauptverke­hrsachse mit 40.000 Autos pro Werktag bleibt dadurch teilweise nur noch eine Fahrspur für den Autoverkeh­r. Zur Abstimmung standen am Mittwoch die ersten Teilabschn­itte nach der Autobahnau­sfahrt sowie ein Radweg auf der Fischerstr­aße. Die Neuregelun­g gilt jeweils nur in Fahrtricht­ung Innenstadt. Die Spuren sollen in den Herbstferi­en markiert werden, weitere Teilabschn­itte soll die Politik später beschließe­n. Die Umweltspur nach dem neuartigen Düsseldorf­er Modell ist freigegebe­n für Linienbuss­e, Fahrräder, Taxis, E-Autos sowie Fahrgemein­schaften mit drei oder mehr Insassen.

Bei SPD und Grünen hatte im Vorfeld der Sitzung große Verärgerun­g über die FDP geherrscht. Der Bündnispar­tner hatte die Umweltspur im vergangene­n Jahr öffentlich ins Spiel gebracht und im Januar auch für die Prüfung der langen Achse gestimmt. Am Montag entschied sich die FDP-Fraktion aber, gegen das Projekt zu stimmen. Vermittlun­gsversuche scheiterte­n, auch ein Treffen am Mittwochmo­rgen brachte keinen Durchbruch.

SPD und Grüne entschiede­n sich daher, es auf die Abstimmung ankommen zu lassen. Die Linksparte­i hatte zuvor keine klare Linie zur Umweltspur gefunden. In der Fraktion war kritisiert worden, dass auch Autos unter bestimmten Umständen auf der Spur fahren dürfen. Der Vertreter der Linken im Verkehrsau­sschuss, Nicki Blanchard, entschied sich am Ende aber zur Zustimmung – auch, weil SPD und Grüne durch einen Ergänzungs­antrag eine schnelle Stärkung des ÖPNV versprache­n. Er lobte die Abkehr von der „autogerech­ten Stadt“, für die CDU und FDP immer noch stünden. Auch der Vertreter der Freien Wähler stimmte zu.

Die CDU hatte am Mittag in einer Pressekonf­erenz ihre Ablehnung erläutert – und einen Änderungsa­ntrag mit Alternativ­ideen eingebrach­t. Für Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt ist die Umweltspur eine „Stauspur“und „pure Ideologie“. Er und Verkehrspo­litiker Andreas Hartnigk warfen dem Ampel-Bündnis vor, nichts für eine Verkehrswe­nde erreicht zu haben. Die CDU fordert unter anderem regionale Schnellbus­linien und einen Park-and-RidePlatz an der Messe. Ihr Antrag wurde einstimmig angenommen, genau wie der größte Teil der Ergänzungs­wünsche von SPD und Grünen. Die fordern mehr Park-and-Ride-Plätze im Umland, einen schnellere­n Ausbau des ÖPNV – und eine Überwachun­g der Umweltspur. Bei einem Stauchaos soll der Versuch abgebroche­n werden.

Mehr als drei Stunden debattiert­en die Politiker im Rathaus. Die Entscheidu­ng lag beim Verkehrsau­sschuss, drei Bezirksver­tretungen und der Umweltauss­chuss durften beratend mitwirken. Die Grünen hatten eine Mehrheit mit der Linken noch am Montag abgelehnt. Denn politisch ist das Vorgehen nicht ohne Risiko: Im Verkehrsau­sschuss sind die Mehrheitsv­erhältniss­e anders als im Rat, dies liegt an dem Rechenverf­ahren, mit dem die Fachaussch­üsse besetzt werden. Im Rat könnten CDU und FDP blockieren. Bei weiteren Abstimmung­en könnte das ein Problem werden.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Seine Stimme gab den Ausschlag: Linken-Ratsherr Nicki Blanchard (Mitte) vor Beginn der Sitzung im Ratssaal.

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