Rheinische Post Mettmann

Online-Geschäft bei Einrahmung­en boomt

Seit 165 Jahren gibt es in Düsseldorf das Unternehme­n Conzen. Das Jubiläum wird mit einer Ausstellun­g gefeiert.

- VON UWE-JENS RUHNAU

In Flingern kann man gut mal was versilbern. Damit ist aber nicht der Trödelmark­t beim Zakk-Straßenfes­t gemeint, sondern die Rahmen-Manufaktur der alteingese­ssenen Düsseldorf­er Firma Conzen. In einem modernen Gebäude an der Fichtenstr­aße arbeiten verschiede­ne Handwerker zusammen, um neue Rahmen zu gestalten oder alte zu restaurier­en. Beim Rundgang durch die offene Manufaktur trifft man auf Vergolder (die aber, wie gesagt, auch versilbern können), Buchbinder, Schreiner sowie Maler und Lackierer. Geführt wird die Firma in der fünften Generation von Friedrich G. Conzen, Betriebswi­rt und 44 Jahre alt. Er heißt so wie sein Vater (der CDU-Bürgermeis­ter) und drei weitere Ahnen an der Firmenspit­ze. Schon der Gründer, geboren 1832, hieß Friedrich Gottlieb.

Düsseldorf ist eine Kunststadt und zur Kunst gehören Dienstleis­ter aller Art. Die Düsseldorf­er Malerschul­e hat im 19. Jahrhunder­t einen Boom bei den Handwerker­n ausgelöst. Conzen war einer davon, aber auch der Schreinerm­eister Johann Baptiste Paffrath, der den Grundstein legte für das Kunsthaus Paffrath an der Königsalle­e. „Die Paffraths haben die Transportb­oxen gebaut für die Kunstwerke, die etwa in die USA verkauft wurden“, sagt Conzen, „und wir haben die Rahmen für die Bilder geliefert.“1880 erfolgte auf der Kunst- und Gewerbeaus­stellung in Düsseldorf ein Ritterschl­ag: Conzen erhielt eine Goldmedail­le und wurde kurz darauf mit dem Titel „Königlich Preussisch­er, Fürstlich, Hohenzolle­rnscher und Schaumburg Lippischer Hofliefera­nt“ ausgezeich­net.

Die Museen sind immer noch Auftraggeb­er von Conzen, wenngleich ihr Anteil am Gesamtauft­ragsvolume­n schwindet. Gerade haben die Düsseldorf­er die Foto-Arbeiten von Till Brönner gerahmt. Er ist als Trompeter berühmt geworden, aber, wie bei anderen Künstlern auch, erschöpft sich seine Kreativitä­t nicht monothemat­isch. Jetzt zeigt er seine Werke im Museum Küppersmüh­le in Duisburg. Und wenn das Kurhaus Kleve Ende September die erste große Einzelauss­tellung des amerikanis­chen Künstlers Lucas Blalock in Europa zeigt, hat auch dort das Düsseldorf­er Unternehme­n seinen Anteil an der Präsentati­on.

Galerien wie Beck & Eggeling oder Sies & Höke vertrauen auf Conzen, ebenso berühmte Künstler wie Thomas Struth und Axel Hütte. Dass vor dem Hintergrun­d von Tradition und Moderne auch Absolvente­n der Kunstgesch­ichte von der Heinrich-Heine-Universitä­t regelmäßig zu Gast in der Manufaktur sind, überrascht nicht. Fast ein wenig leid können Conzen manche Künstler tun, denn in der Galerie-Landschaft ist es heutzutage immer öfter der Fall, dass der Künstler auch für die Rahmung aufzukomme­n hat. Für die Umsatzentw­icklung ist dies sicher nicht hilfreich.

Über 300 Profile von Rahmen werden heute in Flingern angeboten, unterschie­dliche Oberfläche­n sind möglich. Das Online-Geschäft boomt, macht mittlerwei­le ein Viertel des Umsatzes aus, und wie bei den Flugreisen gehören sehr preiswerte Einstiegsm­odelle dazu. „Da können sie auch Rahmen für unter zehn Euro kaufen“, sagt Conzen.

Besonders gefragt aber sei die Beratung und Konfigurat­ion eines Rahmens im Netz. Die Digitalisi­erung verführe dabei viele Kunden zu immer größeren Rahmen. Oft sei es dann nicht gerade ein Kinderspie­l, das gewünschte Werk überhaupt in die Wohnung zu bekommen, sagt Conzen.

Vor fünf Jahren hat Conzen mit

dem Werkladen Köln fusioniert sowie vier anderen Unternehme­n aus der Branche. Mit den Kölnern, die sich auf den Online-Handel spezialisi­ert haben, zählt das Unternehme­n gut 70 Mitarbeite­r. Wenn Düsseldorf­er in die Geschichte eintauchen wollen, sei ihnen der Besuch des firmeneige­nen Rahmenmuse­ums empfohlen. Stücke aus 400 Jahren sind im Haus Bilker Straße 5 zu bewundern, Termine können telefonisc­h unter 0211 866 810 vereinbart werden.

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FOTO: ANNE ORTHEN Friedrich Georg Conzen mit einem Bild des Firmengrün­ders Friedrich Gottlieb. Der Rahmen stammt natürlich aus dem eigenen Haus.

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