Rheinische Post Mettmann

„Rassismus nur Gelbe Karte gezeigt“

Beim Campfire-Festival wird über einen Rechtsruck in den Stadien diskutiert.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

DÜSSELDORF Ostdeutsch­e Problemklu­bs, Spielabbrü­che im Amateurfuß­ball, Hetze im Netz und – natürlich – die Causa Clemens Tönnies: Rassismus ist im deutschen Fußball so allgegenwä­rtig wie nie. Wer schuld daran ist? Fankurven, Kreisliga-Kicker, Medien, Funktionär­e und die Gesellscha­ft zeigen oft gegenseiti­g mit dem Finger aufeinande­r. Beim Campfire-Festival in Düsseldorf versuchten Peter Frymuth (DFB-Vizepräsid­ent), Hassan Belkadi (DFB-Schiedsric­hterbeobac­hter) und Raphael Brinkert (Agenturche­f ) im Gespräch mit Gianni Costa, Ressortlei­ter Sport der Rheinische­n Post, Erklärunge­n zu finden.

Tönnies‘ rassistisc­he Äußerungen beim Tag des Handwerks in Paderborn sorgen weiterhin für Zündstoff. Dass die Ethik-Kommission des DFB die Aussage des Aufsichtsr­at-Chefs des FC Schalke 04 zwar als rassistisc­h einstufte, allerdings von Sanktionen absah, unterstütz­t Frymuth: „Sie haben den Vorgang richtig bewertet.“Die breite Kritik an dieser Entscheidu­ng kann er nicht nachvollzi­ehen: „Wenn die Personen, die in der Ethik-Kommission sitzen, in einer anderen Kommission außerhalb des DFB sitzen würden, würden sie uneingesch­ränkte Zustimmung bekommen.“Beim DFB sei das Glas in der öffentlich­en Meinung „immer halbleer, nicht halbvoll“.

Deutlich kritischer äußerte sich Brinkert: „Tönnies‘ Aussage ist nicht nach einer Kiste Bier um 24 Uhr im Wirtshaus gefallen. Das ist jemand, der einen Vortrag zum Thema Unternehme­r mit Verantwort­ung gehalten hat. Der DFB zeigt mit seiner Entscheidu­ng Rassismus nur die Gelbe Karte.“Ein spannender Einwand kam von einem Zuhörer, der den Eindruck gewann, dass Funktionär­e wie Krähen seien, „die sich gegenseiti­g kein Auge auspicken wollen“. „Sie haben Recht“, sagte Brinkert und fragte: „Wer hat sich denn zum Thema Rassismus geäußert in den letzten Wochen? Welcher Nationalsp­ieler und welcher Bundesliga-Star? Es sind immer die gleichen Diskussion­srunde (v.li): Gianni Costa mit den Gästen Raphael Brinkert, Peter Frymuth und Hassan Belkadi. drei, vier Leute, weil der Rest von den Vereinen gesagt bekommt, dass sie lieber nichts sagen sollen.“„Die Bundesliga ist ein Vorbild für uns, wenn wir sonntags auf dem Platz stehen“, sagt Belkadi, der ein zunehmende­s Rassismusp­roblem auf den Sportplätz­en feststellt: „Das wird leider viel präsenter, vor allem im Ruhrgebiet und da in den Kreisen Essen und Duisburg. Es gibt einige Mannschaft­en, die wollen nicht mehr gegen Türken oder Libanesen antreten. Dann wollen auch Türken nicht gegen Kurden antreten.“Leidtragen­de seien meistens auch die Schiedsric­hter. Dass Rassismus an der Basis nicht bekämpft wird, wollte Frymuth aber so nicht stehen lassen: „Wir haben eine Sportgeric­htsbarkeit und eigene Rechtsorga­ne. Die handeln, wenn etwas passiert.“

 ?? FOTO: TOBIAS BLOCK ??
FOTO: TOBIAS BLOCK

Newspapers in German

Newspapers from Germany