Shoah-Überlebende mahnt Schüler
Die Jüdin Inge Auerbacher hat im Landtag berichtet, wie ihre Familie unter den Nazis litt.
DÜSSELDORF (atrie) Die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher hat am Montag im nordrhein-westfälischen Landtag vor der AfD gewarnt – ohne den Namen der Partei zu nennen. „Lauft nicht den Falschen hinterher, auch wenn es erst mal schön aussieht“, sagte die 84-Jährige vor mehr als 100 Schülern aus Bottrop, Ratingen und Düsseldorf. Die in New York lebende Jüdin berichtete im Gespräch mit der Antisemitismusbeauftragten des Landes, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), von ihren Erlebnissen im Nationalsozialismus und wie sie in den USA ein neues Leben begann.
„Fühlen Sie sich in Deutschland noch wohl?“, will ein Schüler wissen. Auerbacher antwortet: „Nun, am liebsten esse ich Sauerbraten.“Es ist das einzige Mal, dass gelacht wird. Mehr als eine Stunde erzählt Auerbacher vom dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, wie sie und ihre Familie ausgegrenzt, entrechtet und deportiert wurden.
Als sie sieben Jahre alt ist, wird sie mit ihrer Familie ins Ghetto Theresienstadt gebracht. Erschüttert habe sie, dass es so viel Hass gegen Juden gab. „Mein Vater hat im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft, viele aus meiner Familie sind dort gefallen, und plötzlich hieß es, wir seien Inge Auerbacher spricht im Düsseldorfer Landtag. dreckige Juden“, sagt die Amerikanerin, die nach der Befreiung von Theresienstadt mit ihren Eltern in die USA ausgewandert ist.
Heute wohnt Auerbacher im New Yorker Stadtteil Queens – wie sie sagt – mit allen Weltreligionen zusammen. „Wenn man versteht wie die Leute leben und essen, dann gibt es auch keinen Hass“, sagt sie. Auf die Frage, was sie von Donald Trump halte, antwortet sie, man brauche wieder einen Präsidenten wie George Washington oder Abraham Lincoln. „Trump ist Geschäftsmann und kein Staatsmann.“
Die Schüler wollen wissen, ob Auerbacher den Tätern jemals vergeben können wird. Die 84-Jährige sagt: „Wie soll ich demjenigen vergeben, der meine Oma erschossen hat?“Sie wolle kein Mitleid, sondern noch so lange den Mund aufmachen, wie sie kann.