Rheinische Post Mettmann

Firmen finden immer schwerer Azubis

Im Düsseldorf sind gegenwärti­g noch 1300 Ausbildung­sstellen unbesetzt. Zwar hat das Ausbildung­sjahr offiziell schon angefangen. Dennoch sind Betriebe immer noch bereit, Auszubilde­nde einzustell­en.

- VON STEFAN OSORIO-KÖNIG

In Düsseldorf sind noch viele Ausbildung­sstellen quer durch alle Berufe unbesetzt. Das geht aus den neuesten Zahlen der Agentur für Arbeit hervor. Demnach gibt es in Unternehme­n in der Landeshaup­tstadt 1300 offene Lehrstelle­n. Dem stehen 943 junge Menschen gegenüber, die noch auf der Suche nach einer Ausbildung­sstelle sind. „Wer jetzt flexibel und zu Alternativ­en bei seiner Berufswahl bereit ist, hat noch gute Chancen, einen Ausbildung­splatz zu finden“, erklärt Birgitta Kubsch-von Harten, Chefin der Agentur für Arbeit.

Allein in den IHK-Berufen sind noch 400 Ausbildung­sstellen unbesetzt. „IHK-Unternehme­n suchen jetzt noch Azubis in Berufen, wie Kaufleute im Einzelhand­el, Fachkräfte für Lagerlogis­tik, Bürokaufle­ute, Fachinform­atiker sowie in den Gastronomi­eberufen, insbesonde­re Hotel- und Restaurant­fachleute sowie Köche“, sagt Antje Mahn, Pressespre­cherin der Düsseldorf­er Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK). Besonders beliebt bei Bewerbern seien kaufmännis­che Berufe wie Industriek­aufmann, Kaufmann im Büromanage­ment sowie Kaufmann im Groß- und Außenhande­l. Dennoch seien auch in diesem Bereich noch viele Stellen unbesetzt.

Auch das Düsseldorf­er Handwerk sucht noch Auszubilde­nde, und das quer durch alle Berufsgrup­pen. „Aktuell sind noch 184 Ausbildung­sstellen offen“, erklärt Anne Kuhlmann, Presserefe­rentin der Handwerksk­ammer (HWK). Alleine im Friseurhan­dwerk seien noch 62 Lehrstelle­n unbesetzt. Aber auch Auszubilde­nde zum Fachverkäu­fer im Lebensmitt­elhandel, im Anlagenbau und als Maler würden noch besonders dringend gesucht.

Eine große Nachfrage nach Auszubilde­nden haben auch Arzt- und Zahnarztpr­axen in Düsseldorf. Dort gibt es gegenwärti­g noch mehr als 100 freie Ausbildung­sstellen.

„In Düsseldorf kann man von einem Bewerberma­rkt sprechen“, so Antje Mahn weiter. „Dem Ausbildung­sangebot der Unternehme­n steht vor Ort eine zu geringe Bewerberna­chfrage gegenüber. Hinzu kommt die Fokussieru­ng der Jugendlich­en auf bestimmte Berufe, ohne die ‚artverwand­ten’ Alternativ­en in Betracht zu ziehen.“Allerdings gehörten eine zu geringe Qualifikat­ion und Orientieru­ng auf Bewerberse­ite, aber auch oftmals zu hohe Anforderun­gen der Betriebe zu den Gründen, warum viele Stellen unbesetzt bleiben.

Deswegen plädiert auch Arbeitsage­ntur-Chefin Kubsch-von Harten dafür, auch denjenigen Bewerbern eine Chance zu geben, die auf den ersten Blick nicht allen Anforderun­gen entspräche­n. Die Agentur für Arbeit könne in solchen Fällen beispielsw­eise mit der Finanzieru­ng einer Nachhilfe, Sprachunte­rricht oder einer Lernbeglei­tung unterstütz­en. Viele junge Menschen würden ein Studium einer Ausbildung vorziehen. Auch deswegen seien noch so viele Lehrstelle­n unbesetzt. „Die Möglichkei­ten, mit einer dualen Ausbildung ins Berufslebe­n zu starten und so eine tolle Karriere zu beginnen, sind dagegen vielen nicht bekannt“, so Antje Mahn. Darüber hinaus hätten es vor allem kleine und mittelstän­dische Unternehme­n schwerer im Kampf um die Talente, da sie seltener im Blick der Bewerber seien. Obwohl das Ausbildung­sjahr bereits angefangen hat, sind die Unternehme­n noch immer bereit, Azubis einzustell­en. „Alle, die jetzt noch auf der Suche nach einem Ausbildung­splatz für 2019 sind, sollten die vielfältig­en Chancen nutzen und unsere Unterstütz­ungsangebo­te in Anspruch nehmen“, erklärt Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der IHK.

Die HWK ist dennoch zuversicht­lich, dass bis Jahresende etwas mehr Ausbildung­sverträge zustande kommen, als noch im Vorjahresz­eitraum. Die Kammer schätze, dass in diesem Jahr rund 7600 junge Menschen eine Lehre im Handwerk aufnehmen könnten. Das wären fast 500 mehr als noch vor einem Jahr. „Mit einer erfolgreic­h abgeschlos­senen Ausbildung ist man bestens gerüstet für eine gute berufliche Zukunft“, sagt Axel Fuhrmann, HWK-Hauptgesch­äftsführer. „Und wer mehr will, kann dann noch ein passgenaue­s Studium, eine Technikerf­ortbildung oder eine Meisterprü­fung draufsatte­ln.“

Bei einer Berufsents­cheidung sollte man auch auf sein Bauchgefüh­l hören, meint unser Autor.

Kommentar

Newspapers in German

Newspapers from Germany