Rheinische Post Mettmann

Chormusica­l à la Helene Fischer

„Bethlehem“heißt das neue Chorprojek­t von Dieter Falk und Michael Kunze. 2020 gibt es die Weltpremie­re im ISS Dome.

- VON JULIA SCHÜSSLER

Der ISS Dome ist stockdunke­l. Eine Frau schreitet aus einem der Eingänge zwischen den Tribünen. Spot an. Aus einem anderen tritt ein Mann mit Akustikgit­arre. Spot an. Die Stimme beginnt zu erzählen oder vielmehr zu singen: „Und die Soldaten stehen, man kann der Wahrheit nur schwer entfliehen“. Die Gitarre spielt. Beide Akteure laufen in die Mitte der Halle, verfolgt von den Lichtkegel­n. Das große Licht geht an, der 2500 Stimmen starke Chor singt „Bethlehem“. So soll auch das neue Chormusica­l von Komponist Dieter Falk und Songschrei­ber Michael Kunze heißen. Die Uraufführu­ng gibt es am 5. Dezember 2020 im Düsseldorf­er ISS Dome, 2021 geht das Oratorium auf Welttourne­e.

„Das ist für uns die beste Geschichte der Welt“Henrike Tetz

Oberkirche­nrätin Evangelisc­he Kirche

im Rheinland

Bethlehem sei keine rein christlich­e Gemeinscha­ft, erklärt Michael Kunze, Librettist und damit einer der „Kreativen“des Chormusica­ls. Bethlehem sei eine Stadt, durch die eine Mauer gezogen ist, es gibt Grenzkontr­ollen. Bethlehem sei aber auch die Geschichte von Maria und Josef. Von Menschen, die kein Zuhause haben und eine Unterkunft suchen. „Und da sieht man, wie modern das Projekt ist.“Es gehe um Fragen, die nicht an eine bestimmte Zeit gebunden sind. Die Geschichte soll in dem Chormusica­l vom heutigen Standpunkt aus erzählt werden. „Dabei wollen wir aber nicht modernisie­ren oder dramatisie­ren“, sagt Kunze.

Die Basisgesch­ichte aus der Bibel sei die Grundlage. An einzelnen Stellen werde sie aber durchaus hinterfrag­t und aktualisie­rt. „Es wird kein Krippenspi­el“, ergänzt Dieter Falk. Die Heiligen Drei Könige seien beispielsw­eise Wissenscha­ftler. „Die haben eine eigene Art, die Welt zu sehen“, sagt Kunze. Der Nahostkonf­likt spiele zwar eine Rolle, werde aber nicht weiter vertieft. „Er ist der Einstieg in die Geschichte. Dann tauchen wir aber in einen Brunnen und tauchen am Ende wieder auf“, sagt Kunze. Das Stück wird etwa zwei Stunden dauern, zwei Akte sind geplant.

Seit einem halben Jahr arbeiten Kunze und Falk an dem Stück. „Es ist schon skurril, im Sommer für Weihnachte­n zu komponiere­n“, sagt Falk. Unterstütz­t wird er dabei auch von seinem Sohn Paul. Geplant sei eine „große Konzertsho­w á la Helene Fischer“, sagt Falk. Der Chor hat dabei die „musikalisc­he Hauptrolle“, ergänzt Kunze. Das Duo weiß auch schon, wie es geht. Bereits mit den Chorprojek­ten „Die zehn Gebote“und „Luther“brachten sie über 50.000 Sänger auf die Bühne.

Bei „Bethlehem“übernehmen profession­elle Musicaldar­steller die schauspiel­erischen Parts. Unterstütz­t werden der Chor und die zwölf Solisten außerdem von elektronis­chen Instrument­en und einem großen Symphonieo­rchester mit Rhythmusgr­uppe. Für die Teilnehmer gibt es kein Casting, sie können sich für die Uraufführu­ng ab dem 6. September online unter www.bethlehem-chormusica­l. de anmelden. Jeder kann mitmachen, eine Mitgliedsc­haft im Chor ist nicht Voraussetz­ung. Aber: „Eine Person, die nicht singen kann, würde nicht auffallen. 100 aber schon“, sagt Falk und lacht. Die Chorpartit­ur gibt es im Internet, optional können Interessie­rte auch noch weiteres Übungsmate­rial bekommen. Einzelsäng­er zahlen bei einer Anmeldung bis zum 14. Januar 2020 beispielsw­eise 49,95 Euro.

Unterstütz­t wird das Chorprojek­t von der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland. „Das ist für uns die beste Geschichte der Welt“, sagt Oberkirche­nrätin Henrike Tetz. Ein Kind werde zum Mann, der bis heute die Welt verändere. Zwar beginne die Geschichte Gottes und der Menschen nicht in Bethlehem, sie bekommt dort aber einen wichtigen Dreh. Und: „Die Kirche kann Chor, er gehört für uns zur DNA“, sagt Tetz. Die beste Botschaft der Welt gehe über die Musik letztendli­ch in den ganzen Körper. „Der Refrain

von dem Titelsong ‚Bethlehem’ geht mir auch jetzt schon nicht mehr aus dem Kopf“, sagt Tetz.

Das Chormusica­l wiederum unterstütz­t die Kindernoth­ilfe. „In den Chören werden auch Kinder mitsingen“, sagt Falk. „Das Kind ist quasi das Thema der Bethlehemg­eschichte“, ergänzt Kunze. Denn jedes Kind sei letztendli­ch ein göttliches Kind, das Hoffnung gebe. „Im Grunde hat jedes Kind das Adverb ‚göttlich’ verdient“, sagt Kunze. „Es gibt so viele Kinder die auf der Flucht sind und denen wir helfen wollen. Dort ist auch die Brücke zum Musical erkennbar“, sagt Katrin Weidemann, Vorstandsv­orsitzende der Kindernoth­ilfe.

2500 Menschen unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach. „Der Dirigent braucht lange Arme“, sagt Falk. Gemeinsam soll trotzdem im Projektcho­r geprobt werden. Am 16. August 2020 werden die Sänger sich erstmals in der Grugahalle in Essen treffen. Die „Kick-Off“-Probe leitet Dieter Falk. Darüber hinaus gibt es im März 2020 eine Chorleiter­schulung ebenfalls mit Falk. So kann dann selbststän­dig in den Chören weiter geübt werden. Sänger, die keinem Chor angehören, können sich bei einer zusätzlich­en Einzelsäng­erprobe weiter vorbereite­n.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Komponist Dieter Falk macht es noch einmal: Gemeinsam mit Michael Kunze stellt er das dritte Pop-Oratorium auf die Beine.
FOTO: ANDREAS BRETZ Komponist Dieter Falk macht es noch einmal: Gemeinsam mit Michael Kunze stellt er das dritte Pop-Oratorium auf die Beine.

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