Amazon bietet nun eigenen Fernseher an
Zur aktuellen IFA zeigt sich: Die Fernbedienung wird bei Amazon und Telekom zum Auslaufmodell, intelligente Sprachsteuerung kommt in Mode. Derweil kündigt Samsung den Verkaufsstart eines neuen Superhandys an.
BERLIN Müssen wir Menschen bei einem Ereignis real dabei sein, um es erleben zu können? Künftig womöglich seltener: Die Deutsche Telekom zeigte am Donnerstag in Berlin bei der IFA, wie eine Live-Übertragung eines Konzertes künftig laufen kann. Auf eine Bühne wurde mit Hilfe der neuen Mobilfunktechnik 5G die Band BossHoss virtuell eingeblendet. Eine Mitarbeiterin stellte sich real auf die Bühne . Es sah fast aus wie echt. „Sie sehen, 5G ist als Anwendung auch etwas für Privatkunden“, sagte Michael Hagspihl, für das deutsche Privatkundengeschäft verantwortlicher Telekom-Manager, „die Technik wird ganz neue Möglichkeiten eröffnen.“
Samsung-Smartphone Die Telekom, Amazon und Samsung haben in Berlin schon Innovationen vorgestellt. So zeigte Samsung das überarbeitete Aufklapp-Smartphone Galaxy Fold, das ab 18. September in Deutschland verkauft werden soll. Das etwa 2100 Euro teure Gerät war schon im Frühjahr auf dem Mobilfunkkongress in Barcelona präsentiert worden. Dann zeigten sich Schwächen am Klappmechanismus, die den Marktstart verzögerten. Das Display ist nicht nur fast doppelt so groß wie bei einem konventionellen großen Smartphone, das Galaxy Fold kann auch als eines der ersten Smartphones die neue 5G-Technologie nutzen.
Netzstart Als zweiter Anbieter in Deutschland nach Vodafone schaltete die Telekom am Donnerstag die ersten 5G-Funkzellen in Deutschland frei. 129 Antennen in Berlin, München, Köln, Bonn und Darmstadt gingen „on air“. Ein Übertragungstempo von einem Gigabit pro Sekunde wird versprochen; bis Jahresende sollen 300 Standorte eingeschaltet sein. Wichtig für Kunden: Ebenso wie Vodafone verzichtet die Telekom darauf, von den meisten Vertragskunden einen Aufschlag zu verlangen, wenn sie 5G nutzen. Ende 2020 sollen die 20 größten Städte Deutschlands versorgt sein, also auch Düsseldorf. „Ich glaube, 2020 könnte das erste Jahr sein, in dem 5G wirklich groß wird“, sagt Christian Göke, Geschäftsführer der Messe Berlin, zur IFA-Eröffnung.
Sprachsteuerung Die Fernbedienung hat ausgesorgt, Elektrogeräte werden per Stimme bedient. Dieser Trend bestätigt sich auf breiter Front auf der IFA. Amazon präsentierte eine eigene Fernseher-Kollektion von Geräten der Marke Grundig, die den digitalen Assistenten „Alexa“mit einer Reihe an Mikrofonen integriert haben. Die Nutzer müssen also nicht mehr einen Stick der Fire-TV-Reihe von Amazon in das Gerät stecken, sie wählen das Programm inklusive breiter Auswahl aus Mediatheken und Streaming-Diensten per Sprachbefehl direkt beim Fernseher. „Integrierte Angebote setzen sich zunehmend durch“, sagt Klaus Böhm, Leiter des Bereichs Media & Entertainment bei Deloitte.
Auch die Telekom setzt auf Sprache statt Fernbedienung. Nachdem Amazon Dutzende Millionen des sprachgesteuerten Lautsprechersystems Echo verkaufte und auch Google und Apple ähnliche Boxen vermarkten, bietet die Telekom mit dem „Hallo Magenta“den ersten Smart Speaker aus Europa. Der kostet 149,99 Euro. Auch das Bedienen des heimischen Telefons, der Haustechnik und des TV-Dienstes „Entertain“soll mit der Box möglich sein.
Erweiterung Dutzende Hersteller setzen auf Sprachsteuerung und künstliche Intelligenz. So lässt sich bei einem neuen Kaffeeautomaten von Barrista der Cappucino per freundlicher Ansprache bestellen. Eine Waschmaschine von Bosch teilt dem Wäschetrockner mit, wie nass die eingeladene Kleidung ist und welches Programm optimal ist. Aber auch ganz einfache technische Aufrüstung spielt eine Rolle neben intelligenten Programmen: So zeigt Miele einen Backofen, der Live-Bilder des Backgutes auch bei höchster Hitze auf das Smartphone sendet.