Röttgermann stellt Vertrauen auf die Probe
Der Vorstands-Chef von Fortuna Düsseldorf hat sich nebenher mit der Idee einer Fußball-App beschäftigt – ohne das mit dem Aufsichtsrat abzustimmen. „Das war ein Fehler“, gesteht Röttgermann.
DÜSSELDORF Thomas Röttgermann hatte bisher das Image eines biederen Saubermanns. Dieses Bild hat nun Kratzer bekommen. Der Vorstands-Chef von Fußball-Bundesligist Fortuna Düsseldorf hat sich neben seinem Hauptjob auch noch mit der Idee einer Fußball-App beschäftigt – ohne das mit dem Aufsichtsrat seines Arbeitgebers abzusprechen.
„Ich bin zwar der Auffassung, dass es keine Nebentätigkeit war, aber dennoch hätte ich den Aufsichtsrat informieren müssen. Das war ein Fehler. Das hätte ich intelligenter machen können“, sagte Röttgermann im Gespräch mit unserer Redaktion. Der 58-Jährige musste am Donnerstag zum Rapport bei Aufsichtsrat-Chef Reinhold Ernst, der erklärte: „Es wäre sicher besser gewesen, wenn er den Aufsichtsrat informiert hätte.“Zuerst hatte das „Handelsbatt“darüber berichtet.
Der 58-Jährige trieb mit seinen Vertrauten Ingo Schiller, Finanzchef bei Hertha BSC, und Felix Welling, zuständig für die Unternehmensentwicklung bei Röttgermanns Ex-Arbeitgeber VfL Wolfsburg, vor seinem Dienstantritt bei Fortuna die Entwicklung einer App voran. Die App soll Fans aufzeigen, welche Spiele bei welchen Anbietern im Fernsehen oder Internet zu sehen sind. Das Projekt firmiert als „MySport“und wurde bisher aber nicht umgesetzt.
Nach Angaben von Röttgermann habe er das Engagement nach seiner Einstellung bei Fortuna im April ruhen lassen. Im „Handelsblatt“wird allerdings aus Mails von Röttgermann an die ProSieben-Gruppe und Sky Deutschland zitiert. Die Mails stammen vom 2. Juni und 27. Juli. In den Mails steht unter anderem „das Momentum ist auf unserer Seite“und „Von unserer Seite wäre Ingo Schiller“federführend.
Röttgermann erklärt das so: „Die Mails klingen vielleicht verwirrend. Die App war ursprünglich meine Idee, aber mir war von vornherein klar, dass ich mich parallel zur Arbeit bei Fortuna weder unternehmerisch noch anderweitig wirtschaftlich werde beteiligen können. Ich habe meine Kontakte zu Sendern und Multiplikatoren eingesetzt und wollte damit unterstützen, dass diese Idee umgesetzt werden kann.“
Für Reinhold Ernst ist dieser Nebenkriegsschauplatz ein Déjà-vuMoment. Der Aufsichtsrat hatte sich erst Ostern dazu entschlossen, die Arbeit mit Ex-Vorstandsboss Robert Schäfer zu beenden, vor allem, da es zu einem herben Vertrauensverlust gekommen war. Nun stellt Röttgermann – natürlich in einem nicht vergleichbaren Maß – das Vertrauen des Aufsichtsrats auf die Probe. Ernst betont aber, dass diese Geschichte keine Nachwirkungen haben wird: „Wir haben uns ausgesprochen.“
Neben der App-Idee erfuhr Ernst ebenfalls nur aus der Zeitung, dass eben jener Felix Welling bald vom VfL zu Fortuna wechseln wird. Er wird Direktor Strategie, Marke, Geschäftsentwicklung und Digitalisierung. Der Vertrag wurde vor Wochen geschlossen. Mit dem bisher für diesen Bereich verantwortlichen Alexander Steinforth habe die Chemie nicht gestimmt, berichtet Röttgermann: „Auch den Vertragsabschluss mit Herrn Welling hätte ich dem Aufsichtsrat sicher früher berichten müssen.“