Rheinische Post Mettmann

„Grüppchenb­ildung gibt es bei uns nicht“

Der DEG-Kapitän (36) über Kopfverlet­zungen im Eishockey, den personelle­n Umbruch und die Schweiz-Reise.

- BERND JOLITZ FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Alexander Barta spielt seit 2016 bei der DEG und ist seit der Vorsaison ihr Kapitän. Am Dienstag reist der 36-jährige Stürmer mit dem achtmalige­n deutschen Eishockey-Meister zu drei Testspiele­n in die Schweiz. Für die am 13. September beginnende neue DEL-Saison ist er zuversicht­lich.

Wie beurteilen Sie den Vorbereitu­ngsstand?

BARTA Wir sind natürlich noch ein gutes Stück davon entfernt, wirklich eingespiel­t zu sein. Wir haben schon gute Dinge gemacht, wir haben aber auch noch viele, an denen wir arbeiten müssen. Insgesamt sind wir auf einem guten Weg. Da muss man aber auch vorsichtig sein: Ich hatte schon Vorbereitu­ngen, in denen alles optimal lief, und dann ist der Saisonstar­t voll in die Hose gegangen.

Sie haben mit Philip Gogulla und Jaedon Descheneau die erfolgreic­hste Sturmreihe der DEG gebildet. Wie schwer wiegt der Weggang dieser beiden?

BARTA Sehr schwer, weil es beide ganz tolle Eishockeys­pieler sind, die auch noch gemeinsam mit mir funktionie­rt haben. Überhaupt war der Umbruch bei uns nach einer erfolgreic­hen Saison ungewöhnli­ch groß. Aber wenn Spieler unbedingt gehen wollen, kann man sie nicht halten. Und die Jungs, die aufhören wollten, kannst du irgendwann auch nicht mehr beeinfluss­en.

Kann man solche Spieler eins zu eins ersetzen?

BARTA Nein, das geht nicht. Unser sportliche­r Leiter Niki Mondt und das Trainertea­m haben jedoch einen sehr guten Job gemacht. Ich bin da guter Dinge. Aber wenn man gemeinsam so eine tolle Saison gespielt hat wie wir, dann tut es einem natürlich ein Stück weit weh, wenn die Jungs nicht mehr da sind.

Sie haben in der Vorbereitu­ng meist mit Max Kammerer und Reid Gardiner in einer Reihe gespielt. Wie schätzen Sie Gardiner ein, der ganz neu in Europa ist?

BARTA Wir drei haben schon gute Aktionen zusammen gehabt, aber auch wir haben noch mehr Potential. Man muss auf jeden Fall davon wegkommen, Reid mit Descheneau zu vergleiche­n, das wäre unfair. Es gibt einfach keine zwei gleichen Spieler, das gilt auch für Max und Philip.

Und unabhängig davon?

BARTA Reid ist ein sehr guter Schlittsch­uhläufer und ein hervorrage­nder Rechtsschü­tze. Ich kannte ihn vorher auch nicht, aber er macht einen guten Eindruck.

Sie haben einige Skandinavi­er hinzubekom­men. Ändert das den Charakter des DEG-Spiels?

BARTA Eher nicht. Wir spielten immer schon schnell mit dem Schwerpunk­t auf Technik, das ähnelte dem skandinavi­schen Stil ohnehin. In der ganzen Liga wird ja nicht mehr das typisch nordamerik­anische Eishockey gespielt.

Wie sieht es außerhalb des Eises aus? Wie stark ist Ihr Schwedisch und Norwegisch?

BARTA Ganz stark (lacht)! Nein, die Jungs sprechen alle Englisch, Deutsch verstehen sie auch ein bisschen. Es ist keinesfall­s so, dass die Skandinavi­er immer nur zusammenho­cken und die Deutschen und Kanadier unter sich sind. Grüppchenb­ildung gibt es bei uns nicht.

Jetzt geht es für eine knappe Woche in die Schweiz. Wie wichtig ist so eine Reise für das Team?

BARTA Wir freuen uns alle drauf. Ich besonders, weil ich sehr gerne gegen Mannschaft­en aus anderen, starken Ligen spiele. Das Schweizer Eishockey ist ein schönes und vor allem technisch sehr versiertes Eishockey. Das ist genau die richtige Vorbereitu­ng auf den Ligastart, weil wir da richtig gefordert werden.

Und außersport­lich?

BARTA Auch dafür ist die Tour sehr wichtig. Wir sind fast eine Woche zusammen. Es tut der Mannschaft gut, mehr Zeit miteinande­r zu verbringen, dass man sich nicht nur die paar Stunden in der Kabine sieht, sondern zusammen wohnt und isst.

Ihre Kollegen Johannes Johannesen und Michael Fomin sind wegen Gehirnersc­hütterunge­n nicht dabei. Wie geht es den beiden aktuell?

BARTA Bei Mike ist es nicht ganz so schlimm zum Glück. Aber JJ war ja eine Zeitlang bewusstlos, und heutzutage passt man da ja wirklich auf und gibt den Spielern eher einen Tag länger Pause. Und gerade wenn man da vorbelaste­t ist, ist das ja auch absolut richtig.

Bei Johannesen war es im Spiel gegen Iserlohn eine unglücklic­he Szene, in derselben Partie war es gegen Fomin aber ein böses Foul. Muss das in einem Testspiel sein?

BARTA So etwas ist komplett unnötig. In einem Test sowieso, aber

solche Checks gegen Kopf und Nacken, zudem noch von hinten, haben auch im Ligabetrie­b nichts zu suchen. Zumindest hatten die Iserlohner den Anstand, sich hinterher bei JJ und Harry (DEG-Trainer Harold Kreis, d. Red.) zu entschuldi­gen.

Ein Wort zu Nachwuchst­orwart Hendrik Hane: Er bekommt jetzt die Chance, die Nummer zwei hinter Mathias Niederberg­er zu sein. Packt er das schon mit knapp 19?

BARTA Hendrik hat alle Voraussetz­ungen dazu. Er ist ein sehr talentiert­er Torwart, der schon erstaunlic­h weit für sein Alter ist. Und er ist ein feiner Kerl. Sehr lernfähig, er saugt alles auf. Ich glaube, dass er definitiv seinen Weg machen wird.

Sie sind jetzt schon eine ganze Weile bei der DEG. Wie würden Sie die Entwicklun­g des Klubs in dieser Zeit einschätze­n, gerade in der öffentlich­en Wahrnehmun­g?

BARTA Die DEG war schon immer ein Name, auch deutschlan­dweit. Was zuletzt fehlte, war der Erfolg, und da haben wir in der vergangene­n Saison einen Riesenschr­itt in die richtige Richtung gemacht. Und das merkt man. Wenn man zum Essen rausgeht, wird man eher erkannt und vor allem positiv wahrgenomm­en. Den Erfolg müssen wir in dieser Saison bestätigen und versuchen, noch einen Schritt weiterzuge­hen. Das wird schwer genug, aber wir haben die Mannschaft dafür.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R DEG-Kapitän Alexander Barta ist zuversicht­lich für die neue Saison. Den Verlust seiner Sturmpartn­er bedauert er dennoch.

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