6. September 1991
Aus Leningrad wird Sankt Petersburg
Mit beinahe fünf Millionen Einwohnern ist Sankt Petersburg die zweitgrößte Stadt Russlands und zugleich die am weitesten im Norden liegende Millionenstadt der Welt. Als Peter der Große (Bild) die Siedlung 1703 an der Mündung der Newa in die Newabucht gründete, wollte er damit die Ansprüche des Zarenreichs auf einen Zugang zur Ostsee untermauern. Dabei gab er der neuen Stadt nicht, wie heute oft angenommen, seinen eigenen Namen, sondern den seines Schutzpatrons, des Apostels Simon Petrus. Dieser wird sowohl in der römisch-katholischen als auch in den orthodoxen Kirchen verehrt. Etwas mehr als 200 Jahre später erhielt die Stadt einen neuen Namen. Nach dem Ausbruch des Krieges wurde der deutsch klingende Name russifiziert, aus Petersburg wurde Petrograd. Wieder zehn Jahre später wurde Petrograd nach dem Tod Lenins zu dessen Ehren in Leningrad umbenannt. Wegen der Größe und Bedeutung der Metropole – Petrograd war nach Moskau die zweitwichtigste Stadt des Landes – war dies eine besonders hohe Auszeichnung. Doch viele Menschen konnten den alten Namen nicht vergessen. Auch der Spitzname „Piter“blieb im Sprachgebrauch. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Bevölkerung zur Abstimmung gebeten, man entschied sich mit knappem Vorsprung. Seitdem heißt die nördlichste Millionenstadt der Welt wieder Sankt Petersburg, beziehungsweise russisch Sankt-Peterburg.