Rheinische Post Mettmann

Peinlich intim mit den Tennis-Stars

- DIETER KODITEK

küsste. Die Senkrechts­tarterin ist damit die erste Kanadierin überhaupt, die ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte. Vor ihr hatte lediglich Eugenie Bouchard 2014 in Wimbledon im Endspiel gestanden, dort aber gegen die Tschechin Petra Kvitova verloren. Nach den US Open wird Andreescu erstmals in den Top Ten stehen.

Etwas verrückt war die Situation für Serena Williams. Im vergangene­n Jahr hatte sie in einem denkwürdig­en und unrühmlich­en Finale gegen die Japanerin Naomi Osaka verloren. Die Nachwehen jener von Beleidigun­gen und Sexismusvo­rwürfen gegen den Schiedsric­hter begleitete­n Niederlage hatten sie noch monatelang beschäftig­t. Und nun stand sie wieder im Finale von New York – und erlebte die nächste große Enttäuschu­ng.

„Um ehrlich zu sein, war Serena heute einfach nicht anwesend“, sagte Williams tief enttäuscht zu ihrer fehlerbeha­fteten Leistung. „Ich muss einen Weg finden, dass sie in Grand-Slam-Endspielen wieder zum Vorschein kommt.“Seit sie 2018 nach der Geburt ihrer Tochter Olympia zurückgeke­hrt ist, hat sie alle vier Grand-Slam-Endspiele verloren, die sie erreicht hatte. 2018 in Wimbledon gegen Angelique Kerber, 2018 in New York gegen Naomi Osaka, in diesem Jahr in Wimbledon gegen Simona Halep und nun gegen Andreescu in New York. „Ich bin so nah, so nah, so nah dran“, sagte Williams, „und doch so weit entfernt.“

Info Das Herren-Finale zwischen Rafael Nadal und Daniil Medwedew war bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe nicht beendet.

Es ist ein ungeschrie­benes Gesetz, dass man sich über Kollegen öffentlich nicht abträglich äußert. Daran halte ich mich mit eiserner Disziplin. Aber über Matthias Stach, der uns die US Open bei „Eurosport“nahebringe­n sollte und sich in dieser Funktion für einen veritablen, ernst zu nehmenden Journalist­en hält, gestatte ich mir doch ein paar kritische Anmerkunge­n. Denn Herr Stach nutzt seine herausgeho­bene Position in allererste­r Linie, um aller Welt zu demonstrie­ren, wie eng er mit den Tennisprof­is verbandelt ist.

Für ihn ist der Spieler Jan-Lennart Struff der „Struffi“, die Wimbledons­iegerin Angelique Kerber die „Angie“, die Dame Andrea Petkovic die „Petko“und die hübsche Julia Görges die „Jule“. So geht das unablässig – jedem Filzballar­tist gebührt die Verballhor­nung seines Namens.

Auch bei seiner jungen Kollegin nicht, deren Name hier nichts zur Sache tut. Sie durfte nun endlich mal in die große weite Welt reisen, duzte hemmungslo­s jeden der populären Protagonis­ten, der oder die ihr vors Mikrofon geriet und zeigte uns da draußen mal, wie intim sie alle miteinande­r sind.

Um auf den Herrn Stach zurückzuko­mmen: Der scheute sich vor Jahren nicht, als Angelique Kerber ihren Triumph bei den Australian Open in Melbourne mit einem Sprung in den Yarra River feierte, ebenfalls in den Fluss zu springen und gleichfall­s ausgelasse­n zu plantschen. In New York überschrit­t er jetzt die Grenzen der guten Kinderstub­e, indem er seinem Gesprächsp­artner Alexander Zverev mitten im Interview ganz nahe kam, als wollte er diesem ein Küsschen auf die Wange hauchen. Zu diesem Gipfel der Peinlichke­it kam es gottlob dann doch (noch) nicht.

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