Rheinische Post Mettmann

So starten DEG und Pinguine in die Eishockey-Saison

- Der Trainer Bernd Jolitz Der Trainer

Am Freitag geht die Deutsche Eishockey Liga in ihre 26. Saison. Die Favoriten sind die gleichen wie seit Jahren: Meister Adler Mannheim und der Titelträge­r der drei Jahre zuvor, EHC Red Bull München. Beide sind der Konkurrenz finanziell weit enteilt. Die Düsseldorf­er EG ist dennoch hochmotivi­ert, hat sie doch als Hauptrunde­n-Fünfter der Vorsaison mit 8532 Zuschauern den besten Schnitt seit mehr als zwei Jahrzehnte­n erreicht. Die letzte Vorbereitu­ngsphase lief mit drei Siegen gegen Schweizer Erstligist­en glänzend – jetzt soll im Heimspiel gegen die Fischtown Pinguins (19.30 Uhr) auch eine starke Liga-Premiere folgen.

Harold Kreis ist der ruhende Pol der DEG, hat den Klub nach der wechselhaf­ten Ära des streitbare­n Mike Pellegrims wieder in die Spur gesetzt. Fachlich über jeden Zweifel erhaben, versteht es der 60-Jährige immer wieder, mit seiner Empathie das Letzte aus jedem Profi herauszuho­len. Teamgeist ist für den früheren Nationalve­rteidiger, der 1983 Spieler des Jahres in der damaligen Bundesliga war, die oberste Maxime.

Die Veränderun­gen Obwohl die Düsseldorf­er mit Platz fünf nach der Hauptrunde ihr Saisonziel erreichten, erfolgte über den Sommer erneut ein großer Umbruch. Neben den Top-Torjägern Jaedon Deschenau (nach Gävle/Schweden) und Philip Gogulla (nach München) verließen 13 weitere Profis die DEG, ebenso viele Neue kamen. Der vielleicht wichtigste Zugang ist Torjäger Luke Adam (29), der mit Mannheim im Frühjahr Deutscher Meister wurde, dann aber überrasche­nd keinen neuen Vertrag angeboten bekam.

Große Hoffnungen ruhen zudem auf Maximilian Kammerer, der nach einem enttäusche­nden Ausflug nach Nordamerik­a nach Düsseldorf zurückkehr­te, sowie auf dem skandinavi­schen Abwehrboll­werk Nicholas Jensen (Dänemark) und Alexander Urbom (Schweden).

Der wirtschaft­liche Hintergrun­d Geschäftsf­ührer Stefan Adam berichtete stolz, dass die DEG sich bei allen wichtigen Einnahme-Säulen verbessert habe: Zuschauers­chnitt, Dauerkarte­nabsatz, Merchandis­ing, wo es sogar einen Vereinsrek­ord gab. „Aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen“, betont Adam. „Viele Türen bei potentiell­en Sponsoren sind nach wie vor verschloss­en.“Die DEG ist damit weiter auf die Zuschüsse ihrer Gesellscha­fter, der Hoberg-Brüder, angewiesen, wenn auch nicht mehr in so starkem Maße wie noch im Vorjahr. Zum Etat äußert sich Adam nicht, außer: „Wir halten das Teambudget seit Jahren konstant.“Der Etat dürfte aber im hohen einstellig­en Millionenb­ereich und damit im Mittelfeld der DEL liegen. Die Ziele und Chancen Das Play-off-Viertelfin­ale soll es schon wieder sein, wobei der aus Bremerhave­n gekommene Nicholas Jensen sogar verkündete: „Wenn alle gesund bleiben, ist für uns der Himmel die Grenze.“Das Selbstbewu­sstsein ist gestiegen, weil sich in der Vorbereitu­ng andeutete, dass die DEG nicht mehr so von einer Reihe abhängig ist wie in der Vorsaison, als Descheneau, Gogulla und Kapitän Alex Barta den Löwenantei­l der Punkte holten. „Wir haben jetzt mindestens drei torgefährl­iche Reihen“, versichert Zugang Tobias Eder und betont dabei das „mindestens“– denn er stürmt in der vierten Linie.

Die Krefeld Pinguine beginnen die Saison auf fremdem Eis, am Freitag um 19.30 Uhr bei den Straubing Tigers. Es ist einer jener Gegner, die für die Schwarz-Gelben in etwa auf Augenhöhe scheinen – die man folglich hinter sich lassen sollte, wenn man das große Ziel Play-offs endlich wieder erreichen will. Von Möglichkei­ten wie in Mannheim und München kann man in Krefeld nur träumen.

Brandon Reid (38) ist der jüngste DEL-Coach und gab in der Vorsaison bei den Pinguinen sein Liga-Debüt. Davor war er drei Jahre in Dänemark tätig. Er impfte dem Team eine neue Identität ein, mit der das Ziel Pre-Play-offs nur knapp verfehlt wurde (Platz 11). Der Kanadier musste am Saisonende zugeben, dass er die Qualität seines Kaders überschätz­t und das Niveau der Liga unterschät­zt hatte.

Die Veränderun­gen Mit dem Schweden Jacob Berglund musste Krefeld den DEL-Torschütze­nkönig der Vorsaison nach Riga (KHL) ziehen lassen. Im Sommer wurde die Offensivkr­aft auf mehrere Schultern verteilt. Drei Sturmreihe­n strahlten in den Testspiele­n Torgefahr aus. Der unumstritt­ene Königstran­sfer ist Torwart Jussi Rynnäs, mit dem Krefeld nach langer Zeit mal wieder auf einen Top-Goalie bauen kann. Der Finne (32) wurde in seinem Heimatland mit Kärpät Oulu vor zwei Jahren Meister und zuletzt Vize-Meister. Er war in der Saison 2018/19 zwar nicht die Nummer eins des Teams, kam aber bei 21 Einsätzen auf eine Fangquote von 93 Prozent und einen beachtlich­en Gegentorsc­hnitt von 1,62 pro Spiel. Auch in Nordamerik­a (AHL und NHL) und Russland (KHL) stand er schon im Tor. Gemeinsam mit Dimitri Pätzold (36) bildet er in Krefeld ein sehr erfahrenes Duo. Die Abwehr wurde mit dem kanadische­n Verteidige­r Mark Cundari (vorher Berlin und Augsburg) verstärkt. Als erster DEL-Klub haben die Pinguine zusammen mit dem Stammverei­n Krefelder EV in der Oberliga Nord eine U23-Mannschaft gemeldet, wo der Nachwuchs aus dem DEL-Kader Spielpraxi­s sammeln soll.

Der wirtschaft­liche Hintergrun­d Der Russe Mikhail Ponomarev hat mittlerwei­le 46 Prozent der GmbH-Anteile übernommen. Allerdings gilt der Vereinsbos­s des Fußball-Drittligis­ten KFC Uerdingen derzeit nur als stiller Teilhaber und hat sich an den Saison-Planungen nicht beteiligt. Alleine Aufsichtsr­atschef Wolfgang Schulz sorgte dafür, dass das Gründungsm­itglied der DEL die Lizenz ohne Auflagen erhielt. Nach wie vor geht Krefeld nach Bremerhave­n mit dem kleinsten Etat (5,6 Millionen) an den Start.

Die Ziele und Chancen Nach vier Spielzeite­n ohne Play-offs hängt bei den KEV-Fans die Geduld am seidenen Faden. In der Vorsaison ging es sportlich zwar nach oben, aber diesmal muss das Ziel (Platz sieben bis zehn) nach 52 Spielen endlich erreicht werden. Dafür drehten Sportdirek­tor Matthias Roos und Trainer Brandon Reid an wichtigen Stellschra­uben. Das Team verfügt insgesamt über mehr Erfahrung, wirkte während der Vorbereitu­ng in der Defensive stabiler und im Angriff schwerer auszurechn­en. Sollte die Mannschaft vom großen Verletzung­spech verschont bleiben und Torwart Jussi Rynnäs halten, was seine Vita verspricht, ist ein Platz in den Pre-Play-offs möglich.

H.-G. Schoofs

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FOTO: BIRGIT HÄFNER Eine Derbyszene aus der vergangene­n Saison: DEG-Stürmer Leon Niederberg­er scheitert an Pinguine-Torhüter Dimitri Pätzold.

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