Schluss mit den ewigen Vergleichen
Im Fernsehen ist oft die Floskel „Werbung für den Frauenfußball“zu hören. Ein Satz, der nur sehr selten bei den Männern verwendet wird. Es schwingt immer im Unterton mit, dass sich die Sportart besonders anstrengen muss für ihre Legitimation. So, als ob man nach ausreichend schlechten Spielen alle Sachen wieder einpacken müsste. Das ist natürlich schrecklicher Unfug. Man quält sich ja auch bei einer Männer-WM durch langweilige Kicks, ohne das ganze System in Frage zu stellen. Allerdings – Frauenfußball muss auch Kritik aushalten können.
Technisch, Taktisch und Konditionell hat sich vieles getan. Erst seit 1991 werden unter dem Dach des Weltverbands Fifa Frauen-Weltmeisterschaften veranstaltet. Es sind noch immer gigantische Leistungsunterschiede zu sehen zwischen Ländern mit viel (USA, Deutschland, Frankreich) und jenen mit wenig (zum Beispiel Elfenbeinküste) Förderung. Der größte Gewinn ist gewiss, dass in vielen Staaten der Sport überhaupt ausgeübt werden darf, völlig unabhängig vom sportlichen Abschneiden.
In Deutschland könnte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) noch deutlich mehr machen. Frauenfußball hat im Verband einen eher schweren Stand. Es wird einiges getan, aber in anderen europäischen Ländern wird derzeit noch mehr getan. Deutschland ist vom Vorreiter zum Mitläufer geworden. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg müht sich nach Kräften, den Abstand nicht zu groß werden zu lassen.
Frauenfußball ist eine tolle Sportart, die es verdient hat, nicht ständig verglichen zu werden – ganz besonders nicht mit dem Männerfußball. Es gibt kein besser oder schlechter: es geht um anders. Welche Sportart man besser findet, kann man nur sehr individuell für sich entscheiden. Die Mehrheitsverhältnisse sind unstrittig – die überwältigende Mehrheit interessiert sich vorwiegend für die Männer. Und dennoch kann beides prima nebeneinander existieren. Jedes Angebot für sich in seinen eigenen Dimensionen.
GIANNI COSTA