Egozentrik
Zu „Neue Lust aufs Verbot“(RP vom 5. Oktober): Sind die Deutschen wirklich so verbotsverliebt wie in dem Artikel behauptet? Ich glaube, nein. Im Gegenteil! Was auffällt, ist, dass mit der um sich greifenden Individualisierung der Gesellschaft eine zunehmende Egozentrik Raum greift. „Stör meine Kreise nicht“führt eher zu mehr Ignoranz von oft notwendigen gesellschaftlichen Regeln und nicht zur Verbotssteigerung. Verbotsverliebt sind hingegen bestimmte gesellschaftliche und politische Gruppen, die glauben, sie könnten der Mehrheitsgesellschaft Lebensformen vorschreiben, die sie selbst für einzig richtig erachten. Die für die Durchsetzung einen fast religiösen Eifer entwickeln und Gegenargumente, egal wie nachvollziehbar sie sein mögen, durchweg ablehnen. Aufklärung, bedeutet für solche Gruppen einzig das Leugnen ihrer eigenen Wirklichkeit. Genusses von rotem Fleisch, Verbotsdiskussion um Silvester-Böller – wir überschütten uns hier mit Verbiestertheit, und die Grünen legen nach, dass dies ja alles noch nicht reiche. Da hat die Frage schon Berechtigung, ob wir das Weltklima alleine retten wollen? Laut Expertenfeststellung soll der deutsche Anteil am Weltluftverschmutzungsaufkommen bei zwei Prozent liegen. Wenn wir hier einige Entscheidungen im Alleingang durchpeitschen, hat das in erster Linie einen Effekt: Es nimmt, da andere Industrieländer wie China, USA oder Südkorea derartige Einschränkungen nicht haben, unserer Industrie die Wettbewerbsfähigkeit, und das kostet Arbeitsplätze. Nebenbei gesagt, derzeit kühlt die Konjunktur ohnehin schon ab. Hinzu kommt, dass dann durch ideologisch gesteuerte Anfeindungen eine Schlüsselindustrie, nämlich die Autoindustrie, zunehmend unter Druck gerät. Man mag zwar der Autoindustrie gerne die Hauptschuld an der Dieselkrise geben, aber mittlerweile wird das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Wir arbeiten an der Verlagerung hiesiger Arbeitsplätze nach Fernost!