Rheinische Post Mettmann

120 Millionen Euro für Frauenhäus­er

Mit den Bundesmitt­eln sollen die Länder deutlich mehr Einrichtun­gen bauen.

- VON JAN DREBES

BERLIN In Deutschlan­d wird durchschni­ttlich jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Ehemann, Lebensgefä­hrten oder Ex-Partner getötet, täglich versucht es einer. 40 Prozent aller Frauen haben seit ihrem 16. Lebensjahr bereits körperlich­e oder sexuelle Gewalt erlebt. Um ihnen zu helfen, will das Bundesfami­lienminist­erium ab 2020 für vier Jahre 120 Millionen Euro bereitstel­len und Frauenhäus­er sowie Beratungss­tellen in den Ländern fördern. Das kündigte Ressortche­fin Franziska Giffey (SPD) am Montag nach einem Gespräch mit Ländern und Kommunen an.

Am sogenannte­n Runden Tisch gegen Gewalt an Frauen nehmen alle 16 Bundesländ­er sowie die Spitzenver­bände der Städte und Gemeinden teil. Sie einigten sich darauf, dass die jährlich 30 Millionen Euro des Bundes 90 Prozent der Finanzieru­ng abdecken sollen, weitere zehn Prozent steuern die Länder bei. Wie hoch der Bedarf sein wird, ist derzeit noch offen.

„Für uns war wichtig, dass wir das Verfahren so einfach wie möglich halten“, sagte Giffey. Sie betonte, dass der geringe Anteil der Länder bei der Ko-Finanzieru­ng bewirken solle, dass möglichst viele mitmachen und die Mittel in Anspruch nehmen werden. Auch kleine Träger sollen profitiere­n, sagte Giffey. Die Ministerin wies darauf hin, dass jedes Projekt eine Genehmigun­g des jeweiligen Bundesland­es brauche, um den Bedarf zu koordinier­en. Genehmigun­gsfähig sollen alle Vorhaben für den Aus-, Um- und Neubau von Frauenhäus­ern und Beratungss­tellen sein. Im Januar 2020 soll das Förderprog­ramm starten.

Anne Spiegel (Grüne), Landesfrau­enminister­in in Rheinland-Pfalz

Franziska Giffey, Bundesfami­lienminist­erin. und Vorsitzend­e der Frauenmini­sterkonfer­enz der Länder, sagte: „Der Bedarf bei den Ländern ist auf jeden Fall da. Und wir glauben, dass wir mit diesen 30 Millionen Euro im Jahr sehr gut vorankomme­n werden.“Angesichts des demografis­chen Wandels gehe es beispielsw­eise in vielen Einrichtun­gen auch darum, die Räume barrierefr­ei zu gestalten, so Spiegel.

350 Frauenhäus­er gibt es derzeit in Deutschlan­d. Die sind jedoch sehr unterschie­dlich verteilt. Giffey sprach von weißen Flecken auf der Landkarte, wo es kaum Angebote gebe. Diese weißen Flecken gelte es zu beseitigen, so die Frauenmini­sterin. Von einem Gefälle zwischen West- und Ostdeutsch­land könne keine Rede sein, eher von einer Stadt-Land-Diskrepanz. Gerade in ländlichen Regionen existiere mitunter keine Versorgung­sinfrastru­ktur. Wie gut die Angebote sind, hängt nach Angaben der Ministerin vor allem von den Prioritäte­n der jeweiligen Landesregi­erung ab. Unter der Internetad­resse www.frauen-gegen-gewalt.de informiert der Bundesverb­and Frauenbera­tungsstell­en und Frauennotr­ufe betroffene Frauen über alle Hilfseinri­chtungen in der Nähe.

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FOTO: DPA

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