Brustkrebs – was man über die Vorbeugung wissen muss
Das Mamma-Karzinom ist immer noch eine der gefürchtetsten Krebserkrankungen. Zugleich haben sich die therapeutischen Antworten und die Techniken der Früherkennung bei Brustkrebs verbessert. Aber sind sie immer von Vorteil? Wir erklären alles Wissenswerte
DÜSSELDORF Auch in der Brustkrebsvorsorge gilt das allgemeine Motto bei Tumorerkrankungen: Je früher eine bösartige Geschwulst entdeckt wird, desto größer ist die Chance auf Heilung. Aber muss jeder Tumor auch behandelt werden?
Was die Krankenkassen bezahlen Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen beim Frauenarzt. In welchen Intervallen und was genau untersucht wird, ist abhängig vom Alter der Frauen.
Bei Frauen zwischen 30 und 49 und ab 70 Jahren werden einmal jährlich die Brustdrüsen und die Lymphknoten in den Achselhöhlen, am Schlüssel- und Brustbein abgetastet, die Form und Größe der Brust und Brustwarzen kontrolliert. Die Brustwarze wird vorsichtig gedrückt, um zu überprüfen, ob Flüssigkeit austritt. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden zusätzlich zur jährlichen Tastuntersuchung alle zwei Jahre per Brief zum Mammografie-Screening eingeladen.
Für Frauen, in deren Familie gehäuft Brustkrebs in jungem Alter vorkommt und bei denen eine genetische Veränderung im BRCA1- oder BRCA2-Gen nachgewiesen wurde, wird bereits ab dem 25. Lebensjahr oder fünf Jahre vor dem jüngsten Erkrankungsalter in der Familie alle sechs Monate eine Tast- und Ultraschalluntersuchung und einmal pro Jahr eine Kernspintomografie empfohlen. Zudem soll ab dem 40. Lebensjahr ein- bis zweijährlich eine Mammografie vorgenommen werden.
Das Problem der „Übertherapien“Trotzdem ist das Mammografie-Screening weiterhin umstritten, obwohl Mammografien heutzutage in hohem Maße qualitätsgesichert sind. In Screening-Zentren gilt das Vier-Augen-Prinzip, alle Aufnahmen werden unabhängig voneinander von zwei geschulten Ärzten begutachtet, Krebsbefunde werden in Expertenkonferenzen besprochen. Und die Röntgenapparate, die zum Einsatz kommen, werden laufend kontrolliert, sind also auf dem neuesten Stand.
Das Problem ist: Bei der Mammografie werden viele kleine, harmlose Tumoren entdeckt, die die Frauen nie beeinträchtigen und an denen sie nicht sterben würden. Das Mammografie-Screening führt also zu sogenannten „Übertherapien“. Um einen einzigen Brustkrebstodesfall zu verhindern, erhalten drei bis zehn Frauen eine unnötige Brustkrebsdiagnose, werden operiert, müssen zur Strahlentherapie und dann mehrere Jahre lang Anti-Hormonpräparate einnehmen.
Frauen wünschen mehr Aufklärung Auch diese Überbehandlungen haben Spätschäden, können zum Beispiel zu mehr Lungenkrebs oder zu mehr Herzerkrankungen führen – und das ist möglicherweise der Grund, warum in der Gruppe der gescreenten Frauen zwar eine Frau weniger an Brustkrebs stirbt, aber dafür eine andere Frau an einer anderen Todesursache; es gibt also keinen Effekt auf die „Gesamtsterblichkeit“, wie das die Epidemiologen nennen.
Wie das Kölner Iqwig (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) herausgefunden hat, wünschen sich Frauen genauere Informationen ihrer Ärzte zu diesem Phänomen der Überdiagnose. Devise: Nur wer genau weiß, worauf er sich einlässt, trägt selbst kompetent zur Krebsvorsorge bei.