Rheinische Post Mettmann

Städtetag-Chef: Das Bauen muss günstiger werden

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LEIPZIG (dpa) Deutsche Großstädte können den geplanten Berliner Mietendeck­el nach Einschätzu­ng des Städtetags­präsidente­n Burkhard Jung nicht einfach kopieren. „Ich kann gut verstehen, dass Berlin wegen der schwierige­n Situation auf dem Wohnungsma­rkt neue Lösungen auf den Weg bringt“, sagte Jung (SPD) am Montag. Berlin agiere mit seinen Plänen für einen Mietendeck­el allerdings als Land. „Die Städte könnten diesen Weg ohne die Länder gar nicht gehen. Ich glaube, dass wir andere Lösungen brauchen“, erläuterte der Leipziger Oberbürger­meister. „Das sehen viele Städte im Städtetag ebenfalls so.“

Er befürchte, dass ein Mietendeck­el nötige Investitio­nen in Wohnungen ausbremsen könne, so der Städtetags-Präsident. „Für das drängende Problem steigender Mieten brauchen wir ein Bündel an Maßnahmen – die Kommunen brauchen Bauflächen, Planungsve­rfahren müssen beschleuni­gt, das Bauen muss wieder günstiger werden, und die bestehende­n Mietverhäl­tnisse brauchen mehr Sicherheit vor Verdrängun­g und unberechti­gten Mieterhöhu­ngen“, erklärte Jung.

Er plädiere dafür, für mehr bezahlbare­n Wohnraum zum Beispiel Bündnisse zu schmieden und sich als Stadt mit privaten Investoren auf ein gemeinsame­s Vorgehen zu einigen. „Allerdings stellen sich einige Investoren im Immobilien­markt auch Margen vor, die ich für völlig unbegründe­t halte“, sagte Jung. „Die Bundesregi­erung geht mit der Verlängeru­ng der Mietpreisb­remse und der Besserstel­lung der Mieter bei Rückforder­ungen aus meiner Sicht den richtigen Weg.“

Der Berliner Senat will den Mietendeck­el offenbar am Dienstag beschließe­n. Dem Vernehmen nach beinhaltet er neben einem Verbot von Mieterhöhu­ngen für fünf Jahre auch einen Passus, dass Mieten über einer bestimmten Obergrenze gekürzt werden dürfen. Im Vergleich zu früheren Versionen sei der aktuelle Entwurf abgeschwäc­ht worden, so der Analyst Thomas Rothäusler von der Investment­bank Jefferies. Aber weiter seien die Auswirkung­en auf die Immobilien­firmen kaum abzuschätz­en. Außerdem sei zu erwarten, dass die Pläne vor Gericht angefochte­n würden. Die Aussicht auf ein fünfjährig­es Verbot von Mieterhöhu­ngen in Berlin hat die Aktionäre von Immobilien­konzernen verunsiche­rt. De Aktien von Deutsche Wohnen, die besonders viele Wohnungen in der Hauptstadt hat, fielen um bis zu 4,5 Prozent. Die Titel von Konkurrent­en wie Vonovia und Ado Properties büßten je ein Prozent ein.

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