So weit sind die Olympia-Pläne in NRW
Olympische Spiele 2032 an Rhein und Ruhr sind das große Ziel von Sportmanager Michael Mronz. Die Landesregierung weiß er schon hinter sich. Nun will er auch das politische Berlin von der Idee überzeugen.
DÜSSELDORF Großer NRW-Bahnhof in Berlin: Ministerpräsident Armin Laschet und Vertreter von 14 Kommunen warben am Montagabend in der Landesvertretung bei Bundestagsabgeordneten für die Olympia-Initiative „Rhein Ruhr City 2032“von Sportmanager Michael Mronz. Wir sagen, wie es um das Projekt steht.
Wer steckt hinter der NRW-Olympia-Initiative? Michael Mronz, Sportmanager und Witwer des FDP-Politikers Guido Westerwelle, rief die privatwirtschaftliche Initiative 2016 ins Leben. An dem Konzept beteiligt sind 14 Kommunen, darunter die sechs größten NRW-Städte Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Duisburg und Bochum.
Wo genau soll welche Sportart ausgetragen werden? Düsseldorf und Köln würden nach den Plänen der Olympia-Macher die meisten Sportarten ausrichten. In Mönchengladbach (Hockey), Krefeld (Boxen) oder Leverkusen (Fußball) fände nur ein Wettbewerb statt. Eine genaue Verteilung, welche Sportart in welcher Stadt stattfinden soll, zeigt die nebenstehenden Grafik.
Wo soll das Olympische Dorf stehen? Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel ist sehr zuversichtlich, das olympische Dorf auf dem Areal der Bergischen Kaserne im Stadtteil Hubbelrath errichten zu können. „Wir haben ein sehr überzeugendes Konzept, und ich bin zuversichtlich, dass wir damit punkten können“, sagt er. Sollte eine andere Stadt Standort des olympischen Dorfes werden, wäre dies eine Enttäuschung, heißt es aus dem Rathaus. Mronz selbst hält sich noch bedeckt, sagt lediglich, ein Olympisches Dorf solle zwischen Essen und Köln entstehen, da, wo Wohnraummangel herrsche.
Wo soll das Olympiastadion stehen? Denkbar ist laut Mronz, dass ein Fußball-Bundesligist ein neues Stadion baut und eine zunächst integrierte Laufbahn nach Olympia zurückgebaut werde. Eine andere Idee sei der Bau eines Leichtathletikstadions für nur 20.000 Zuschauer, das für Olympia auf eine Kapazität von 60.000 ausgebaut werden könne. Köln wird als Standort oft genannt.
Wo sieht die Initiative die Stärken der Bewerbung? Ganz klar in der Nachhaltigkeit der benötigten Sportstätten. Die sind nach Einschätzung der Initiative an Rhein und Ruhr schon zu 90 Prozent vorhanden. Damit bedient Mronz die Anforderungen der Agenda 2020 des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das den Gigantismus früherer Spiele eindämmen will, um auch in Zukunft Bewerber zu finden. Der frühere Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, sagt: „Nachhaltigkeit wird ein zentraler Punkt künftiger Bewerbungen. Das IOC will eindeutig, dass dieser wichtige Aspekt viel stärker als bislang berücksichtigt wird und dass die Spiele so kostengünstig wie möglich durchgeführt werden.“
Was erhoffen sich die Städte an Rhein und Ruhr? Kurz gesagt: sehr viel. Einnahmen durch Olympia-Touristen, Investitionen in Infrastruktur, einen Schub für die Wirtschaftsleistung vor der Haustür. „Eine erfolgreiche Bewerbung könnte etwa den Autobahnausbau beschleunigen und innerstädtische Projekte wie einen von Richrath ins Gespräch gebrachten Bau eines ,Central Park’ auf dem Tunneldeckel eines neuen Autobahnabschnitts der A 1 vorantreiben“, sagt Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD). Sein Duisburger Amts- und Parteikollege Sören Link sagt: „ Die Zusammenarbeit im Bereich des Sports bringt nicht nur Vorteile für die Sportinfrastruktur der Region, sondern hat beispielsweise durch Festlegung einheitlicher Standards im Bereich des ÖPNV das Potenzial, das Zusammenleben an Rhein und Ruhr für die Zukunft geradezu zu revolutionieren. Die Initialzündungen, die Olympia für unsere Region auslösen könnte, sind dabei heute wahrscheinlich noch gar nicht vollständig zu erfassen.“
Wie steht NRW den Ideen gegenüber? Die Landesregierung steht dem Mronz-Vorhaben positiv gegenüber. So auch der Landessportbund. Olympische und Paralympische Spiele wären ein „einmaliger Antreiber und Motor für die gesamte Metropolregion und für eine moderne Verkehrsinfrastruktur“, sagte Laschet, der auch schon in Lausanne im Sinne des Projekts bei IOC-Präsident Thomas Bach vorgesprochen hat, gemeinsam mit Mronz und Veronika Rücker, der DOSB-Vorsitzenden. Laschet nannte am Montagabend explizit München 1972, Barcelona 1992 und London 2012 als Vorbilder für mögliche NRW-Spiele.
Was würden Spiele in NRW kosten? Mronz hält es für realistisch, in sechs bis acht Monaten ein erstes Budget abschätzen zu können. Klar ist aber: An die gigantischen Kosten der Sommerspiele in Rio 2016 (umgerechnet elf Milliarden Euro), London 2012 (rund 13,5 Milliarden Euro) oder gar der Winterspiele 2014 in Sotchi (mehr als 30 Milliarden Euro) darf und wird Rhein/Ruhr nicht ansatzweise heranreichen.
Und wer soll die Kosten tragen? Die beteiligten NRW-Städte haben klar gemacht, dass es ohne Bundeszuschüsse nicht geht. Vesper erklärt, öffentliche Gelder müssten vor allem in Investitionen in Infrastruktur fließen. „Durchführungskosten werden durch den Zuschuss des IOC, immerhin rund 1,5 Milliarden Euro, durch den Ticketverkauf und Merchandising finanziert.“
Gibt es weitere nationale Bewerber? In der Diskussion ist eine Bewerbung Berlins um die Spiele 2036 – 100 Jahre nach den NS-Spielen.
Wie geht es weiter? Der DOSB muss entscheiden, ob er a) generell nochmal eine Bewerbung will und b), ob die Rhein-Ruhr-Initiative der offizielle deutsche Bewerber sein soll. Über die Vergabe der Spiele von 2032 entscheidet das IOC 2025.
(unter Mitarbeit der Lokalredaktionen)