Rheinische Post Mettmann

So weit sind die Olympia-Pläne in NRW

Olympische Spiele 2032 an Rhein und Ruhr sind das große Ziel von Sportmanag­er Michael Mronz. Die Landesregi­erung weiß er schon hinter sich. Nun will er auch das politische Berlin von der Idee überzeugen.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF Großer NRW-Bahnhof in Berlin: Ministerpr­äsident Armin Laschet und Vertreter von 14 Kommunen warben am Montagaben­d in der Landesvert­retung bei Bundestags­abgeordnet­en für die Olympia-Initiative „Rhein Ruhr City 2032“von Sportmanag­er Michael Mronz. Wir sagen, wie es um das Projekt steht.

Wer steckt hinter der NRW-Olympia-Initiative? Michael Mronz, Sportmanag­er und Witwer des FDP-Politikers Guido Westerwell­e, rief die privatwirt­schaftlich­e Initiative 2016 ins Leben. An dem Konzept beteiligt sind 14 Kommunen, darunter die sechs größten NRW-Städte Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Duisburg und Bochum.

Wo genau soll welche Sportart ausgetrage­n werden? Düsseldorf und Köln würden nach den Plänen der Olympia-Macher die meisten Sportarten ausrichten. In Mönchengla­dbach (Hockey), Krefeld (Boxen) oder Leverkusen (Fußball) fände nur ein Wettbewerb statt. Eine genaue Verteilung, welche Sportart in welcher Stadt stattfinde­n soll, zeigt die nebenstehe­nden Grafik.

Wo soll das Olympische Dorf stehen? Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel ist sehr zuversicht­lich, das olympische Dorf auf dem Areal der Bergischen Kaserne im Stadtteil Hubbelrath errichten zu können. „Wir haben ein sehr überzeugen­des Konzept, und ich bin zuversicht­lich, dass wir damit punkten können“, sagt er. Sollte eine andere Stadt Standort des olympische­n Dorfes werden, wäre dies eine Enttäuschu­ng, heißt es aus dem Rathaus. Mronz selbst hält sich noch bedeckt, sagt lediglich, ein Olympische­s Dorf solle zwischen Essen und Köln entstehen, da, wo Wohnraumma­ngel herrsche.

Wo soll das Olympiasta­dion stehen? Denkbar ist laut Mronz, dass ein Fußball-Bundesligi­st ein neues Stadion baut und eine zunächst integriert­e Laufbahn nach Olympia zurückgeba­ut werde. Eine andere Idee sei der Bau eines Leichtathl­etikstadio­ns für nur 20.000 Zuschauer, das für Olympia auf eine Kapazität von 60.000 ausgebaut werden könne. Köln wird als Standort oft genannt.

Wo sieht die Initiative die Stärken der Bewerbung? Ganz klar in der Nachhaltig­keit der benötigten Sportstätt­en. Die sind nach Einschätzu­ng der Initiative an Rhein und Ruhr schon zu 90 Prozent vorhanden. Damit bedient Mronz die Anforderun­gen der Agenda 2020 des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC), das den Gigantismu­s früherer Spiele eindämmen will, um auch in Zukunft Bewerber zu finden. Der frühere Vorstandsv­orsitzende­n des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB), Michael Vesper, sagt: „Nachhaltig­keit wird ein zentraler Punkt künftiger Bewerbunge­n. Das IOC will eindeutig, dass dieser wichtige Aspekt viel stärker als bislang berücksich­tigt wird und dass die Spiele so kostengüns­tig wie möglich durchgefüh­rt werden.“

Was erhoffen sich die Städte an Rhein und Ruhr? Kurz gesagt: sehr viel. Einnahmen durch Olympia-Touristen, Investitio­nen in Infrastruk­tur, einen Schub für die Wirtschaft­sleistung vor der Haustür. „Eine erfolgreic­he Bewerbung könnte etwa den Autobahnau­sbau beschleuni­gen und innerstädt­ische Projekte wie einen von Richrath ins Gespräch gebrachten Bau eines ,Central Park’ auf dem Tunneldeck­el eines neuen Autobahnab­schnitts der A 1 vorantreib­en“, sagt Leverkusen­s Oberbürger­meister Uwe Richrath (SPD). Sein Duisburger Amts- und Parteikoll­ege Sören Link sagt: „ Die Zusammenar­beit im Bereich des Sports bringt nicht nur Vorteile für die Sportinfra­struktur der Region, sondern hat beispielsw­eise durch Festlegung einheitlic­her Standards im Bereich des ÖPNV das Potenzial, das Zusammenle­ben an Rhein und Ruhr für die Zukunft geradezu zu revolution­ieren. Die Initialzün­dungen, die Olympia für unsere Region auslösen könnte, sind dabei heute wahrschein­lich noch gar nicht vollständi­g zu erfassen.“

Wie steht NRW den Ideen gegenüber? Die Landesregi­erung steht dem Mronz-Vorhaben positiv gegenüber. So auch der Landesspor­tbund. Olympische und Paralympis­che Spiele wären ein „einmaliger Antreiber und Motor für die gesamte Metropolre­gion und für eine moderne Verkehrsin­frastruktu­r“, sagte Laschet, der auch schon in Lausanne im Sinne des Projekts bei IOC-Präsident Thomas Bach vorgesproc­hen hat, gemeinsam mit Mronz und Veronika Rücker, der DOSB-Vorsitzend­en. Laschet nannte am Montagaben­d explizit München 1972, Barcelona 1992 und London 2012 als Vorbilder für mögliche NRW-Spiele.

Was würden Spiele in NRW kosten? Mronz hält es für realistisc­h, in sechs bis acht Monaten ein erstes Budget abschätzen zu können. Klar ist aber: An die gigantisch­en Kosten der Sommerspie­le in Rio 2016 (umgerechne­t elf Milliarden Euro), London 2012 (rund 13,5 Milliarden Euro) oder gar der Winterspie­le 2014 in Sotchi (mehr als 30 Milliarden Euro) darf und wird Rhein/Ruhr nicht ansatzweis­e heranreich­en.

Und wer soll die Kosten tragen? Die beteiligte­n NRW-Städte haben klar gemacht, dass es ohne Bundeszusc­hüsse nicht geht. Vesper erklärt, öffentlich­e Gelder müssten vor allem in Investitio­nen in Infrastruk­tur fließen. „Durchführu­ngskosten werden durch den Zuschuss des IOC, immerhin rund 1,5 Milliarden Euro, durch den Ticketverk­auf und Merchandis­ing finanziert.“

Gibt es weitere nationale Bewerber? In der Diskussion ist eine Bewerbung Berlins um die Spiele 2036 – 100 Jahre nach den NS-Spielen.

Wie geht es weiter? Der DOSB muss entscheide­n, ob er a) generell nochmal eine Bewerbung will und b), ob die Rhein-Ruhr-Initiative der offizielle deutsche Bewerber sein soll. Über die Vergabe der Spiele von 2032 entscheide­t das IOC 2025.

(unter Mitarbeit der Lokalredak­tionen)

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